Investments in Start-ups Die fünf wichtigsten Auswahlkriterien für Family Offices

Frank Koch ist Partner der internationalen Wirtschaftssozietät Taylor Wessing

Frank Koch ist Partner der internationalen Wirtschaftssozietät Taylor Wessing

„Gastauer Family Office investiert 50 Millionen Euro in Start-up-Unternehmen“, „Woodman Asset Management und DvH Ventures, zwei Kölner Family Offices, investieren in das Kölner FinTech-Unternehmen moneymeets“, „Family Office Manz-Erbe investiert in App Updatemi“ – war man in den letzten Jahren zunehmend darauf aufmerksam geworden, dass Family Offices sich vermehrt als Private-Equity-Investoren unmittelbar im mittelständischen privaten Beteiligungsmarkt engagieren, so mehren sich in jüngerer Zeit die Dealmeldungen in den einschlägigen Medien über Investments von Family Offices in Start-ups.

Dies ist auf der Suche nach Rendite nur konsequent. Die Asset-Klasse Private Equity/Venture Capital gewinnt neben den traditionellen Asset-Klassen, wie Aktien-, Anleihen- und Immobilien, zunehmend an Bedeutung und statt indirekte Investments in Private Equity Fonds, suchen Family Offices nun die vielversprechenden Renditechancen (und scheuen im aktuellen Niedrigzinsumfeld nicht länger die Risiken) eines Direktinvestments. Und die Renditechancen sind naturgemäß noch größer bei einem Risikoinvestment in Start-ups.

Solche Investments werfen aber auch neue Fragen auf, denn die Targets verfügen in den allermeisten Fällen nur über motivierte Gründer, eine Handvoll Personal, eine Idee und einen Businessplan. Verlässliche Geschäftszahlen aus der Vergangenheit gibt es nicht. Das ist ja gerade der Charme eines Start-ups: Die Idee der Gründer basiert auf einer Vielzahl von Annahmen hinsichtlich des Marktes und der Erfolgsaussichten des Produktes; diese Annahmen werden aber erst in der Zukunft im Wege des Trial-and-Error-Verfahrens geprüft und aufgrund des Feedbacks der Early Adaptors möglicherweise noch radikal umgestellt.

Worauf soll ein Investor dann das Augenmerk richten, wenn Finanzkennzahlen der Vergangenheit nicht zur Verfügung stehen und auch eine rechtliche Due Diligence nur sehr eingeschränkte Erkenntnisse geben wird? Folgende fünf Ratschläge sollten berücksichtigt werden:

  1. Investieren Sie nicht in Businesspläne, sondern in Menschen
    Businesspläne ohne Vergleichszahlen aus der Vergangenheit mögen einen Einblick in die Planungsfähigkeiten und Strukturiertheit der Start-up-Betreiber geben. Mehr nicht. Da gerade bei Start-ups in aller Regel erst das Geschäftsmodell getestet und immer wieder angepasst werden muss, kommt es vielmehr darauf an, dass das Team des Startups berechtigten Anlass zur Hoffnung gibt, dass sie erfolgreich das Unternehmen auf der Suche nach einem tragfähigen Geschäftsmodell führen werden. Wichtig ist deshalb, dass das Führungsteam alle vier wesentlichen Persönlichkeitsmerkmale vereinbart, die ein erfolgreiches Unternehmen ausmachen:

    Es bedarf des kreativen Visionärs ebenso wie des technologiefokussierten Spezialisten, der die Kommunikation mit den Programmierern übernehmen kann. Daneben braucht man auch den strukturierten Zahlenmenschen und denjenigen, der die Pläne des Visionärs dann auch in die Tat umsetzt und diese nachhält. Sehr selten sind diese vier Persönlichkeiten in einer einzigen Person vereint.

    Erfahrungsgemäß sind erfolgreiche Gründerteams deshalb häufig auf mehrere Schultern verteilt. Wenn es an einer oder mehreren dieser Persönlichkeiten im Gründerteam fehlt und der Investor nicht die fehlende Ergänzung darstellt (oder nicht bereit ist, insoweit personelle Ressourcen einzubringen) – investieren Sie nicht. Egal wie vielversprechend der Businessplan ist.

  2. Investieren Sie in erfolgreiche Menschen, die mit Scheitern umgehen können
    Investieren Sie nur in Menschen, die in der Vergangenheit bereits mindestens einmal, idealerweise sogar mehrmals gescheitert sind. Denn auf dem Weg vom Start-up zum erfolgreichen Unternehmen wird es immer wieder Situationen des Scheiterns geben. Wichtig ist deshalb, wie diese Personen mit Scheitern umgehen. Was haben Sie aus dem Scheitern gelernt und wie haben Sie reagiert? Sind Sie flexibel genug, um aus dem Scheitern schnell neue Ideen zu entwickeln?

    Wenn jemand häufig genug gescheitert ist, ist dies natürlich noch kein Beleg dafür, dass er zukünftig erfolgreich sein wird. Suchen Sie deshalb jemanden, der vor oder nach dem Scheitern auch bereits erfolgreich war und damit bewiesen hat, dass er ein Unternehmen von der Start-up-Phase zu einem Erfolg führen konnte. Nur wer alle Phasen durchlebt und gemeistert hat, hat den Beweis angetreten, dieses auch für ihr Investment leisten zu können.