private banking magazin: Herr Reinheimer, Sie kommen aus dem Trading der UBS, seit einem Jahr sitzen Sie auf der anderen Seite bei Capitell – wie kam es zu diesem Schritt?
Dennis Reinheimer: Nach mehr als einem Jahrzehnt bei einer Tier-1-Investmentbank wollte ich mich neu orientieren. Wobei „die andere Seite“ gar nicht ganz zutreffend ist – auch bei der UBS habe ich auf der Buy-Side gearbeitet. Capitell hat mich mit der Kombination aus einem spannendem Umfeld und echter Projektverantwortung überzeugt, zudem kann ich mein Leben und Arbeiten besser ausbalancieren. Charmant ist übrigens, dass ich nun jetzt mit der UBS als einer unserer Partnerbanken zusammenarbeite – das Leben schreibt manchmal witzige Geschichten.
Als Vermögensverwalter sind Sie von Depotbanken wie der UBS abhängig. Inwieweit können Sie im Trading überhaupt auf die Wünsche von Kunden eingehen?
Reinheimer: Ja, wir arbeiten in der Tat eng mit unterschiedlichen Depotbanken zusammen. Aber wir können im Trading all ihre Dienstleistungen vollumfänglich nutzen. Wir schauen genau, was unsere Kunden benötigen und wählen danach die am besten passende Depotbank aus. Ich begleite dabei die Wertpapiertransaktionen unserer Kunden intensiv und koordiniere die Abläufe zwischen den verschiedenen Depotbanken und Capitell.
Herr Karkossa, was erwarten die Kunden von Ihnen als Vermögensverwalter im Trading?
Sven Karkossa: Dass wir ihre Wertpapiertransaktionen professionell ausführen und dabei verlässlich mit unseren Partnerbanken zusammenarbeiten. Wir betreuen bald 4 Milliarden Euro Kundenvermögen, und die Anforderungen werden immer komplexer. Deshalb haben wir Anfang 2024 Dennis Reinheimer als Trading-Profi eingestellt – denn neben Privatkundenmandaten agieren wir auch als Fondsberater und Portfoliomanager für Spezialfonds. Beide Kundengruppen erfordern entsprechende Aufmerksamkeit und daraus resultierend ein professionelles Handling im Ordering.
Herr Reinheimer, wie definieren Sie Ihr Aufgabenfeld über das reine Ordering hinaus?
Reinheimer: Ich konzentriere mich besonders darauf, große Tickets smart zu handeln – dabei suche ich die beste Liquidität, ohne den Markt zu beeinflussen. Im Portfolio-Kontext baue ich Positionen strategisch auf, etwa bei Sector Trades oder wenn wir Marktrisiken minimieren wollen. Für unser institutionelles Geschäft manage ich auch komplexere Orders, beispielsweise beim Durations-Hedging, Beta-Hedging oder Options-Overlay. Außerdem unterstütze ich das Team bei Orderentscheidungen und optimiere Ein- und Ausstiegspunkte durch technische Indikatoren und Flow-Analyse.
„Ich konzentriere mich besonders darauf, große Tickets smart zu handeln – dabei suche ich die beste Liquidität, ohne den Markt zu beeinflussen“
Gibt es regulatorische Einschränkungen nach Mifid II?
Reinheimer: Wir handeln hauptsächlich Cash Equities und Cash Bonds und verfolgen einen klassischen Long-only-Ansatz ohne Short-Positionen. Wir beschränken uns ausschließlich auf Instrumente unserer internen „White List“und folgen darüber hinaus den Vorgaben unserer Partnerbanken.
Was sind die Hebel, die Vermögensverwalter bei einer Order haben?
Reinheimer: Vor allem bünden wir: Wir sammeln die strategischen Orders aus allen Niederlassungen und handeln sie als großes Ticket über die Partnerbank. Bei Cash Equities bestimmen wir die Trading-Strategie selbst, legen die gewünschten Preisspannen fest und wählen gezielt die Algorithmen für die Liquiditätsplattformen aus. Bei Bonds spreche ich vorab mit meinem Broker-Netzwerk und den Sales Tradern über Preise und Liquidität. So können wir bei illiquiden Instrumenten genau festlegen, mit wem wir einen Request for Quote durchführen – ohne den ganzen Markt aufzuscheuchen – und zu welchem fairen Preis wir handeln möchten.
Apropos Preis: Herr Karkossa, wie bepreisen Sie die Leistungen denn dann am Ende? Gewisse Skaleneffekte können Sie doch sicher den Kunden weiterreichen.
Karkossa: Wir berechnen ein Honorar, das sich nach dem Anlagevolumen eines Mandats richtet. Darin haben wir bereits alle zusätzlichen Dienstleistungen, zum Beispiel im Ordering inklusive der Expertise von Dennis Reinheimer eingerechnet.
Inwieweit ist ein Vermögensverwalter am Ende doch abhängig von seiner Depotbank?
Karkossa: Wir hängen wechselseitig voneinander ab: Als Vermögensverwalter benötigen wir verlässliche Banken im Hintergrund, mit denen wir Kapazitäten und Volumina bündeln und so Mehrwerte für unsere Kunden schaffen können. Gleichzeitig sind die Partnerbanken auch auf uns angewiesen.
Inwiefern?
Karkossa: Unabhängige Vermögensverwalter in Deutschland verzeichnen seit Jahren ein tolles Wachstum und stellen ein veritables Gegengewicht zu den klassischen Private-Banking-Anbietern dar, so auch die Capitell. Die üblichen Depotbanken hierzulande haben schon seit geraumer Zeit erkannt, dass das Plattformgeschäft mit unabhängigen Vermögensverwaltern und deren Kunden lukrativ ist und möchten natürlich auch von diesem Wachstumskurs profitieren.
Über die Interviewten:
Dennis Reinheimer arbeitet seit einem Jahr bei Capitell als Senior-Trader, wo er die Bedürfnisse institutioneller Kunden abdeckt. Bei der UBS arbeitete er bereits als Trader und betreute zuletzt in der Investmentbank institutionelle Kunden wie Asset Manager, Family Offices, Hedgefonds und Unternehmen. Zuvor war er im Wealth Management tätig, war im Geschäft mit externen Vermögensverwaltern tätig.
Sven Karkossa ist seit 1. Januar 2023 Mitglied im Capitell-Vorstand, wo er die Ressorts Marketing, Akquisition und Personal verantwortet. Bevor Karkossa im Oktober 2020 zur Capitell wechselte, war er 13 Jahre im Geschäftsfeld External Asset Managers der Credit Suisse tätig. Seine beruflichen Wurzeln liegen im Private Banking der BHF Bank.