Interview mit André Heimrich „Man sollte nur in das investieren, was man versteht“

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Kommt es bei Hedgefonds- oder Absolute-Return-Strategien stärker auf die richtige Managerselektion an als bei klassischen Anlagen?

Heimrich: Wir hinterfragen grundsätzlich immer die Managerqualität. Bei Strategien, mit denen Alpha generiert werden soll, ist die Leistungsfähigkeit des Managers aber besonders wichtig. Generell spielen für unsere Managerauswahl harte und weiche Faktoren eine Rolle. Auch Vor-Ort-Besuche bei Managern sind ein bedeutender Baustein für unsere Entscheidung. Diese bringen die harten Fakten manchmal erst zum Vorschein: Zum Beispiel konnte ein Manager, der bei der Präsentation in unserem Haus einen sehr guten Eindruck hinterlassen hatte, beim Vor-Ort-Besuch sein Risikomanagementsystem nicht präsentieren. Offenbar war dieses noch gar nicht fertig. Weiche Faktoren beziehen wir aber ebenso mit ein: Wie wird miteinander gearbeitet? Wie ist die Stimmung im Team?

Wie schaffen Sie es, das erforderliche Know-how im Haus zu haben?

Heimrich: Wichtig ist es, erfahrene Leistungsträger zu halten und gleichzeitig junge, talentierte Mitarbeiter einzubinden sowie ihnen Verantwortung zu geben. Wir entwickeln systematisch Führungsnachwuchs und versuchen, Führungspositionen aus den eigenen Reihen zu besetzen. So haben wir eine hohe Kontinuität im Team, auf die wir sehr stolz sind. Und mit dem entsprechenden Know-how im Haus finden Gespräche mit Managern auf einer ganz anderen Ebene statt.

Die Asset-Management-Branche wandelt sich derzeit stark, ein Schlagwort ist künstliche Intelligenz. Wie stehen Sie als Investor dazu?

Heimrich: Beim Einsatz von künstlicher Intelligenz im Asset Management handelt es sich um keine neue Anlageklasse, sondern um
eine neue Herangehensweise. Wir werden uns dieses Thema genau anschauen und prüfen, ob so etwas in unser Portfolio passt. Oft wird allerdings auch alter Wein in neuen Schläuchen verkauft. Quantitatives Investieren gibt es ja schon lange. Wir haben schon relativ früh auf quantitatives Asset Management gesetzt und waren damit sehr erfolgreich.

Was sind Ihre persönlichen Dos and Don’ts in der Kapitalanlage?

Heimrich: Zum einen ist es eine Todsünde, in etwas zu investieren, was man nicht versteht. Ich denke da zum Beispiel an einige strukturierte oder stark gehebelte Produkte. Nur wenn man ein Produkt versteht, kann man es auch sinnvoll in ein Portfolio einbauen. Zum anderen sollte man sich bewusst darüber sein, was man kann und was man nicht kann. Manchmal muss man erkennen: Dieses Spezialistenwissen haben wir nicht, da lassen wir lieber die Finger davon. Nicht zuletzt sollte man, wenn man eine Entscheidung getroffen hat, auch eine gewisse Zeit durchhalten. Manche Entscheidungen muss man zwar wieder korrigieren, doch es zahlt sich oft aus, auf Kontinuität zu setzen.

Das Interview wurde dem private banking magazin von Lupus alpha zur Verfügung gestellt.


Über den Interviewten: 
André Heimrich ist seit 2013 Vorstandsmitglied und Leiter des Bereichs Kapitalanlagen bei der Bayerischen Versorgungskammer (BVK). Die BVK führt die Geschäfte von zwölf berufsständischen und kommunalen Altersversorgungseinrichtungen – von der Bayerischen Ärzteversorgung, der Versorgungsanstalt der Kaminkehrergesellen bis hin zum Versorgungswerk des Bayerischen Landtags.

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