Håkan Strängh, Leiter Private Bank bei J.P. Morgan „Für Kunden sind wir jetzt ebenbürtig zu etablierten Privatbanken“

Håkan Strängh, Leiter der deutschen Private Bank bei J.P. Morgan

Håkan Strängh, Leiter der deutschen Private Bank bei J.P. Morgan: „...das treibt Kunden zur Weißglut.“ Foto: J.P. Morgan

private banking magazin: Herr Strängh, Sie sind gebürtiger Schwede, haben lange Zeit in London gearbeitet und leiten jetzt das deutsche Private Banking für eine amerikanische Großbank. Wie viele Welten treffen da aufeinander?

Håkan Strängh: (lacht) Naja, ich arbeite ja vielmehr für eine internationale und globale Großbank – mit amerikanischem Ursprung. Deshalb ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass es für jemanden mit meinem Hintergrund, als Schwede, eine Möglichkeit gab, das deutsche Private-Bank-Geschäft aufzubauen und zu leiten. Das setzt sich im Team fort. Wir sind rund 30 Personen in Frankfurt und ich habe Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Welt – mit indischen, vietnamesischen, afghanischen, polnischen und Schweizer Wurzeln zum Beispiel. Für J.P. Morgan bin ich also nichts Ungewöhnliches. Wir wollen jedoch den Anteil der Frauen in unserem Team besser repräsentieren und sind sehr bestrebt, dieses Ziel weiter zu verfolgen. 

„95 Prozent der derzeitigen Private Banking Berater sind weniger als fünf Jahre bei ihrem Arbeitgeber. Und das treibt Kunden zur Weißglut.“

Vorausgesetzt wir sehen J.P. Morgan wie Sie als internationale Bank – ist das ein Nachteil am oft etwas starren deutschen Markt?

Strängh: Ja. Und nein. Ich bin jetzt fast 25 Jahre im deutschen Private Banking tätig, für J.P. Morgan und zuvor noch bei einer anderen Bank. Ich habe schnell gelernt: Das wichtigste im Private Banking in Deutschland ist eher, dass man Kontinuität vorweisen kann. Seit immerhin 13 Jahren leite ich die Private Bank bei J.P. Morgan, unser Leiter für Portfoliomanagement und -strategie, Dr. Ulrich von Auer, ist schon 23 Jahre dabei. Nur zum Vergleich: 95 Prozent der derzeitigen Private-Banking-Berater sind weniger als fünf Jahre bei ihrem Arbeitgeber. Und das treibt Kunden zur Weißglut. So lange sie aber Kontinuität vorfinden, ist es oft jedoch ganz egal, ob die Bank dahinter amerikanisch oder deutsch ist.

Streng genommen arbeiten Sie jetzt ja sogar für eine von Deutschlands größten Banken. J.P. Morgan hat das Europageschäft per Societas Europaea in Frankfurt zusammengefasst. Was ändert das für Private Banking und Wealth Management?

Strängh: Erstmal die Wahrnehmung. Jeder versteht, dass wir uns mit Deutschland verbunden fühlen und dass wir nicht vom deutschen Markt verschwinden werden. Nicht in 10, nicht in 100 und hoffentlich auch nicht in 1.000 Jahren. Das ist für Kunden mit einem Vermögen im dreistelligen Millionenbereich durchaus wichtig. Punkt Nummer zwei ist, dass unsere Bilanz – und darüber spricht auch unser CEO Jamie Dimon beim „Fortress Balance Sheet“ immer wieder – nun in Deutschland viel greifbarer ist. Das ist wichtig, um bei Familien bürgen zu können. Und drittens: Dadurch, dass wir jetzt alle Geschäftsbereiche in Deutschland haben – sei es die Investmentbank, die Geschäftsbank oder das Depotgeschäft – sind wir hier unter einer Legal Entity eine vollwertige Bank und eine der vier größten Banken in Deutschland.


Ziehen noch weitere Geschäftsbereiche nach Frankfurt um?

Strängh: Wir werden natürlich auch ein paar Funktionen in Frankfurt weiter aufbauen. Aber in London bleibt all das, was für unsere englische Kunden wichtig ist. London ist und bleibt das nach Kundenvolumen wichtigste Private-Banking-Standbein in Europa. Es verschwindet ja nicht einfach. Die ganzen Prinzipale aus den Hedgefonds und Private Equity bleiben dort, auch der englische Mittelstand ist stark.

Zurück nach Deutschland: In einem Interview haben Sie ambitionierte Wachstumspläne für das deutsche UHNWI-Geschäft formuliert. Wo wollen Sie sich Ihren Platz am Markt erkämpfen?

Strängh: Wir fokussieren uns auf die circa 3.000 Familien in Deutschland, die ein liquides Vermögen von mehr als 100 Millionen Euro haben. Das Gefühl, dass wir wirklich unseren Platz in diesem Segment gefunden haben, haben wir seit etwa sechs Jahren. Damals haben wir gemerkt: Das hier könnte funktionieren, wir können ein ernsthafter Player im UHNWI-Markt werden.