Ride Capital hat einen neuen Eigner. Das geht aus einer Mitteilung des Amtsgerichts Charlottenburg hervor, über die „Finance Forward“ zuerst berichtet hatte. Demnach kauft die Blue Lionfish GmbH das insolvente Unternehmen im Ganzen – für einen Kaufpreis von 630.000 Euro. Wie „Finance Forward“ berichtet, bewerteten die Investoren das Fintech zwischenzeitlich mit rund 8 Millionen Euro.
Hinter Blue Lionfish steht der Investor Raoul Heraeus, der wiederum zur gleichnamigen deutschen Unternehmerfamilie zählt. Heraeus investierte bereits in der Vergangenheit über sein Beteiligungsvehikel Alera Capital in verschiedene Start-ups, zählte auch bei Ride schon zu den Investoren. Andere prominente Ride-Geldgeber waren unter anderem Mario Götze oder Verena Pausder.
Im September war öffentlich geworden, dass Ride insolvent ist. Damals gaben die Verantwortlichen bereits bekannt, nach einem Investor zu suchen, um das Unternehmen und die Geschäfte fortzuführen. Die Arbeitsplätze der 35 Mitarbeitenden sind nun wohl gesichert, außerdem steigt der ehemalige Capinside-Geschäftsführer Jürgen Sehnert ins Führungsgremium von Ride ein. Dort leitet er dann gemeinsam mit Samed Yilmaz die Geschicke des Unternehmens. Die zwei Gründer von Ride – Christine Kiefer und Felix Schulte – verließen die Geschäftsführung im September.
Das operative Geschäft von Ride setzt sich bisher vor allem aus dem Geschäft mit vermögensverwaltenden GmbHs zusammen. Kunden von Ride können für einen Fixbetrag sowie zusätzlich jährliche Gebühren eine vermögensverwaltende GmbH gründen, um deren Steuervorteile für Investments zu nutzen. Ride selbst gibt an, dass sich das Modell für Aktienstrategien ab einem Vermögen von 100.000 Euro lohne, bei Zertifikatestrategien schon darunter. Zudem hat Ride einen eigenen Broker und bietet Tradern und auch externen Unternehmen Buchungssysteme für Wertpapiertransaktionen an.
Ride passte Geschäftsmodell mehrfach an
Auch ein digitales Private Banking wollte das Unternehmen einführen. Dafür kooperierte Ride mit anderen Unternehmen, deren Investmentprodukte Ride über die eigene Plattform anbot. Gleichzeitig investierte das Unternehmen in der Vergangenheit aber auch in Immobilienprojekte, bot auch diese Investments auch Anlegern an. Bei den Immobilienprojekten verspekulierte sich Ride aber teilweise, was für Unmut bei den Anlegern sorgte – und die Immobilienprojekte waren laut „Finance Forward“ auch Grund für die Liquiditätsprobleme des Fintechs.