private banking magazin: Im vergangenen Jahr starteten Sie ein Joint Venture für Vermögenscontrolling mit der Steuerberatung WTS, das schnell wieder Geschichte war. Wie sehr hat das Finvia zurückgeworfen?
Hanna Cimen: Das ist für uns kein großes Thema. Wir haben dazugelernt, unsere Erfahrungen gemacht und die Gelegenheit genutzt, unseren Fokus zu schärfen. Außerdem gibt es durch die Kooperation mit Grant Thornton das Ergebnis unserer strategischen Fokussierung.
War es eine Frage der Zeit, bis es einen ersten Rückschlag gibt?
Cimen: Auf jeden Fall. Denn es kann gar nicht immer alles funktionieren. Man denkt zwar immer, dass man ein alter Hase sei, aber gerade bei Themen wie Digitalisierung sowie jüngeren und wachsenden Teams gibt es nochmal ganz andere Dynamiken. Das ist aber ganz normal.
Investoren scheint das Aus des Joint Ventures offensichtlich auch nicht zu stören. Hannover Finanz hat einen zweistelligen Millionenbetrag in Finvia investiert.
Cimen: Wir wollen damit unseren positiven Wachstumstrend weiter verstärken. Dabei hilft nicht nur das Kapital, sondern auch die operative Kompetenz und das Netzwerk der Investoren. So können wir unser digitales Ökosystem für Wealth Management und Family Office weiterentwickeln – so wie es bisher schon über 20 Entwickler, UX-Spezialisten und weiteren Fachkräften getan haben.
Das klingt so, als wäre die schwarze Null vorerst kein Ziel…
Cimen: Wenn Sie mich vor die Wahl stellen würden, ob ich lieber Wachstum oder die schwarze Null haben möchte, würde ich immer Wachstum wählen. Der Fokus ist noch immer der Ausbau des Geschäfts, weil unsere Kunden sehr anspruchsvoll sind und mitwachsen wollen. Wir haben für die nächsten zwei Jahre eine volle Pipeline, damit wir unsere Dienstleistungen noch mehr in den Vordergrund stellen können. Ob wir Ende dieses Jahres oder Anfang des kommenden Jahres die Gewinnschwelle überschreiten, ist uns also nicht so wichtig.
Wurden auf dem Weg dahin bisher alle Ziele erreicht?
Cimen: Inzwischen betreuen wir etwa 3,5 Milliarden Euro. Und vor zwei Jahren haben wir noch in die Corona-Krise hinein gegründet. Die Vorstellungen, die wir damals hatten, wurden weit übertroffen. Das ist der Konsens bei allen Gründern. In dynamischen Wachstumsphasen müssen aber natürlich immer wieder interne Prozesse skaliert werden. Und das stellt uns hin und wieder vor spannende Herausforderungen.
„Für zusätzliches Wachstum müssen unsere Prozessketten fehlerfrei laufen.“
Wie löst man diese Herausforderungen?
Cimen: Indem man zwischendurch auch mal zwei Monate wartet, Prozesse überprüft oder in neue Technologie investiert. Skalierung heißt manchmal auch nur die Minimierung von Fehlern. Denn für zusätzliches Wachstum müssen unsere Prozessketten fehlerfrei laufen. Dafür braucht es unter anderem gute Mitarbeiter.