Interview mit Berater Karl Heinz Krug „Ein Fintech kann ein sehr valider Partner sein“

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Wer sind die etablierten Anbieter von Darlehen für Kommunen?

Krug: Das sind typischerweise die Hausbanken.

Kann man als Kämmerer kurzerhand zu einer anderen Kreditplattform wechseln, die mit der Zeit interessanter erscheint?

Krug: Das ist ein klassisches Thema in der Digitalisierung: Derjenige Anbieter ist vorn, der am besten und am schnellsten skalieren kann. In dem Moment, in dem Sie eine große Plattform haben, die sich im Wettrennen etabliert hat, kommt man an dieser praktisch nicht mehr vorbei.

Sind deutsche Kämmerer in der digitalen Welt angekommen? Im Rathaus der Schweizer Hauptstadt Bern wird angeblich jeder Kredit öffentlich ausgeschrieben. 

Krug: Eine öffentliche Ausschreibung eines Kredits ist auch in Deutschland nichts Ungewöhnliches. Noch unüblich ist, den Kredit auf einer Plattform auszuschreiben und dort Transparenz zu schaffen, was zum Beispiel den Refinanzierungsbedarf betrifft. 

Wie sieht eine herkömmliche öffentliche Ausschreibung von Darlehen aus?

Krug: In der Regel fragen die Kommunen mehrere Banken und Makler an. Es kommt aber im Einzelfall immer auf die Volumina an, um zu entscheiden, welcher Aufwand sich lohnt. Manche Kommunen haben Darlehensbedarf in dreistelliger Millionenhöhe, während andere nur einen Bruchteil dessen als Refinanzierungsbedarf haben.

Welche Themen stehen bei Kommunen und Kämmerern auf der Agenda?

Krug: Die Modernisierung der Systeme ist ein zentraler Punkt. Der Großteil der Kommunen ist derzeit in einer relativ glücklichen Verfassung, weil das Steueraufkommen steigt. Die Herausforderung besteht nun darin, sich für den nächsten Abschwung zu rüsten. In guten Jahren neigt man dazu, neue finanzielle Verpflichtungen einzugehen, die dann fortlaufend anfallen. Dabei wird häufig vergessen, dass sich die Konjunktur auch wieder abschwächt und mit ihr die erforderlichen Einnahmen, um die Ausgaben zu decken.

Wo investieren die Kommunen derzeit?

Krug: Die Bevölkerung der Stadt Frankfurt am Main wächst jedes Jahr um etwa 15.000 Menschen. Für diese Menschen muss die Kommune Infrastruktur schaffen: Sie muss den öffentlichen Personennahverkehr ausbauen, Schwimmbäder, Schulen und Kitas bauen und neue Baugebiete ausweisen. Das alles muss finanziert werden.

Und auf dem Land gehen die Lichter aus?

Krug: Das nicht, aber die dort bestehende Infrastruktur muss erhalten werden. Und die Kosten verteilen sich auf immer weniger Köpfe. Für die Kämmerer ergeben sich daraus enorme Herausforderungen.