Interview mit Frank Oliver Paschen „Jede Pensionskasse muss etwas auf der Passivseite tun“

Frank Oliver Paschen von der Pensionskasse der Hamburger Hochbahn

Frank Oliver Paschen von der Pensionskasse der Hamburger Hochbahn

pbm institutionell: Wochen des Krisen-Modus liegen hinter uns. Wie hat die Pensionkasse der Hamburger Hochbahn auf die Corona-Krise reagiert?

Frank Oliver Paschen: Wie alle Unternehmen sind wir zunächst natürlich organisatorisch betroffen, auch wenn sich langsam wieder eine zurückkehrende Normalität einstellt. Notfall- und Hygienepläne wurden kreiert, der Kundenverkehr auf ein Mindestmaß reduziert und, für unser Haus erstmalig, Homeoffice-Plätze für die halbe Mannschaft geschaffen, exakt zu der Zeit von Jahresabschluss und -prüfung, aber mit der Erkenntnis, dass dieser erzwungene Innovationsschub funktioniert.

Das gleiche gilt für die nahezu vollständig abgesagten Präsenzsitzungen und Tagungen. Wir haben zwischenzeitlich diverse Sitzungen des Anlageausschusses, unsere Sitzung zur Bilanzfeststellung und etliche Besprechungen über Microsoft Teams, also als Videositzung durchgeführt. Dies wird meiner Einschätzung nach auch in der Nach-Corona-Zeit zum Teil so bleiben. Weniger Tagungen, Geschäftsreisen, Präsenzsitzungen. Stattdessen Webinare und Video-Calls.

Und in der Kapitalanlage?

Paschen: Was den Bereich des Risikomanagements angeht, kam und kommt uns zugute, dass wir bereits seit Jahren ein umfangreiches Controlling betreiben und neben internen Stresstests, Watch-Listen et cetera alle Marktwert-Kurse unseres Kapitalanlagenbestandes im Spezial-AIF, der bei uns zirka 60 Prozent des Gesamtportfolios ausmacht, täglich auswerten und zum Teil in Echtzeit nachverfolgen können. Es ist daher durchgängig gewährleistet, jedes einzelne Mandat und die Auswirkungen der Corona-Krise darauf im Blick zu haben. Gleiches gilt – und das ist essentiell – in Wochen wie im März, wenn zeitgleich alle Anlageklassen abstürzen, einen taggenauen Stand des zur Verfügung stehenden Risikokapitals zu haben.

Konnte Ihr Haus die Kapitalanlage mit Wertsicherungskonzepten und anderen Sicherungsmechanismen schützen?

Paschen: Es muss auf Pensionskassen-Ebene Untergrenzen, Auslöser und Sicherungskonzepte aus dem Bereich des Risikomanagements heraus geben. Ansonsten muss die Zusammensetzung des Gesamtportfolios passen: Sie muss nicht nur Chancen bieten, sondern auch risikobegrenzend wirken. Bei den Einzelmandaten kommt es auf das Wesen des Mandates, die Risikoneigung, das aktive Managen an. Nicht jedes Mandat verträgt Wertsicherungskonzepte. Aber natürlich gibt es zum Teil auch dort Begrenzungen, Quoten, Hedging, Risk-Parity-Mandate et cetera.

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Paschen: Nein, denn wir sind absolut unbeschadet durch die Zeit gekommen. Es hat sich bewährt, dass wir schon 2019 unser Portfolio optimiert haben und unsere Anlagestrategie nicht der einer typischen deutschen Pensionskasse entspricht. Die heftige Märzwoche, in der alle Anleger massiv verloren haben, hat uns nur kurzzeitig gekostet. Aber selbst da waren wir zu keiner Zeit in Gefahr, nicht mehr über ausreichendes Risikokapital zu verfügen. Diese Märzwoche war ein Echtzeit-Stresstest, der über die Szenarien des Bafin-Stresstests und der Prognoserechnung hinausgeht, und den wir gut überstanden haben. Stand heute haben wir nicht nur sämtliche Verluste ausgleichen, sondern weitere Reserven aufbauen können. Die Ertragssituation 2020 ist bislang absolut zufriedenstellend.

Sind die jüngsten Kapitalmarktrücksetzer für antizyklische Investments zu nutzen oder sitzt man dieser besser aus?

Paschen: Wir haben in Einzelmandaten in der Tat die Kapitalrücksetzer für Opportunitäten genutzt, aber unsere Anlagestruktur als solche komplett beibehalten. Wichtiger war, die Stresstestwochen im März aushalten zu können, ohne aus der Not heraus mit Verkäufen, Umschichtungen oder ähnlichem agieren zu müssen.