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Interview zu Chancen in Schwellenmärkten „Uns reizen die geringe Korrelation und die gute Wachstumsdynamik“

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Könnten Sie noch einen weiteren aussichtsreichen Sektor nennen?

Born: Für Investments in Grenzmärkten bietet sich auch der Bankensektor an. In Kolumbien sind wir in Bancolombia investiert. Der Regierungswechsel in Kolumbien geht mit einem Stimmungswechsel einher. Überall ist Optimismus zu spüren. Auch die Börse hat Nachholbedarf.

Für Grenzmärkte in Lateinamerika gilt generell: Die Durchdringung mit Bankdienstleistungen ist relativ gering. Zugleich schleppen die Banken nicht die Altlasten mit sich herum, die man bei europäischen Banken findet. Auch wenn die Banken in Lateinamerika in der Finanzkrise keine leichte Zeit hatten – es gab keine Probleme mit der Qualität der Assets und es musste keine Bank vom Staat gerettet werden. Die Banken in der Region sind konservativ und risikobewusst.

Welche Vorteile haben Pionieranleger in den Grenzmärkten?

Born: Diese spezielle Anlageklasse wird von den Märkten häufig vernachlässigt. Die Liquidität ist geringer, die Marktreife ist erst dabei sich zu entwickeln. Werden Frontier Markets aber aufgrund ihres dynamischen Wirtschaftswachstums zu Schwellenmärkten hochgestuft und in den Aktienindex MSCI Emerging Markets aufgenommen, werden deren Aktienmärkte beflügelt. Dieser Mechanismus ist im kommenden Jahr etwa im Fall Argentiniens zu erwarten. Doch generell gilt: Der Zugang zu Grenzmärkten ist für Privatanleger nicht einfach, der Rückgriff auf einen Fonds bietet sich an.

Ausländische Investoren sind in Frontier Markets bislang nur in geringem Maße investiert. Viele scheuen Risiken, offenbar zu Unrecht: Sind Grenzmärkte gegenüber Krisen genauso exponiert wie Industrie- und Schwellenländer?

Born: Ja und nein. Jedes Land auf der Erde ist in gewissem Maß der Weltkonjunktur ausgesetzt. Auf Marktebene findet man häufig aber auch sehr viele Einzeldynamiken, die abgekoppelt sind von den externen Entwicklungen. Das ist eben das Besondere an den Frontiermärkten: Die Entwicklung der einzelnen Märkte verläuft weitgehend unkorreliert zur globalen Marktdynamik und Kapitalmarktdynamik, die im Allgemeinen sowohl die Emerging Markets als auch die Industrieländer bewegt. Auch untereinander haben die Frontier Markets nur eine sehr geringe Korrelation. Eine Krise in Nigeria hat in Vietnam keinerlei Auswirkungen. Die Volatilität im Portfolio bleibt damit geringer als viele Anleger es eigentlich erwarten würden. Folglich spricht vieles für Investments: Wir schätzen die geringe Korrelation, gute Wachstumsdynamik und begrenzte Volatilität.

Worauf müssen Anleger achten, die in die Grenzmärkte investieren wollen?

Born: Anleger sollten vorrangig auf gute Wachstumsdynamik achten. Kommt es zu einem politischen Wechsel mit Reformdynamik? Steht ein Frontier Market davor, zum Emerging Market hochgestuft zu werden? Anleger sollten aber keinesfalls 100 Prozent ihres Kapitals in nur einen Markt, zum Beispiel Argentinien, stecken. Kommt es zu einem Kursrutsch, können die meisten Anleger nicht so schnell reagieren, wie sie denken.

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