Investmentchef Kontora Family Office „Zum Bauchgefühl gibt es harte Kriterien“

Patrick Maurenbrecher ist Geschäftsführer des Kontora Family Office.

Patrick Maurenbrecher ist Geschäftsführer des Kontora Family Office. Foto: Robert Schlossnickel

private banking magazin: Beim Kontora Family Office hat man jüngst einen Investmentprozess erarbeitet, der für alle Anlageklassen gilt. Warum das Ganze?

Patrick Maurenbrecher: Wie in der Wissenschaft hätten wir Investoren gerne, dass wenn man A unternimmt, immer B als Ergebnis herauskommt. Berechenbar und verlässlich. Nur ist es beim Investieren leider nicht so. Wir haben uns gefragt, wie wir dennoch einen nachvollziehbaren Investmentprozess bei uns etablieren können. Denn es gibt ja erfolgreiche Investoren, die die Aufgabe gelöst haben, im Rahmen des Möglichen die Wahrscheinlichkeit eines positiven Ergebnisses zu erhöhen.

An wen denken Sie da?

Maurenbrecher: Das sind Investorengrößen wie Warren Buffett, Howard Marks oder Seth Klarman – alle mit einer überdurchschnittlichen Rendite Jahr für Jahr. Deren bewährten Prinzipien folgen wir schon seit Jahren. Gerade die von Seth Klarman beschriebene „Margin of Safety“ ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Konzepts. Unser Unternehmen gibt es seit 14 Jahren, und in der Zeit haben die von uns empfohlenen und von den Mandanten umgesetzten Investments eine IRR von 14,3 Prozent erreicht. Wir sprechen hier von etwa 150 Investments, von denen lediglich drei eine negative Rendite hatten. Das Entscheidende ist dabei aber nicht, welche Investments wir getätigt haben, sondern welche nicht.

Gibt es denn eine Art Tagebuch der nicht getätigten Investments?

Maurenbrecher: Jede Entscheidung des Investmentkomitees wird natürlich fest­gehalten. Denn es geht um Musterer­kennung. Wann haben wir investiert, wo nicht. Beispielsweise hatte sich eine Kollegin ein Pfandhaus-­Investment 2015 angeschaut, die Due Diligence durchgeführt und ihre Bewertung festgehalten. Das In­vestment haben wir damals nicht getätigt. Wie wir heute wissen, mit gutem Recht, denn das Investment ist geplatzt. Das Geschäftsmodell war zwar verständlich, aber die Gesamtschau des Investments rief bei der Kollegin ein ungutes Gefühl hervor.

Hört sich nach Bauchgefühl und weniger nach Prozess an.

Maurenbrecher: Das Investment durchlief zuerst unseren Prozess. Aber der Mensch und damit die Berufserfahrung spielen natürlich eine Rolle. Auch wenn wir das wissenschaftlich Nachvollziehbare in unseren Investmentprozess bringen wollen, heißt das nicht, dass wir Zahlen in ein System einspielen, welches dann ein Chance­-Risiko­-Verhältnis ausspuckt, nach dem wir investieren. Es gibt beim Gefühlsthema auch Kriterien.

Zum Beispiel?

Maurenbrecher: Nehmen Sie das Thema „Skin in the Game“. Hat der Asset Manager in das Investment 10 Millionen Dollar aus dem eigenen Vermögen gesteckt, ist das ein sehr starkes Signal. Dann wird das Bauchgefühlt zu einem harten Kriterium.

Sucht Kontora grundsätzlich Asset Manager mit einer unternehmerischen Denke?

Maurenbrecher: Wir suchen definitiv nur solche, die eigenes Geld investieren. In Deutschland ist das unter den liquiden Asset-Managern leider wenig verbreitet.

Aus welchen Bausteinen besteht denn künftig der Kontora-Investmentprozess?

Maurenbrecher: Eigentlich hat sich der Prozess über viele Jahre nicht verändert, wir haben ihn jüngst aber stärker formalisiert. So haben wir nun eine Prüfliste mit acht Hauptkriterien erarbeitet, unter denen sich aber wiederum weitere Einzelkriterien anschließen. Vieles davon sind klassische Aspekte aus dem Kanon des Value Investings. Zu den Hauptkriterien gehören neben Skin in the Game noch die Integrität des Managements, Quellen der Wertgenerierung und die Downside Protection. Darüber hinaus ist eine Einschätzung zum Chance­Risiko­Verhältnis abzugeben sowie zu analysieren, welche Vorteile der zu prüfende Asset Manager hat. Außerdem ordnen wir jedes poten­zielle Investment in die strategische Vermögensallokation ein und analysieren, ob der aktuelle Investitionszeitpunkt im Wirt­schaftszyklus für das Investment vorteilhaft oder nachteilig ist. Darunter sind mit Abstand Skin in the Game und die Downside Protection die wichtigsten.