ANZEIGE

Interview mit Pieter Jansen „Cash-Quoten erinnern an Zeiten der Lehman-Krise“

Seite 2 / 2


Wie sind Ihre Aussichten für Europa?

Jansen: In Europa, aber auch in Japan geht es in die richtige Richtung. Die Währungen haben in den vergangenen Jahren gegenüber dem US-Dollar abgewertet, was den Export begünstigt. Auch die Kreditvergabe verbessert sich, ebenso das Vertrauen und die Lage am Arbeitsmarkt. Solange es keinen großen externen Schock gibt, wird sich die Erholung fortsetzen.

Kriegen die Emerging Markets dieses Jahr die Kurve?

Jansen: Emerging Markets sind der schwächste Punkt in der globalen Wirtschaft. Allerdings gibt es hier bislang noch keine große Krise. Es sieht sogar so aus, als ob sich die Lage etwas stabilisiert. Eine wirkliche Erholung ist aber noch nicht zu erkennen, die fundamentalen Daten bleiben schwach. Wir erwarten, dass das Wachstum in China weiter sinken wird.

Wie schlagen sich Ihre Einschätzungen in der Allokation Ihrer Portfolios nieder?

Jansen: Unser Investmentprozess ist sehr breit aufgestellt. Wir schauen auf die Makroseite, auf die zyklische Entwicklung, die Bewertung und beobachten, was andere Investoren machen. Das Momentum und die Kapitalflüsse sind für das richtige Timing entscheidend. Wenn sich die Märkte verändern, können wir schnell reagieren.

Zurzeit haben wir keine sehr starke Überzeugung für ein bestimmtes Anlagesegment. Rohstoffe haben wir gerade etwas aufstockt, sind aber immer noch deutlich untergewichtet. Staatsanleihen gewichten wir leicht unter. Die Renditen sind sehr gering. Kurzfristig könnte es hier allerdings Unterstützung von der EZB geben. Auch im Spread-Segment sind wir leicht untergewichtet.

Hier bevorzugen wir die US-Anleihen. Sowohl im High-Yield- als auch im Investmentgrade-Bereich sind die Bewertungen attraktiver. Bei US-High-Yields liegen die Spreads aktuell bei fast sieben Prozent. Grundsätzlich nehmen wir das Risiko aber lieber auf der Aktienseite. Dort sind wir übergewichtet. Aktien wurden seit Anfang des Jahres deutlich abverkauft. Das Makroumfeld ist aber gar nicht so schlecht, daher sollte es hier Aufholpotenzial geben.

Welche Märkte bevorzugen Sie im Aktienbereich?

Jansen: Wir bevorzugen Europa und Japan gegenüber den USA, vor allem mittelfristig. Diese Präferenz haben wir schon seit Anfang 2015 – und damit lagen wir im vergangenen Jahr sehr gut. Die Gewinnerwartungen für Aktien sind allgemein nicht mehr allzu hoch (drei bis vier Prozent in 2016 in den USA, Europa und Japan). In den USA erwarten wir fünf Prozent, in Europa und Japan acht Prozent Gewinnwachstum für 2017.

Die Bewertungen in Europa und Japan sind besser als in den USA. Auch in den Emerging Markets sind die Bewertungen sehr niedrig. Allerdings sehen wir hier weiterhin zu viele Risiken und bleiben untergewichtet. Das gilt auch für den Fixed-Income-Bereich.

Wird sich 2016 im Rückblick doch noch als ein gutes Jahr für den Anleger erweisen?

Jansen: Das kommt darauf an, wann Sie den Startpunkt setzen. Liegt dieser tatsächlich am ersten Januar, wird es wohl ein schwieriges Jahr. Eventuell könnte der Aktienbereich im Gesamtjahr ein positives Ergebnis erzielen. Von der Gewinnseite gibt es durchaus Unterstützung. Es gibt aber auch sehr viele Unsicherheiten, deshalb bevorzugen wir einen dynamischen Investmentansatz.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen