Interview mit Sabine Mahnert und Marian Berneburg von der EZVK „Wir könnten gut mehr klassisches Risiko im Portfolio vertragen“

Sabine Mahnert und Marina Berneburg vor der Hauptniederlasssung der EZVK in Darmstadt:

Sabine Mahnert und Marian Berneburg vor der Hauptniederlasssung der EZVK in Darmstadt: „Wenn ein Portfoliomanager meint, sich selbst verwirklichen zu müssen, dann wird das nicht zum Vorteil des Gesamtergebnisses der EZVK sein. Wir stimmen uns eng ab und das eher informell als formell.“ Foto: Piotr Banczerowski

private banking magazin: Herr Berneburg, die Evangelische Zusatzversorgungskasse (EZVK) hat eine Abteilung für alternative Kapitalanlagen gegründet. In dieser sind Immobilien, Beteiligungen, Private Equity und Infrastruktur zusammengefasst. Sie tragen die Verantwortung und haben den Auftrag, die Abteilung unter anderem personell aufzubauen. Wo stehen Sie, was ist das Ziel?

Berneburg: Derzeit befinden wir uns im fortgeschrittenem Besetzungsprozess für den Bereich Portfoliomanagement Immobilien. Immobilien machen den mit Abstand größten Teil in unserem illiquiden Portfolio aus. Dementsprechend ist der Aufwand hier am umfangreichsten, weshalb wir hier als erstes Personal aufbauen möchten. Perspektivisch werden wir aber auch eigenständiges Know-how und Kapazitäten für Private Equity und Infrastruktur aufbauen. Aktuell begleiten wir diese Themen über externe Manager.

Gutes Personal ist schwer zu finden und kostet Geld, bei welcher Mannschaftsstärke wollen sie landen?

Berneburg: Schwer zu finden! Das ist absolut richtig. Vor allem, da wir in Darmstadt sitzen und damit nahe an Frankfurt liegen. Das macht die Suche nicht einfacher, nicht zuletzt mit Blick auf das Gehaltsgefüge. Dennoch, ich möchte sechs Kolleginnen oder Kollegen haben, von denen drei im Immobilienbereich tätig sein werden. Derzeit nehme ich es so wahr, dass es einfacher ist, gute Mitarbeiter zu finden, als noch vor 1 bis 2 Jahren. Noch haben wir nicht besetzt, aber wie gesagt, wir sind zufrieden damit, wie der bisherige Prozess sich gestaltet.

Der größte Anteil sind Immobilien, wie sieht ihr Portfolio heute aus und wie soll es mittel- bis langfristig aussehen?

Berneburg: Im Bereich der Alternatives machen die Immobilien gut 50 Prozent aus. Traditionell haben wir einen Home Bias mit 60 Prozent Deutschland. Der andere Anteil ist vornehmlich in Europa. Den Rest der Welt haben wir noch nicht erschlossen. Ich gehe aber davon aus, dass das kommen wird. Zudem sind wir ausschließlich indirekt über externe Manager investiert und so würden wir auch global verfahren. Wir haben keinen eigenen Direktbestand und daran wird sich kurzfristig nichts ändern. Das ist die Strategie des Hauses.

Warum passt ein Direktbestand an Immobilien in Deutschland nicht zur EZVK?

Berneburg: Wir sind eine Zugangsversorgungskasse mit schlanken Grundstrukturen. An diesen wollen wir festhalten und lieber von der Spezialisierung und dem Wissen externer Manager profitieren. Im Verlauf meiner Karriere verantwortete ich indirekte und direkte Portfolios und denke, dass die Grundstruktur der EZVK für eine indirekte Struktur spricht.

Also auch mittel- bis langfristig keine Immobilien im Direktbestand, sie sprachen eben von kurzfristig…

Berneburg: Da die kurze Frist bei Alternatives bis zu 3 Jahre dauert, mache ich mir dazu aktuell keine Gedanken. Spaß bei Seite: Die Komplexität, die mit Direktbestand einhergeht passt zurzeit nicht zur EZVK, was für die kommenden Jahre vermutlich auch so bleiben wird.

Büro, Wohnen oder Logistik, welche Immobilien-Klassen sehen Sie warum im Vorteil?

Berneburg: Den größten Anteil, ein Drittel des Gesamtportfolios, haben wir in Büroimmobilien investiert. Derzeit mag das nach viel klingen, das ist aber sicher keine Überallokation. Dennoch behalten wir die Nutzungsart sehr genau im Auge. Nicht, weil wir sie heute schlecht finden, sondern weil wir einfach nicht genau wissen, wohin die Reise geht.

Auch ich arbeite zeitweise im Home Office, ebenso unsere Mitarbeiter. Dennoch braucht es auch zukünftig gute Büros, in denen kreative Prozesse in der Gruppe entstehen können. Es gibt unterm Strich viele gute Argumente für und gegen die Nutzungsart Büro, weshalb wir zufrieden sind mit dem Anteil, ihn aber auch nicht weiter ausbauen werden.

Welche Nutzungsart könnte den Büros den größten Posten in ihrem Immobilien-Portfolio streitig machen – wo sehen sie das meiste Potenzial?

Berneburg: Die Nutzungsarten sind im Portfolio breit gestreut und werden das auch bleiben. Aus diesem Grund erwarte ich nicht, dass sich in der nächsten Zeit eine Nutzungsart deutlich nach oben absetzen wird.

Die Zinswende machte sich bei einigen Versorgungskassen und weiteren institutionellen Investoren durch den Denominator-Effekt bemerkbar, auch bei ihnen?

Sabine Mahnert: Natürlich hat der Denominator-Effekt unser Portfolio betroffen. Allerdings wurden keine Grenzverletzungen ausgelöst und wir sind gut über die Zeit gekommen. Als die festverzinslichen Anleihen und die Aktien gleichzeitig an Wert verloren, konnten wir unsere Commitments, also unsere Kapitalzusagen, strecken. Zwangsverkäufe waren nicht notwendig, es zog sich alles nur etwas in die Länge. Im Gegenteil, wir waren am Markt aktiv, als andere teilweise Anleihen verkaufen mussten und konnten gute Spreads einkaufen. Inzwischen sind die Bewertungen wieder auf einem Level, das dieser Effekt nachlässt.

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