Interview mit Swen Bäuml „Ein Family Officer ist weit mehr als ein reiner Vermögensberater“

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Welche Probleme können bei Projekten mit externen Experten auftreten?

Bäuml: Im Kern ist der Family Officer einerseits entscheidend für die Auswahl externer Berater. Andererseits ist er in gewissem Sinne auch auf das Fachwissen der externen Experten angewiesen, kann er doch nicht in allen denkbaren Gebieten auf Augenhöhe sein. Allerdings soll er vom Allgemeinverständnis her beurteilen, ob etwa die Beratung eines Juristen Substanz hat, auch wenn er einen anderen fachlichen Hintergrund hat. Der Family Officer muss nicht zum Volljuristen werden, aber er sollte so viel Ahnung entwickeln, dass er weiß, wo die Themen liegen und welcher Beratungsansatz verfolgt wird. Dann ist er in der Lage, eine vernünftige Auswahlentscheidung für die Familie zu treffen.

Wen wollen Sie mit dem Studiengang erreichen?

Bäuml: Viele Banken stellen derzeit sehr kompetente Berater frei. Die machen sich dann mit ihrem Knowhow als Family Officer selbständig, ihnen fehlt aber oft die Orientierung. Was bedeutet das eigentlich? Woran kann ich mich als Benchmark orientieren? Das ist etwas, was in der Branche sehr stark thematisiert wird. Bisher hat dafür niemand eine Lösung geboten. Der Begriff Family Officer ist sehr angesehen. Wir wollen in einer extrem wachsenden Branche durch diesen vom Verband der unabhängigen Family Offices zertifizierten Studiengang eine Benchmark setzen.

Welche Zulassungsvoraussetzungen sieht der Studiengang vor?

Bäuml: Bei so einem Studiengang ist es extrem schwer, eine Zugangshürde zu schaffen. Zugangsvoraussetzungen wie bei anderen Studiengängen – etwa durch einen einschlägigen fachlichen Bachelor-Abschluss oder eine Zulassungsprüfung – gibt es keine. Gerade weil die Adressatengruppe sehr heterogen ist und bei uns erst das gemeinsame Grundverständnis erlernen soll. Banker, Betriebswirte, Volkswirte – entscheidend ist, dass die Teilnehmer im weitesten Sinne im Bereich Family Office tätig sind oder tätig sein wollen. Wir laufen mit offenen Armen in den Markt und umarmen jeden, der als Family Officer tätig sein will und sagt: Ihr sollt mir jetzt beibringen, was darunter zu verstehen ist und wie man es im besten Falle richtig macht.

Ist der Studiengang auch für Führungskräfte geeignet?

Bäuml: Wir werden aus diesem Lehrgang sicherlich ein Alumni-Netzwerk auskoppeln, das wir auch pflegen. Führungskräfte wollen eher etwas erfahren in einer Art Forum: Wie machen andere Family Offices das? So ein Forum im klassischen Sinne gibt es auch noch nicht, in dem sich Family Offices austauschen. Es ist eine sehr verschwiegene Branche. Wir wissen, dass ein Forum geschaffen werden muss für einen Austausch und zwar ohne Berater – das ist wichtig. Wir planen, den Alumni-Gedanken in einem Executive-Programm anzubieten. Geschäftsführer und Vorstände sollen sich dabei untereinander austauschen, vielleicht mal moderiert, vielleicht mal mit einem Impulsvortrag. Das wird wahrscheinlich in 2018 soweit sein.

Kurz und knapp: Welche drei Themen muss ein Family Officer heutzutage zwingend beherrschen?

Bäuml: Das erste Thema ist der persönliche Anspruch, immer objektiv und neutral zu sein, sprich keine Bevorzugung von irgendwelchen Familienmitgliedern oder Kunden. Objektivität, Integrität und Neutralität, das ist in diesem Business der Dreiklang. Das zweite ist, ein Family Officer sollte in einer Disziplin – idealerweise Banking, Jura, Recht oder Steuern – sein Zuhause haben. Er muss analytisch denken können und dabei Menschenverstand besitzen. Das dritte Thema ist, er muss über den Tellerrand schauen können und in der Lage sein, zumindest auf einer Makroebene, auch außerhalb seiner Kerndisziplin, Knowhow zu haben.

 

Über den Interviewten:
Swen Bäuml ist Partner und Geschäftsführer bei der WTS Steuerberatungsgesellschaft. Dort leitet er das Center of Excellence (COE) Family Owned Businesses für Familienunternehmen und Family Offices. Zudem ist Bäuml Inhaber einer Professur für Steuerrecht an der Hochschule Mainz / Frankfurt School of Finance & Management (HfB) und akademischer Leiter des Studiengangs zum Family Officer. Er war mehrere Jahre Head of Tax im Family Office eines großen Familienunternehmens.

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