Interview mit Berenberg-CIO Stefan Keitel „Kundennähe ist einer unserer Wettbewerbsvorteile“

Stefan Keitel ist seit September 2013 CIO bei der Berenberg Bank

Stefan Keitel ist seit September 2013 CIO bei der Berenberg Bank

private banking magazin: Sie haben im neu geschaffenen Investment-Office von Berenberg in den vergangenen Monaten einige Mitarbeiter eingestellt. Warum die große Personal-Akquise?

Stefan Keitel: Es stimmt, in meiner zehnmonatigen Firmenzugehörigkeit bei Berenberg haben wir 12 Mitarbeiter fürs Investment-Office eingestellt. Das Committment der Partner zum nachhaltigen Aufbau und Ausbau meines Verantwortungsbereichs war mitentscheidend für meinen Wechsel zu Berenberg. Auch war er notwendig, um in den fünf Teilbereichen – Investmentstrategie, Private Vermögensverwaltung, Institutionelle Vermögensverwaltung, Investment Advisory sowie Alternative Anlagen mit Schwerpunkt Private-Equity – jeweils die nötige Qualität bieten zu können. Die Teamgröße von 35 Mitarbeitern, inklusive Schweiz und Großbritannien, passt dazu und ist immer noch sehr schlank mit Blick auf unseren Anspruch und die deutlich gestiegenen Anforderungen, gerade auch im Hinblick auf die verstärkt internationale Ausrichtung.

Ist das Anheuern von Personal damit bis auf weiteres abgeschlossen?

Keitel: Ja. Mit der erweiterten Mannschaft fühlen wir uns bestens aufgestell, auch mit Blick auf das geplante Wachstum. Wir haben die Weichen gestellt, um nachhaltig die Qualität zu liefern, die man von uns erwartet.

Welche Geschäftsfelder haben Sie im Sinn?

Keitel: Wir wollen vor allem das Geschäft mit der privaten Vermögensverwaltung ausbauen. Hier gibt es am Markt trotz des starken Wettbewerbs weiterhin eine hohe Nachfrage nach seriösen und erfolgreichen Ansätzen. Wenn Prozess und Philosophie stimmen, ist dieses Feld für Kunden und Bank eine unverzichtbare Kerndienstleistung. Auch im Geschäft mit der institutionellen Vermögensverwaltung wollen wir wachsen. Dieser Aufbau erfolgt komplementär zum bereits sehr erfolgreich agierenden quantitativen Asset Management. Wir wollen, dass sich beide Zweige ergänzen, weshalb wir auch die Vertriebseinheit dieses Bereiches nutzen können.

Nicht nur hat Berenberg kräftig Mitarbeiter eingestellt, auch wurde das Investment-Office nach Frankfurt verlegt. Haben das alle Hamburger Angestellten mitgetragen?

Keitel: Die bis zu meinem Antritt in Hamburg ansässigen Teile der Vermögensverwaltung und des Investment Advisory sind in der Tat schwerpunktmäßig nach Frankfurt umgezogen. Bis dato gab es kein Investment-Office im genannten Zuschnitt. Das ist jetzt anders, da ich für die gesamte Bank als Chefanlagestratege Ansprechpartner bin, der mit Hilfe seiner Anlagekomittees eine einheitliche Kapitalmarktmeinung Berenbergs sicherstellt. Damit bin ich als CIO sozusagen Sparringspartner für das Investment Banking, Corporate Banking, Private Banking und Asset Management. Am Hamburger Hauptsitz sind weiterhin fünf Portfoliomanager und Support-Kollegen im Einsatz.

Was erhofft sich Berenberg davon?

Keitel: Vorteil ist, dass unsere Portfoliomanager vor Ort – in Hamburg sind es fünf, in München, Stuttgart und Düsseldorf jeweils einer, dazu die Kollegen in Zürich und London – ihre Expertise im Gespräch mit dem Berater und dem Kunden einbringen können. Ich bin überzeugt, dass diese Kundennähe einer unserer Wettbewerbsvorteile ist. Andere Banken, vor allem die großen Institute, haben ihre Portfoliomanager nicht vor Ort, sondern eher reine Verkaufseinheiten. Wir aber glauben, dass unsere Herangehensweise effizienter und kundenfreundlicher ist. Wichtig ist dabei, dass die lokalen Portfoliomanager in unserem Investment-Office integriert sind. Sie kommen regelmäßig, mindestens einmal im Monat zum fachlichen Austausch nach Frankfurt – und sind damit neben der unverzichtbaren Tätigkeit vor Ort auch wichtige Impulsgeber und Ideenlieferanten, was die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden angeht.

Warum fünf Portfoliomanager in Hamburg?

Keitel: Hamburg ist Hauptsitz von Berenberg, hier ist die Bank seit über 400 Jahren eine feste Größe. Folglich ist die Kundenbasis am Hamburger Standort um ein Vielfaches größer als anderswo und entsprechend brauchen wir dort mehr Portfoliomanager als an den anderen Standorten.

Ihre Einstellung, die Gründung eines Investment-Office und die Vielzahl an Personalien hört sich danach an, dass Berenberg wieder vermehrt den Fokus auf das Private Banking legt. Stimmt das?

Keitel: Zumindest mein Hauptfokus liegt auf dem Private Banking. Allein weil mit der Privaten Vermögensverwaltung, dem Private-Equity-Geschäft und dem Investment Advisory drei meiner fünf operativen Bereiche fast ausschließlich auf das Private Banking ausgerichtet sind. Die Partner sehen das Private Banking als wichtige und tragende Säule im Geschäftsmodell der Bank, auch wenn das Investment Banking aufgrund der tollen Erfolge in den vergangenen Jahren gerade medial etwas stärker in den Fokus gerückt ist. Meine Einstellung und die Investition in ein starkes Investment-Office sind ein klares Signal für die Bedeutung, die man dem Private Banking zumisst. Wir wollen mit Kompetenz und Qualität in allen Geschäftsbereichen überzeugen, und unser Angebot wird von den Kunden nachgefragt, sei es nun im Private Banking oder im Investment Banking, im Corporate Banking oder im Asset Management.

Sie waren zuvor bei der Credit Suisse in der Schweiz und waren in einer ganz anderen Größenordnung für die Vermögensverwaltung zuständig. Was hat zum Wechsel zu Berenberg bewegt?

Keitel: Es stimmt, dass ich als globaler Leiter der Vermögensverwaltung der Credit Suisse für mehr als 100 Milliarden Euro direkt verantwortlich war, als Globaler Investmentchef indirekt noch um ein Vielfaches mehr. Berenberg hat Assets under Management von 30 Milliarden, der Anspruch was die Themen betrifft ist aber der Gleiche. In Gesprächen mit Berenberg-Chef Hans-Walter Peters wurde schnell klar, dass die Bank und ich gut zusammenpassen. Es gab erfreulicherweise viele Angebote aus dem Markt, aber Berenberg hat mir einen tollen Zuschnitt meiner Aufgaben geboten. Zudem haben mich die Ausbaupläne, die klare Strategie, die Tradition des Hauses und vor allem die Berenberger selbst überzeugt.


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