Apropos Internationalität: Wo ordnet sich der österreichische Markt innerhalb der Unicredit-Gruppe in Sachen Profitabilität und Margen ein?
Siegler: Das ist nicht leicht zu beantworten, zu verschieden sind die Märkte und der jeweilige Bedarf. In Österreich zählen wir uns aber zu den Marktführern. Und schaut man sich die geläufigen Studien an, sieht man: Das Ertragspotenzial ist in den Märkten ähnlich.
... aber laut der Beratungsgesellschaft Zeb in Österreich schon geringer als in Deutschland.
Siegler: Das führe ich auch darauf zurück, dass deutsche Privatbanken und Wealth Manager etwa im Immobiliensegment stärker engagiert sind, während in Österreich der Fokus fast ausschließlich im Wertpapierbereich liegt. Die Frage ist also: Wie verdienen die jeweiligen Institute im Private Banking und Wealth Management ihre Umsätze? Erst dann lassen sich die Margen sinnvoll miteinander vergleichen.
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Apropos Internationalität: Wo ordnet sich der österreichische Markt innerhalb der Unicredit-Gruppe in Sachen Profitabilität und Margen ein?
Siegler: Das ist nicht leicht zu beantworten, zu verschieden sind die Märkte und der jeweilige Bedarf. In Österreich zählen wir uns aber zu den Marktführern. Und schaut man sich die geläufigen Studien an, sieht man: Das Ertragspotenzial ist in den Märkten ähnlich.
... aber laut der Beratungsgesellschaft Zeb in Österreich schon geringer als in Deutschland.
Siegler: Das führe ich auch darauf zurück, dass deutsche Privatbanken und Wealth Manager etwa im Immobiliensegment stärker engagiert sind, während in Österreich der Fokus fast ausschließlich im Wertpapierbereich liegt. Die Frage ist also: Wie verdienen die jeweiligen Institute im Private Banking und Wealth Management ihre Umsätze? Erst dann lassen sich die Margen sinnvoll miteinander vergleichen.
Dann beantworten Sie diese Frage gerne einmal für die Schoellerbank: Wo wollen Sie Ihr Geld verdienen?
Siegler: Im klassischen Wertpapiergeschäft: Das Anlagepotenzial sehen wir ab einem Vermögen von einer Million Euro, der Fokus im Wealth Management liegt aber bei Beträgen oberhalb von 5 Millionen Euro. Auf das Segment richten wir auch unsere Dienstleistungen mit Financial Planning, Vermögensverwaltung und Investmentberatern sowie Spezialfonds in unserer eigenen Kapitalanlagegesellschaft Schoellerbank Invest aus. Zu unserem Leistungsangebot zählen auch die Auflage individueller Fonds für Kunden oder Kundenverbände mit darüberhinausgehendem, sehr hohen Anlagebedarf und gegebenenfalls alternative Anlagen wie Private Equity. Wir wollen Individualität für die Kunden schaffen, dafür braucht es eine gewisse Vermögenskomplexität und -größe.
Sprich: Das angesprochene Immobiliengeschäft ist explizit kein Teil der Schoellerbank?
Siegler: Wir haben grundsätzliche Expertise für illiquide oder weniger fungible Werte. Die Unicredit Bank Austria hat aber eine eigene Immobilieninvestmentgesellschaft. Wenn es Bedarf gibt, können wir also mit diesen Immobilienmanagern sprechen. Auch bei Private Equity arbeiten wir in Kooperation mit den Gruppenkollegen. Heißt: Unsere Kernkompetenz ist ganz klar Vermögensanlage mit Wertpapierberatung und natürlich der Vermögensverwaltung. Da die Schoellerbank schon immer diesen Fokus hatte, hat sich in den vergangenen Jahren strukturell nicht viel verändert. Wohl aber haben wir Kapazitäten im Advisory, im Wealth Planning oder bei Ausschreibungen aufgebaut, um uns an die hohen Bedürfnisse im obersten Kundensegment anzupassen.
Das klingt aber vor allem nach zusätzlichen Investitionen - wie verbinden Sie das mit der schon angesprochenen Skalierung und Kostenminimierung?
Siegler: Wir haben diese Schritte mit dem Ziel weiteren Wachstums gesetzt. Beispiel Ausschreibungen: Wir haben in den letzten zwei, drei Jahren kräftig investiert, aber auch einige Mandate von deutlich über 20 Millionen Euro dazugewonnen. Das hätten wir davor vermutlich nicht bewerkstelligen können – und hat sich deshalb schon jetzt ausgezahlt.
„Dass Family Officer zwischengeschaltet sind, kommt seltener vor als in Deutschland – aber auch dann wollen wir natürlich mit den Family Offices in Kontakt treten.“
Ist das gehobene Kundensegment für Sie auch interessant, weil es in Österreich kaum Multi und sonst eher Single Family Offices oder Familienstiftungen gibt?
Siegler: Tendenziell übernehmen Banken in Österreich eher Family-Office-Aufgaben, also beispielsweise Ausschreibungen. Dass Family Officer zwischengeschaltet sind, kommt deswegen seltener vor als in Deutschland – aber auch dann wollen wir natürlich mit den Family Offices in Kontakt treten.
Fällt die Preisdurchsetzung ohne Family Officer leichter?
Siegler: Schon, wobei Preise und Margen in Österreich trotzdem unter Druck geraten. Das liegt daran, dass nicht nur wir investiert haben, sondern auch viele andere Banken. Allerdings adressieren vor allem die Regionalbanken Kunden mit Volumina von unter einer Million Euro, wobei ich noch immer eine Differenz zwischen Anspruch und Leistungsfähigkeit beobachte. Das schon angesprochene höhervolumige Segment ist für uns deshalb besonders auf dem österreichischen Markt interessant, aber auch in den Nachbarländern. Unsere Wachstumsüberlegungen sind mit Blick auf unsere getätigten Investitionen intakt.
Spielen bei diesen Überlegungen auch Investitionen in neue Standorte eine Rolle?
Siegler: Wir fühlen uns sehr gut aufgestellt, sind die einzige Privatbank, die fast flächendeckend in ganz Österreich präsent ist. Regionale Präsenz ist uns wichtig und die haben wir in Österreich zur Genüge.