Der ETF im Private Banking „Der Regulator ist eine Art Trendverstärker für passive Anlagen“ 

Fabian Behnke von Vanguard

Fabian Behnke von Vanguard: Der Asset Manager Vanguard schätzt, dass hierzulande seit 2018 ein zweistelliger Milliardenbetrag aus dem Private Banking und Wealth Management heraus in die eigenen ETFs investiert wurde. Foto: Vanguard

private banking magazin: Anspruchsvolle Kunden in Private Banking und Wealth Management und auf Standard-Indizes fußende ETFs: Wie passt das zusammen?

Fabian Behnke: Spätestens seit der Finanzkrise dürfte sich in allen Anlegergruppen die Erkenntnis durchgesetzt haben, dass Komplexität nicht immer einen Mehrwert liefert. Transparente Investmentlösungen wie ETFs sind dementsprechend auch bei der anspruchsvollen und gehobeneren Kundschaft im klassischen Private Banking sowie im Wealth Management inzwischen als sinnvolle Portfoliobausteine anerkannt. Auch setzt sich die Überzeugung zunehmend durch, dass niedrige Kosten – unabhängig von der Kundengruppe – ein wichtiger Erfolgsfaktor bei der langfristigen Kapitalanlage sind. Und wir haben in den jüngsten Krisen gesehen, dass ETFs und Indexfonds auch dann funktionieren, wenn die Liquidität am Markt sinkt. Insgesamt sind Indexfonds damit ein effizientes, transparentes und kostengünstiges Produkt, das sich für alle Anlegergruppen eignet. 

 

Wie hat sich die Nachfrage von Wealth Managern und Private Bankern in den vergangenen Jahren entwickelt? 

Behnke: Ebenso wie bei anderen Investorengruppen hat die Nachfrage nach Indexfonds und ETFs in den vergangenen Jahren auch dort kontinuierlich zugenommen. Diese Entwicklung wurde auch dadurch verstärkt, dass sich die Kapitalmärkte seit über zehn Jahren ausgesprochen positiv entwickeln, auch wenn es zuletzt zum Markteinbruch kam. Dazu kommt die Tatsache, dass die Anlageergebnisse bei passiven Investments einfach sehr gut nachvollziehbar sind. Und schließlich waren der Trend zu All-In-Gebührenmodellen im Private Banking und das Vergütungsverbot in der Vermögensverwaltung weitere Treiber in diesem Segment. Vanguard selbst ist seit 2018 mit einem Team in Deutschland, das das Private Banking und das Wealth Management direkt betreut. Seitdem wurde uns ein deutlich zweistelliger Milliardenbetrag anvertraut.  

Welche ETFs werden besonders nachgefragt und warum? 

Behnke: Unsere ETFs kommen häufiger in der strategischen Asset Allokation zum Einsatz, weil sie die Assetklassen breit diversifiziert abbilden und damit dauerhaft in jedes ausgewogene Portfolio passen. Soweit es die Nachfrage betrifft, haben unsere Investoren in Europa in der ersten Jahreshälfte besonnen agiert. Die Nettomittelzuflüsse von rund sieben Milliarden Euro blieben vergleichsweise konstant und verteilten sich auf 26 der insgesamt 29 Ucits-ETFs. Lediglich bei drei ETFs kam es zu Abflüssen. Selbstentscheider setzen übrigens vorwiegend auf globale Bausteine. Das heißt, sie investieren möglichst breit diversifiziert in die Weltwirtschaft, um das Risiko zu streuen. Das ist ein entscheidendes Grundprinzip der langfristigen Geldanlage und im aktuell sehr volatilen Umfeld ein absolutes Muss. Bei Beratern geht die Tendenz dahin, die Portfolios ihrer Kunden, insbesondere im Rahmen der taktischen Asset Allokation, granularer aufbauen. 

„Ein qualitativ guter Berater ist sein Geld wert“

Mit Blick auf steigende ETF-Quoten: Warum sollten Wealth-Management und Private-Banking-Kunden eigentlich nicht Selbstentscheider werden, wenn sie doch einfach und günstig selbst in ETFs investieren können?

Behnke: Dass ETFs ein sinnvolles Anlagevehikel sein können, bedeutet nicht, dass sich jeder Indexfonds für alle vermögenden Kunden eignet und von jedem Anleger auch richtig eingesetzt wird. Abgesehen davon möchten sich viele Investoren nicht selbst um ihre Kapitalanlage kümmern. Und das macht auch Sinn. Wir bei Vanguard beschäftigen uns seit über 25 Jahren wissenschaftlich mit dem Mehrwert von Beratung. Im Rahmen unserer Untersuchungen haben wir festgestellt, dass ein qualitativ guter Berater sein Geld wert ist. Sie erzielen für ihre Kunden im Durchschnitt nämlich eine um drei Prozent bessere Rendite pro Jahr – und das nach Kosten.