Investmentchef Allianz Leben „Solvency II war ein Türöffner”

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Aber es besteht doch Gefahr, dass sich über die Jahre die Geschäftsmodelle der langfristigen Investments ändern und sogar wegbrechen können.

Lindner: Das ist natürlich etwas, das wir uns sehr genau anschauen. Mit einem defensiven Geschäftsmodell, bei denen Sie mit hoher Zuversicht über Jahrzehnte von stabilen Cashflows ausgehen können, sind Sie auf der sicheren Seite. Bei den Parkuhren sind wir uns ziemlich sicher, dass es in der Kernstadt Chicago über sehr viele Jahre hohe Nachfrage geben wird, auch wenn Trends am Ende bekannte Mobilitätskonzepte komplett veralten lassen. Ein anderes Beispiel sind unsere Gas-Pipelines, bei denen wir Lieferverträge über 30 Jahre haben. Angenommen, es wird in 15 Jahren keine Gastransporte mehr geben, sind die Verträge so gestaltet, dass die Gasförderunternehmen bezahlen müssen, egal ob sie durchleiten oder nicht. Damit nehmen wir auch noch mal gewisse Geschäftsrisiken raus. Im Resultat haben wir eine sehr hohe Sicherheit, was die Cashflows dieser langfristigen Investments angeht. Und das passt dann perfekt zum Geschäftsmodell der Allianz Leben, wo wir dem Kunden eine stabile Rendite über viele Jahre geben wollen.

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ILLUSTRATION: OPKA/FOTOLIA, RASHADASHUROV/FOTOLIA Quelle: allianz.de

Kommt Ihnen beim Thema Infrastruktur die Größe der Allianz Leben entgegen?

Lindner: Ganz klares Ja. Zum einen müssen Sie sich solche Investments von der Kapitalunterlegung her erlauben können, was dank unserer Finanzstärke bei uns der Fall ist. Zum anderen muss man auch mal eine Milliarde Euro auf den Tisch legen können. Und ganz wichtig: Sie benötigen Expertise, weil die Investments sehr komplex sind. Das gilt für die Anlagen bis hin zu den Vertragswerken, denn diese sind meistens länderübergreifende Verträge.

Nochmal zu Ihrem langfristigen Denken: Blenden Sie Zinsänderungsrisiken komplett aus?

Lindner: Für Fondsmanager und andere Anleger stellt die Laufzeit einer 30-jährigen Anleihe natürlich ein Risiko dar. Denn der Fondsmanager wird jeden Tag an der Marktbewertung der Papiere gemessen. 0,5 Prozentpunkte Zinsanstieg bedeuten sofort einen 10-prozentigen Kursverlust. Für uns ist das aber kein Risiko, sondern vielmehr eine Chance, weil wir auf lange Sicht immer einen Zinsaufschlag bekommen. Wir haben das mal über fast 80 Jahre durchgerechnet. Heraus kam, dass man als Investor am langen Ende der Zinskurve durchschnittlich einen Prozentpunkt mehr Rendite bekommt. Das überkompensiert deutlich das Risiko, dass man mit Zinsanstiegen auch mal einen Marktwertverlust erleben kann.