Investmentchef der Deutschen Bank „Langweilig dürfte die Legislaturperiode für Anleger nicht werden“

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Dagegen kam die SPD zwischen 1949 bis 2013 auf einen Durchschnittswert von 35,9 Prozent. Von solchen Werten konnte SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz zuletzt nur träumen. Die Hoffnungen, Wähler von Bündnis 90/Die Grünen oder der Links-Außen-Partei Die Linke zurückzugewinnen, haben sich als wenig nachhaltig erwiesen. Das liegt natürlich auch an der schwierigen Ausgangslage als Junior-Partner in der noch amtierenden Regierungskoalition. Dazu kam dann noch so manche Panne im Wahlkampf.

Basierend auf den aktuellen Umfragedaten könnte es durchaus wieder zu einer "Großen Koalition" aus Union und SPD kommen, mit Merkel als Kanzlerin und einer geschrumpften Mehrheit im Bundestag. Unter SPD-Parteifunktionären dürfte das aber auf wenig Gegenliebe stoßen. Die Unionsparteien haben Koalitionen mit der Linkspartei und der flüchtlingsfeindlichen Alternative für Deutschland (AfD) ausgeschlossen. Neben der Großen Koalition käme dann noch eine Drei-Parteien-Regierung in Betracht. Gemeinsam mit den wirtschafts- und sozialliberalen Freien Demokraten (FDP) und den Grünen hätten die Unionsparteien jedenfalls eine solide Mehrheit.

Auf Landesebene gibt es seit Juni wieder solch eine "Jamaika-Koalition", und zwar in Schleswig- Holstein, im Saarland scheiterte das letzte derartige Experiment 2012. Auf Bundesebene könnte es noch deutlich schwieriger werden, vor allem in der Wirtschaftspolitik. 2013 kamen die Koalitionsverhandlungen zwischen der Union und den Grünen nicht so richtig ins Rollen. Diesmal sind die Spitzenkandidaten der Grünen zwar etwas pragmatischer. Trotzdem ist es schwer vorstellbar, dass die Grünen auf Steuersenkungen umschwenken. Da wäre es sicher schwer, eine gemeinsame Linie mit der FDP zu finden.

Stattdessen hoffen viele FDP- und Unions-Sympathisanten, dass eine Mehrheit im Bundestag auch ohne die Grünen zustande kommt. Eine solche Regierungskonstellation gab es bereits häufiger in der Nachkriegsgeschichte – zuletzt von 2009 bis 2013. Die letzte gemeinsame Amtszeit endete allerdings mit dem politischen Zusammenbruch der FDP bei den Bundestagswahlen 2013. Die FDP verpasste erstmals in der Nachkriegsgeschichte den Einzug in den Bundestag. Die Erinnerung an diese Niederlage wird etwaige Koalitionsverhandlungen überschatten und die FDP sich vermutlich redlich bemühen, eigene Positionen durchzusetzen.