Interview mit Thomas Weinmann „Bei Secondaries gibt es derzeit keine hohen Abschläge“

Thomas Weinmann von der Hamburger Private-Equity-Gesellschaft Astorius Capital

Thomas Weinmann von der Hamburger Private-Equity-Gesellschaft Astorius Capital

private banking magazin: Deutsche semi-professionelle und professionelle Anleger haben laut einer aktuellen Umfrage des Bundesverbandes für Alternative Investments BAI ihre Ziel-Allokation bei Private Equity noch nicht erreicht. Was eignet sich momentan eher, Primär-Beteiligungen oder der Einstieg über den Zweitmarkt?

Thomas Weinmann: Primaries wie Secondaries haben ihre Vor- und Nachteile. Bei Zweitmarkt-Investments müssen Anleger viel stärker den Marktzyklus beachten. Es gibt Zeiten – Paradebeispiel ist die Phase während und kurz nach der Finanzkrise 2008 –, da müssen viele Anleger ihre Private-Equity-Positionen verkaufen, weil sie Cash brauchen oder weil der Wert ihres Gesamtportfolios gefallen ist und dadurch der Private-Equity-Anteil über eine Höchstschwelle gestiegen ist. Von 2008 und 2009 spricht man daher von guten Vintages. In solchen Phasen kann man sehr leicht zu hohen Abschlägen Beteiligungen am Zweitmarkt aufkaufen.

Wo befinden wir uns momentan?

Weinmann: Von hohen Abschlägen kann man derzeit nicht reden. Teilweise müssen Anleger statt Abschlägen Zuschläge zahlen. Daher würde ich aktuell von einem Einstieg in den Private-Equity-Markt über Secondaries eher abraten. Es gibt aber sicherlich Marktteilnehmer, für die ein Engagement am Zweitmarkt dennoch Sinn ergibt.

Ein Beispiel?

Weinmann: Nehmen Sie zum Beispiel ein neu gegründetes Family Offices. Falls in deren Gesamtallokation Private Equity vorgesehen ist, wollen sie natürlich schnell in die Anlageklasse investieren. Über den Sekundärmarkt haben sie Zugang zu vielen Vintages. Das Einkaufs-Timing über den Zyklus spielt bei ihnen dagegen bewusst anfangs keine allzu große Rolle.

Welchen Vorteil erhoffen sie sich davon?

Weinmann: Durch den Einstieg in viele Private-Equity-Portfolios der verschiedenen Jahrgänge erhalten sie schnell eine sofortige Kapitalanlage in der Asset-Klasse Private Equity. Zudem gewährt dieser Ansatz auch einen guten Überblick über den Markt. Es geht also dann darum, Know-how aufzubauen, das später für Primaries-Investments genutzt werden kann.

Womit wir bei den Primär-Beteiligungen wären. Kann man dazu raten?

Weinmann: Auch wenn man bei Primaries nicht so sehr auf den Zyklus schauen muss, spielt dieser natürlich eine Rolle. Es gibt Jahre, die auffallen, weil sie nicht so gut sind. Deshalb ist es bei Primär-Beteiligungen sehr wichtig, immer über die Einstiegsjahre von Private-Equity-Portfolios zu streuen – quasi jedes Jahr Private-Equity-Fonds ins Portfolio kaufen. Wie bei allen anderen Anlageklassen, ist es auch bei Private Equity schlicht nicht möglich, den richtigen Einstiegszeitpunkt zu treffen. Entscheidend ist bei Primärbeteiligung, den richtigen Private-Equity-Manager, den General Partner zu finden – während bei Secondaries die Bewertung von bereits in den Zielfonds vorhandenen Unternehmensbeteiligungen im Vordergrund stehen muss.

Und wie findet man die richtigen General Partners?

Weinmann: Da macht man üblicherweise eine Due-Diligence-Prüfung vom Fondsmanager. Die ist aber relativ aufwändig, so dass kleinere Investoren im Regelfall externe Expertise hinzukaufen. Eigene, gute Leute einzustellen ist da zu teuer. Große Häuser dagegen können es sich leisten das nötige Know-how vorzuhalten.

Thema Fund-of-Funds. Die dürften doch ähnlich wie Zweitmarktfonds zum Einstieg inklusive Know-how-Aufbau geeignet sein.

Weinmann: Richtig, Fund-of-Funds sind ebenso wie Secondaries geeignet. Bei den Dachfonds hat man die Möglichkeit den Experten zwei bis drei Jahre auf die Finger zu schauen, um dann gegebenenfalls deren Portfoliostruktur nachzubauen. Dann aber ohne Gebühren. Gefahr dabei ist, nicht mitzubekommen, wenn sich das Team der Zielfonds verändert. Scheiden wichtige Know-how-Träger aus, ist auch die Performance in Gefahr. Man sollte auch nicht die Gebührenstruktur eines Fund-of-Funds verteufeln. Letztlich zahlt man als Anleger eine Gebühr für eine Dienstleistung – nämlich die Qualität einer Analyse der Zielfondsteams.

Welche Streuung bei Private Equity würden sie einem Anleger empfehlen?

Weinmann: Anleger sollten schon über mindestens zehn Fonds ihr Private-Equity-Engagement streuen. Insofern wird es für Family Offices, aber insbesondere für Kunden aus dem Wealth Management schwierig, Zugang zum Markt zu finden. Meist ist das dann nur über Feeder-Fonds – da haben einige Banken etwas im Angebot – oder Dachfonds – wie Astorius Capital – möglich.

Kann man eigentlich sagen, dass je niedriger die Mindestanlagesumme eines Private-Equity-Fonds ist, desto höher dessen Gebühren werden?

Weinmann: Ich wurde daraus keine Regel entwickeln, aber in der Tendenz stimmt das natürlich. So hapert es bei Private-Equity-Dachfonds im Wealth-Management-Segment oft an Transparenz. Was Anleger zahlen und wofür sie ihre Gebühren zahlen, ist meist nicht zu verstehen.

Worauf muss man denn achten?

Weinmann: Vor allem auf zweierlei. Erstens, ob alle Kosten offengelegt werden. Dafür muss man meist das Kleingedruckt sehr genau lesen. Werden die laufenden Kosten auch für Wirtschaftsprüfer, Steuerberater et cetera aufgeführt oder zumindest abgeschätzt? Schwierig wird es, wenn in den Unterlagen darauf verwiesen wird, dass einige Punkte noch ungeklärt sind, weil entsprechende Verträge noch nicht unterzeichnet wurden. Das kann dann zu bösen Überraschungen führen. Der zweite wichtige Punkt ist, ob die Bemessungsgrundlage für die Gebührenberechnungen klar verständlich und nachvollziehbar ist.

Man hört und liest, dass der Private-Equity-Markt stellenweise mit Geld geflutet wird, es aber gar nicht genug Investitionsmöglichkeiten gibt. Sind dadurch nicht das Netzwerk und der sogenannte Dealflow, wie viele Beteiligungen ein Fondsmanager überhaupt zu sehen bekommt, nicht zunehmend wichtig?

Weinmann: Das waren sie aber schon jeher. Gleichzeitig stimmt es, dass im Private Equity Large-Cap-Fonds mit Geld überschwemmt werden. Grund ist, dass viele US-Pensionskassen und Staatsfonds aufgrund ihrer Größe meist nur an Eigenkapitaltickets ab 100 Millionen Dollar interessiert sind. Alles darunter ist für sie zu aufwändig. Gleichzeitig wollen diese Investoren in der Regel mit ihrem Commitment weniger als 10 Prozent pro Fonds halten, um nicht allein das Hauptrisiko zu tragen. Insofern kommen dann meist nur Beteiligungen an Large-Cap-Fonds infrage. Darüber hinaus profitieren Large-Cap-Fonds aktuell auf der Fremdkapitalseite von sehr liquiden Finanzmärkten verbunden mit relativ niedrigen Zinsen. Dies führt aktuell in diesem Segment zu vergleichsweise hohen Einstiegsbewertungen. Im Bereich der Mid und Small Caps sieht es aber noch etwas anders aus. Da ist der Markt noch nicht in diesem Umfang mit Geld überschwemmt.

Der neu aufgelegte Private-Equity-Fonds von Astorius Capital zielt in den Mid-Cap-Bereich in Europa. Was genau suchen Sie?

Weinmann: Zunächst suchen wir drei bis fünf Zielfonds für unseren aktuellen Fonds und beschränken uns dabei auf Zielfonds mit Beteiligungen in Nord-, West- und Südeuropa. Außen vor bleibt Osteuropa. Wie beim Vorgängerfonds konzentrieren wir uns auf Mid-Cap-Unternehmen. Im Vordergrund stehen bei uns Zielfonds, die ein Zielvolumen von 300 bis 3.000 Millionen Euro anstreben. Unser Sweet Spot liegt bei 400 bis 1.000 Millionen Euro. Erfahrungsgemäß bedeutet es nämlich, dass die General Partner noch starke Anreize hat, auch den letzten Extra-Meter auf der Suche nach Performance zu gehen. Gleichzeitig sind die Fonds groß genug, um in Unternehmen zu investieren, die selbst groß genug sind, um richtig gute Manager anzuziehen. Die können dann auch noch gut Veränderung im operativen Geschäft anstoßen, was bei größeren Unternehmen wiederum schwieriger wäre.


Produkthinweis
Fondsname: Astorius Capital Private Equity II
Mindestanlagesumme: ab 200.000 Euro (semi-professionelle Investoren)
Zielvolumen: 30 Millionen Euro
Zeichnungsdauer: ab November 2014 bis Ende Juli 2015 oder je nach Nachfrage
Sonstiges: erste Kapitaleinzahlung von zirka 20 Prozent des Zeichnungsbetrages; Frühzeichnerrabatt bis 31. Januar 2015; laufende, quartalsweise Bewertung des Portfolios; Management ist mit zirka 2 Prozent oder mindestens 600.000 Euro selbst am Fonds beteiligt

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