Gibt es noch andere Felder, in denen man sich mit hauseigener Analyse hervortun kann?
Mann: Ein Feld, das deutlich an Akzeptanz gewinnt, sind Infrastruktur-Anlagen. Wegen der verschärften Basel-III-Regelungen ziehen sich Banken hier tendenziell zurück. Sie können sich nicht mehr so lange an Projekte binden. Wir sind seit 2014 dabei und füllen diese Anbieter-Lücke als institutioneller Investor. Aber auch hier muss man der Komplexität Rechnung tragen und für sichere Prozesse sorgen. Dazu gehört nicht nur die Marktseite, sondern auch die Marktfolgeseite, deren Team bei Infrastrukturvorhaben von Anfang an ihre Einschätzung und ihr Veto abgeben darf.
Was Ihr Unternehmen ziemlich verändert haben dürfte.
Mann: Wir haben jahrzehntelang hauptsächlich in gelistete Wertpapiere investiert und sie bei Bedarf einfach wieder verkauft. Das ist bei illiquiden Anlageklassen natürlich ganz anders. Damit kommen neue Mitarbeiter ins Haus, die früher nicht bei einer Versicherung gearbeitet haben.
Was für Mitarbeiter sind das?
Mann: Das sind Leute aus Banken, die solche Projekte dort schon finanziert haben. Manche arbeiten auf der Marktseite, andere auf besagter Marktfolgeseite. Und beide Gruppen ringen miteinander, welches Risiko noch vertretbar ist und welches nicht. Und das ist gut so, denn dabei geht es um nicht ganz einfach zu messende Risiken. Bei einer Windkraftanlage gibt es keine Volatilität, dafür kann ein brütender Vogel dafür sorgen, dass die Anlage plötzlich abgeschaltet wird. Andererseits bleibt die Rendite des Windparks unbeeindruckt, wenn die Aktienmärkte zum Beispiel durch das Coronavirus abstürzen. Es geht immer auch darum, wie gut so ein Projekt den Rest der Kapitalanlage diversifiziert.
Ist das angesichts der knappen Renditen überhaupt noch wichtig? Man sollte doch eher nehmen, was man kriegt.
Mann: Es bleibt trotzdem wichtig. Denn wir müssen die Anlagen mit unseren internen Ansätzen modellieren, und zwar nicht nur in Hinsicht auf Rendite und Risiko. Da entsteht automatisch die Frage, welchen Diversifikationsgrad das Ganze mit dem Rest der Anlagen hat.
Wie wollen Sie das machen, ohne Marktpreise und damit ohne Korrelationen?
Mann: Das geht nur begrenzt im Sinne einer exakten Wissenschaft. Aber die Formel gilt: Je mehr Unterschiede wir in den einzelnen Sektoren erreichen, desto besser ist alles gestreut. Das ist eine Art Grunddiversifikation, die man mathematisch nicht immer hundertprozentig präzise formulieren kann.