Umschwung statt Krise Wird aus „Europa, Amerika und China“ „Europa und USA“?

Zwei Frauen fahren auf einem Fahrrad. Eine der Frauen trägt eine Pandamaske.

Der Panda, eines der Nationalsymbole Chinas, entfernt sich. Oder entfernen sich Investoren vom Panda? Foto: Imago / Steinach

Klimakrise, Krieg in der Ukraine, Deglobalisierung und Inflation.Gut sieht es nicht aus für Europas Wirtschaft. Hinzu kommen die gestiegenen Treibstoff- und Energiepreise. Und auch die Covid-Pandemie ist nicht vollständig überwunden und sorgt gemeinsam mit der Grippewelle für Arbeitsausfälle und ein Gesundheitssystem an der Überlastungsgrenze.

In den USA bremsen die hohe Inflation und die Zinsschritte der Federal Reserve die Konjunktur. „Das größte Risiko in der kurzen Frist ist eine Rezession in Europa und den USA, ausgelöst durch die Zinswende der Zentralbanken“, sagt Sandro Pierri, Vorstand von BNP Paribas Asset Management. „Das Ausmaß der Rezession wird davon bestimmt, wie schnell sich die Inflation normalisiert“, ergänzt Pierri. Andere Prognosen wie die der OECD sind optimistischer, zumindest für die US-Wirtschaft. Sie rechnen mit einem äußerst geringen, aber noch positiven Wachstum.

Stimmung an den Märkten gedämpft, aber nicht gedrückt

China indes leidet nicht nur unter seiner eigenen Politik wie der restriktiven Covid-Politik und den Machtdemonstrationen des Präsidenten Xi Jinping, sondern auch unter der gesunkenen Nachfrage aus Europa und den USA. Zudem sind die Handelsspannungen, die unter US-Präsident Trump aufkamen, zwar gelockert, aber nicht gelöst. Denkbar ist, dass sich die Lage wieder verschärft. So könnten Europa und die USA mit Sanktionen auf Chinas Taiwan-Politik reagieren.

Dennoch ist die Stimmung an den Märkten zwar gedämpft, aber nicht gedrückt. Carsten Mumm, Chefvolkswirt der Privatbank Donner & Reuschel, sieht den Grund dafür hauptsächlich in der Zinswende. Diese habe 2022 alle verzinslichen Anlagesegmente belastet, 2023 dürften sich steigende Zinsen nur noch abgeschwächt auswirken. „Sowohl in den USA als auch in der Eurozone ist im Laufe des ersten Quartals mit einem vorläufigen Ende der Leitzinserhöhungen zu rechnen“, so Mumm.

 

 

Da sich die Wirtschaft abkühle, werde auch die Inflation sinken. Dennoch blieben die Realzinsen voraussichtlich noch mehrere Jahre lang negativ, was wiederum Aktien und andere Realwerte stütze. Zudem prognostiziert Mumm, dass sich die Geschäftserwartungen der Unternehmen verbessern und sich die Wirtschaft stabilisiert.

Stabilisiert werden die Märkte auch dadurch, dass viele Risiken bereits eingepreist seien. „Die globale Situation ist ungewöhnlich schwierig, um es milde auszudrücken. Aber all das ist keine Überraschung mehr“, sagt Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding. Die Mehrheit der Analysten sieht das ähnlich. Investoren fokussierten sich nicht mehr auf die Inflation, sondern auf das Wachstum.

Zwar sei eine Rezession in der Eurozone bereits eingeläutet, aber die Stimmung unter den Unternehmen helle sich auf. Zudem dürften die Energie- und Rohstoffpreise nur noch leicht steigen oder sogar sinken. Hinzu komme, dass der Arbeitsmarkt äußerst stabil sei.
Die Eurozone wird die Rezession nach Ansicht der Volkswirte bereits im kommenden Jahr überwinden. Das geht auch aus der Prognose der OECD hervor.

Seite zwei: Ja zu den USA, nein zu China?