private banking magazin: Frau Eicher, Driving Consistent Performance (DCP) ist auf zwei Anlagestrategien spezialisiert. Erzählen Sie uns von Ihren Erfahrungen im Bereich Hybridanleihen.
Cindy Eicher: Hybridanleihen sind eine spezielle Anlageklasse. Sie haben sowohl eine Eigenkapital- als auch eine Fremdkapitalkomponente, daher der Name "hybrid". Für Anleger steht die Zinskomponente im Vordergrund. Viele verwechseln diese Anleihen mit Wandelanleihen, die sich in Aktien umwandeln lassen – das ist es aber nicht. Es ist eine Nische, in der man extrem spezialisiert sein muss. Man muss die Emissionsprospekte im Detail durchlesen und verstehen.
Wie groß ist dieser Markt?
Eicher: In Europa sprechen wir von einem Markt von etwa 950 Milliarden Euro. Weltweit sind es sogar rund 1.500 Milliarden Euro. Das ist keine kleine Nische mehr. Dennoch gibt es nur wenige wirklich qualifizierte Akteure in diesem Segment. Unsere Allokation unterscheidet sich dabei vom europäischen Markt. Während dort das Schwergewicht bei Banken liegt, haben wir zum Beispiel einen großen Schweizer Anteil von 16 Prozent – in den üblichen Indizes ist die Schweiz kaum vertreten.
Wie gehen Sie mit den Risiken in diesem Marktsegment um?
Eicher: Wir wollen keine Investments tätigen, bei denen wir Risiken nicht analysieren können. Besonders wichtig ist uns dabei das Zinsrisiko. Da wir nicht wissen können, wohin sich die Zinsen entwickeln, kaufen wir nur kurzläufige Durationen. So minimieren wir die Zinssensibilität. Wir investieren ausschließlich in Emittenten mit hoher Bonität. Unsere Experten pflegen auch einen engen Draht zu den Unternehmen – man muss ja wissen, ob es Strategieanpassungen geben wird.
Was können Investoren von Ihnen erwarten?
Eicher: Einen langen Track Record und eine sehr dezidierte Expertise. Wir bauten eine proprietäre Datenbank auf, die unserer Meinung nach einzigartig im Markt ist. Wir sind kein einfacher ETF-Market-Tracking-Anbieter, sondern liefern seit Jahren Mehrwert und Qualität. Bei den Renditen sprechen wir im Euro-Bereich von aktuell circa 5,5 Prozent. Im vergangenen Jahr erreichten wir sogar Renditen von 11 Prozent. Durchschnittlich würde ich sagen, sind 4 bis 5 Prozent realistisch.
Ihre zweite Strategie fokussiert sich auf Aktien. Dazu gibt es ein Overlay. Wie funktioniert dieser Ansatz?
Eicher: Wir suchen die besten Werte in den Schweizer, deutschen, europäischen und US-Märkten. Die reinen Dividendenrenditen sind mit etwa 2 Prozent klein. Die höchsten Erträge/Gewinne erzielen wir durch Optionsprämien, indem wir auf die gekauften Aktien Call-Optionen verkaufen. Je näher man am Strike-Preis ist, desto höher sind die Prämien – allerdings geben wir dann auch „upside“ bei der Aktie auf. Man kann die Strategie also sportlicher oder defensiver fahren.
Wie kombinieren Sie diese beiden Strategien für Ihre Kunden?
Eicher: Viele unserer Kunden investieren in beide Strategien, um einen ausgewogenen Ansatz zu fahren. Die Equity-Strategie ist dabei klassisch aufgebaut: Wir suchen die besten Werte und erhöhen die Rendite durch das Options-Overlay. Das ist keine Revolution – große Häuser wie J.P. Morgan bieten auch solche Equity-Income-Strategien an. Unser Unterschied ist, dass wir uns nicht nur auf ein Land fokussieren, sondern dies über mehrere Länder hinweg anbieten. Zudem bieten wir auch reine Options-Overlay-Strategien an. Das ist besonders interessant für Regionalbanken – eine Nische, die von den großen Investmentbanken nicht bedient wird.
Wie sieht die Entwicklung von DCP aus?
Eicher: Der Eigentümer hat ambitionierte Ziele. Er möchte das verwaltete Vermögen in fünf Jahren verdoppeln. Das wäre ein Wachstum von 15 Prozent pro Jahr. Rein organisch ist das sehr ambitioniert, aber mit strategischen Akquisitionen und Partnern in verschiedenen Ländern wäre es machbar.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen im Vertrieb?
Eicher: In der Schweiz steht der Rentenmarkt generell weniger im Fokus. Die Schweizer konzentrieren sich mehr auf Aktien und Private-Equity-Investments. Rentenprodukte werden eher stiefmütterlich behandelt. Wenn man mit Asset Managern oder Family Offices spricht, haben sie diese Anlageklasse oft nicht auf dem Radar.
Die Schweizer haben generell einen höheren Risikoappetit und glauben an Shareholder Value. Zudem ist das Zinsniveau in der Schweiz noch niedriger als in Europa. In Deutschland haben Renten-Lösungen einen ganz anderen Stellenwert und sind integraler Bestandteil jeder ausgewogenen Allokation. Realer Kapitalerhalt steht besonders bei deutschen Family Offices im Fokus und daher ist Deutschland für uns hochintressant.
Was hat Sie persönlich an der Position bei DCP gereizt?
Eicher: Mich hat weniger das Haus selbst gereizt, sondern die Aufgabe. DCP hat viele Investmentexperten, aber es fehlte jemand, der die Geschäftsentwicklung vorantreibt. Ich war davor zweieinhalb Jahre selbstständig und lernte über einen gemeinsamen Kollegen den Inhaber kennen. Ich habe mir ausbedungen, drei Monate in die Abläufe reinzuschauen und bin dann mit einer Liste zurückgekommen, was man machen müsste. Daraufhin wurde ich gefragt, ob ich nicht die CEO-Position übernehmen möchte.
Was waren Ihre wichtigsten Lehren aus der Selbstständigkeit?
Eicher: Die größte Erkenntnis war die Bedeutung der Skalierung. Als "One Woman Show" ist man einfach limitiert – jeder Tag hat nur 24 Stunden. Aber diese Zeit war auch sehr wertvoll – ich könnte meine jetzige Position nicht so ausfüllen ohne diese Erfahrung. Als Selbstständige sieht man überall rein, macht sich Gedanken über Prozesse, IT Set-up, rechtliche Aspekte und Haftungsfragen. Als Angestellter hat man oft nur einen kleinen Bereich, aber nicht den 360-Grad-Blick. Was mir auch gefehlt hat, war der Austausch mit Kollegen – das Feedback zu bekommen, ob man etwas übersehen hat oder ob es noch andere Möglichkeiten gibt, Probleme zu lösen.
Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
Eicher: Sehr kollegial und "Leading by Example". Ich erwarte nichts von anderen, was ich nicht selbst auch tun würde. Unsere Entscheidungen sind faktenbasiert und fair. Ich packe selbst mit an, aber es ist mir wichtig, dass wir als Team arbeiten.
Was machen Sie zum Ausgleich neben der Arbeit?
Eicher: Ich verbringe gerne Zeit mit meiner Familie und reise viel. Außerdem interessiere ich mich sehr für Kunst und Literatur. Ich besuche Museen und lese viel.
Welche Bücher haben Sie zuletzt beeindruckt?
Eicher: Zuletzt habe ich die Biographie von Marina Abramovic gelesen, einer Performancekünstlerin, die aktuell eine Ausstellung in Zürich hat. Wenn man ihren Werdegang nicht kennt und einfach ins Museum geht, ist man von ihrer Kunst vielleicht verstört oder schockiert. Aber wenn man versteht, was sie gemacht hat und warum, ist es extrem beeindruckend.
Daneben habe ich auch ein faszinierendes Buch über Schweizer Menschen gelesen, die alle über 80 sind. Es gibt zwei Bände, einen für Frauen und einen für Männer, in denen sie ihre Lebensweisheiten teilen – was sie wiederholen würden und was sie bereuen. Das fand ich sehr inspirierend.
Wenn Sie sich für ein Kunstwerk entscheiden müssten, was würden Sie wählen?
Eicher: Wahrscheinlich ein Artefakt von einem afrikanischen Urvolk. Nicht unbedingt etwas extrem Wertvolles oder Teures, sondern etwas, das die Naturverbundenheit ausdrückt und etwas Exotisches hat.
Was macht es mit Ihnen als Führungsperson, in einer Branche zu arbeiten, die nichts Haptisches produziert?
Eicher: Es sind die Feedbacks der Kunden, die mich glücklich machen. Wenn jemand sagt, dass er mit der Performance zufrieden ist oder gerne zu uns kommt. Nicht jedes Feedback ist positiv, aber man lernt daraus. Es ist der Dialog mit den Menschen und ihr Vertrauen, das man gewinnen kann. Das macht unsere Branche aus – und natürlich, dass man eine gute Arbeit abliefert.
Über die Interviewte
Cindy Eicher ist seit Juni vergangenen Jahres Geschäftsführerin von DCP. Parallel ist sie J.P. Morgan.
Weitere Karrierestationen waren bei Avolve, der Quintet Private Bank und