Hanna Cimen von Finvia im Gespräch „Skalierung heißt manchmal auch nur die Minimierung von Fehlern“

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Sie haben die volatilen Märkte bereits angesprochen. Wie oft mussten Sie in den vergangenen Wochen mit verunsicherten Kunden über die strategische Asset Allocation sprechen?

Cimen: Wenn wir uns einen Kunden malen könnten, hätte er diese strategische Asset Allocation mit uns gemeinsam konzipiert. Als Ergebnis hätten wir so einen gemeinsam beschlossenen Rahmen, der für die kommenden Jahre steht – und auch volatile Zeiten berücksichtigt. Zusätzlich können unsere Kunden über das digitale Reporting den aktuellen Status ihres Portfolios tagesaktuell überwachen, um so auch in schwankungsreichen Zeiten zu wissen, dass ihr Vermögen auf einen guten und sicheren Weg ist. Das gibt uns und den Kunden die Ruhe, solche Phasen durchzustehen. Insofern gab es nicht so viele Gespräche.

Nutzen Sie die Volatilität nicht für Zukäufe?

Cimen: Doch – allerdings nur bei Aktien als Anlageklasse. Da haben wir unsere Quote zwischenzeitlich hochgefahren, insofern atmet die strategische Asset Allocation durchaus. Das ist vergleichbar mit der Art und Weise, wie institutionelle Anleger investieren.

Ein kleiner Blick in die Zukunft: Kommen für das künftige Wachstum auch Zukäufe in Frage? Gerade im Wealthtec-Bereich gibt es immer wieder Übernahmen.

Cimen: Wir scannen auf jeden Fall den Markt. Und wir wissen auch, wo wir noch Verstärkung brauchen. Viele von uns sind aus der klassischen Family-Office-Welt, gleichzeitig wächst unsere Technologie-Abteilung. Ob sich daraus Möglichkeiten ergeben, zu konsolidieren oder zuzukaufen, ist derzeit nicht vorhersehbar.


Auf der anderen Seite wollten Sie in der Vergangenheit Ihre Plattform auch für externe Partner öffnen, wenn auch eher als Kooperation…

Cimen: Diesen Plan verfolgen wir immer noch. Wir führen sehr konkrete Gespräche mit großen Partnern. Das sind oft Unternehmen, die selbst die Investitionen in eine eigene Plattform nicht tätigen wollen und deshalb unsere Plattform ihren Beratern zur Verfügung stellen wollen. Fast noch interessanter ist, dass wir auch für einzelne und selbstständige Berater zunehmend eine attraktive Plattform darstellen. Da könnte sich also auch etwas entwickeln, was wir am Anfang nicht als Geschäftsfeld gesehen haben.

Planen Sie weitere Niederlassungen?

Cimen: Wir wollen im norddeutschen Raum ein wenig präsenter werden, auch trotz der Digitalisierung persönliche Ansprechpartner vor Ort anbieten, für Kunden, die sich das wünschen. Zusätzlich prüfen wir Expansionen in die Schweiz, Luxemburg und Österreich.

Über den Interviewten:
Hanna Cimen ist einer der Gründer von Finvia und Leiter des operativen Geschäfts. Er begann seine Karriere in Unternehmensberatungen wie Accenture und Arthur Andersen und machte sich dann mit X-Markets selbstständig. Anschließend wechselte er als Stabschef zur UBS Deutschland, lernte dort einige der heutigen Finvia-Gründer kennen und ging 2011 mit ihnen zu HQ Trust. Bis 2019 arbeitete er dort als Geschäftsführer und Leiter des operativen Geschäfts.

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