BHF-Chef Philippe Oddo „Wir brauchen mehr Kundennähe“

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Gerüchteweise soll es Verkaufsgespräche bezüglich der Fondstochter Frankfurt-Trust gegeben haben. Was haben Sie insgesamt mit den BHF-Töchtern vor?

Oddo: Wir haben bis heute kein einziges Gespräch hinsichtlich eines Verkaufs unserer Tochtergesellschaft Frankfurt-Trust geführt. Ganz im Gegenteil: In ihrem Fall wollten wir zunächst wissen, ob es sinnvoll sein könnte, die Frankfurter mit unserer Fondsgesellschaft Oddo Meriten Asset Management zu verschmelzen. Wir haben uns allerdings dagegen entschieden. Deswegen bleibt Frankfurt-Trust unabhängig. Verkaufen aus Finanzierungsgründen müssen wir ohnehin nicht. Frankfurt-Trust ist eine starke Marke und hat ein tolles Team. Generell mögen wir Asset-Management-Geschäftsmodelle. Sie bergen kein großes Risiko und versprechen viel Wachstum. Insofern sind wir sogar bereit zu investieren und wollen sehen, wie ein Frankfurt-Trust 3.0 aussehen kann. Beim Family-Office-Geschäft sind wir noch nicht so weit in der abschließenden Beurteilung. Hierzu werden wir uns in den kommenden Monaten eine Meinung bilden, wie wir unsere drei Family Offices in Frankfurt, Zürich und Luxemburg positionieren. Interessant ist das Geschäftsmodell allemal.

Sowohl die BHF-Bank als auch Oddo & Cie sind in der Schweiz tätig. Wie geht es da für die deutsche Tochter weiter?

Oddo: Zahlreiche Franzosen leben im Ausland, darunter viele auch in der Schweiz. Hier sehen wir Potenzial für eine Bank wie die BHF und ihre Fokussierung auf Unternehmerfamilien. Insofern werden wir prüfen, ob es sinnvoll ist, in Genf mit der BHF-Marke um diese Klientel zu werben. Sicherlich haben Oddo & Cie und die BHF-Bank in der Schweiz noch nicht ihre vollen Geschäftspotenziale gehoben. Dafür müssen wir aber auch Talente finden und die Zusammenarbeit mit den deutschen  Niederlassungen verbessern.

Wo Sie die deutschen Niederlassungen erwähnen. Wird es im Standortnetz Veränderungen geben?

Oddo: Es gibt zunächst keine Pläne, die Zahl der zwölf Niederlassungen neben der Frankfurter Zentrale zu erhöhen. Zunächst werden wir vielmehr in die bestehenden  Standorte und Teams investieren.

Sie erwähnen wiederholt, dass die BHF-Bank und die Gesamtgruppe Investitionsvorhaben umsetzen wollen. Ist nach dem BHF-Kauf überhaupt Geld da?

Oddo: Für den Kauf der Finanzgruppe BHF Kleinwort Benson haben wir zwar 725 Millionen Euro gezahlt, seitdem aber mehr als 400 Millionen Euro aus den Verkäufen der Bank Kleinwort Benson an die Société Générale und des Asset-Management-Arms Kleinwort  Benson  Investors  eingenommen. Mit diesen Verkaufserlösen  waren wir sehr zufrieden. Die BHF-Bank allein hat also rund 300 Millionen Euro gekostet. Das ist schon mal eine ganz andere Summe. Und Geld zum Investieren ist definitiv da – beispielsweise für Investitionen in die IT und in talentierte Mitarbeiter.

Ein Investment ist jüngst bekannt geworden, nämlich die Berufung von Joachim Häger in den Vorstand. Er lebte bisher in den Konzernstrukturen der Deutschen Bank. Passt er zur Unternehmenskultur der BHF-Bank?

Oddo: Es ist doch so, dass Deutschlands Finanzbranche viele hoch talentierte Leute hat, die sich aber in vorgegebenen Strukturen zurechtfinden müssen. Joachim Häger hat entschieden, dass er künftig in einem stark unternehmerisch geprägten Umfeld arbeiten möchte. Er wird auch Aktionär von Oddo & Cie. Diese Möglichkeit gibt es im Übrigen für alle BHF-Mitarbeiter. Bis Ende des Jahres werden wir ein  entsprechendes Programm organisieren. Damit wollen wir das Unternehmertum der Belegschaft fördern und Talente binden.  Im Fall von Joachim Häger gibt es ein klares Bekenntnis zur BHF-Bank und unserer Unternehmenskultur.

Man hört, dass er nicht nur die Rolle des Private-Banking-Vorstands bei der BHF-Bank übernehmen soll.

Oddo: Das ist richtig. Joachim Häger wird neben seiner Rolle bei der BHF-Bank eine vergleichbare bei Oddo & Cie in Frankreich übernehmen. Ähnlich, wie ich an drei von fünf Tagen in Frankfurt bin, um die BHF-Integration voranzubringen, wird Häger an zwei Tagen in der Woche in Paris arbeiten. Dort können wir seine enorme Erfahrung  im Umgang mit großen Unternehmerfamilien gut gebrauchen.


Über den Interviewten: Philippe Oddo entstammt einer französischen Familie, die bereits im 19. Jahrhundert im Börsenhandel tätig war und deren Vermögen im Jahr 2011 auf 220 Millionen Euro geschätzt wurde. Darauf will sich der 56-Jährige anscheinend nicht ausruhen. Sein Ziel ist, aus Oddo & Cie die größte private Finanzgruppe der Eurozone zu machen. Neben der BHF-Bank haben die Franzosen zuletzt die Düsseldorfer Fondsboutique Meriten und den Frankfurter Wertpapierhändler Seydler gekauft. Aus seiner Zeit als Austauschschüler auf einem deutschen Internat spricht Oddo fließend Deutsch.

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