Das Jahr 2023 war geprägt von einer Mischung aus Inflation und Zinsen. Daher strukturierten Staatsfonds ihre Portfolios um. Das zeigt die Invesco Global Sovereign Asset Management Studie. Für diese wurden Einschätzungen von 140 Investmentchefs, Anlageklassen-Verantwortlichen und Senior-Portfoliostrategen von 83 Staatsfonds und 57 Zentralbanken ausgewertet. Das gemeinsam verwaltete Vermögen liegt bei 22 Billionen US-Dollar.
Laut den Studienautoren gab es dabei einige Trends, mit denen die Investoren gegen das schwierige makroökonomische Umfeld ankämpften. So waren insbesondere Aktien und Private Credit gefragt. Auch Schwellenländer und Künstliche Intelligenz (KI) spielen in den Portfolios eine wichtigere Rolle.
Staatsfonds setzen auf Indien
Insgesamt schauen die Befragten vorsichtig optimistisch in die Zukunft. 43 Prozent rechnen mit einem beständigen oder beschleunigtem Wachstum der Wirtschaft. 55 Prozent rechnen mit einer Konjunkturabschwächung – aber mit einer weichen Landung. Wobei Europäer pessimistischer sind: hier rechnen nur 29 Prozent mit einem beschleunigten Wirtschaftswachstum und 11 Prozent gehen von einer Konjunkturabschwächung mit harter Landung aus.
Um auf eine etwaige länger andauernde Inflation und Zinsrate zu reagieren, schichten die Staatsfonds ihre Allokation um. Besonders Cash-Bestände wurden zugunsten von Aktien, Fixed Income, Private Equity und Infrastruktur abgebaut (siehe Grafik).
Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass gerade Schwellenländer von geopolitischen Spannungen profitieren können. Je multipolarer die Welt werde, desto eher treten Schwellenländer in den Vordergrund.
Gerade Indien stehe demnach bei Staatsfonds im Fokus. 2023 haben 76 Prozent der Befragten das Land als gutes Investment im Anleihenbereich wahrgenommen. Für 2024 sind die Staatsfonds mit einem Wert von 84 Prozent sogar noch optimistischer. Bei anderen Märkten ist die Stimmung für das laufende Jahr 2024 weniger positiv ausgeprägt:
- Indonesien: 47 Prozent (plus 3 Prozent)
- Südkorea: 41 Prozent (minus 15 Prozent)
- China: 35 Prozent (minus 16 Prozent)
- Mexiko: 32 Prozent (minus 19 Prozent)
- Südafrika: 29 Prozent (minus 12 Prozent)
- Brasilien: 29 Prozent (minus 20 Prozent)
- Russland: 0 Prozent (minus 7 Prozent)
Die Ergebnisse zeigen laut Invesco jedoch, dass die Verantwortlichen von Staatsfonds einen zunehmend nuancierten Ansatz für Investitionen in diese Märkte wählen. Dieser berücksichtige die einzigartigen Risiken und Chancen und die Positionierung jedes Landes in einer zunehmend komplexen und vernetzten geopolitischen Landschaft.
Staatsfonds wollen mehr in Private Credit allokieren
Private Kredite werden bei den Managern immer beliebter: 56 Prozent investieren über Fonds und 30 Prozent direkt. Zwei Drittel wollen künftig mehr allokieren, dafür weniger in festverzinsliche Wertpapiere, Aktien und Private Equity.
Staatsfonds-Verantwortliche bevorzugen laut den Studienautoren Infrastruktur-, Immobilien- und Unternehmenskredite in den Industrieländern, sondieren aber auch die Schwellenländer. Mezzanine-Darlehen und Vorzugskapital sind im Immobilienbereich zunehmend im Blickpunkt.
Staatsfonds-Manager hätten schnell auf den Trend im Kreditgeschäft – weg von traditionellen Banken, hin zu privaten Geldgebern – reagiert. Für 63 Prozent der Verantwortlichen ist der Grund für das gestiegene Interesse der Wunsch, sich zu diversifizieren, gefolgt von dem relativen Wert im Vergleich zu klassischen Kreditgeschäften (53 Prozent). Für 49 Prozent ist die hohe Rendite ein wichtiger Faktor.