Interview mit André Heimrich „Man sollte nur in das investieren, was man versteht“

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Wie erschließen Sie sich eine neue Anlageklasse, die Sie für interessant halten?

Heimrich: Zu Anfang fragen wir uns, ob diese Anlageklasse überhaupt für unser Vermögen geeignet und ein entsprechendes Volumen am Markt verfügbar ist. Dann durchläuft die Anlageklasse eine Asset-Liability-Prüfung und muss sich bewähren. Sie muss beim gleichen Risiko zu einer höheren Rendite oder bei gleicher Rendite zu einem geringeren Risiko führen. Und sie muss einen gewissen Diversifikationseffekt ins Portfolio bringen. Das letzte Thema, dem wir uns zugewandt haben, war übrigens Private Debt.

Sehen Sie Änderungsbedarf in Ihrer strategischen Allokation?

Heimrich: Alle drei Jahre überprüfen wir unsere strategische Asset Allocation, das steht in diesem Jahr an. Im Moment glauben
wir aber, dass wir gut diversifiziert sind und eher nur marginalen Anpassungsbedarf haben.

Passive Strategien gewinnen immer mehr an Bedeutung. Wie stehen Sie dazu?

Heimrich: Wir sind grundsätzlich Anhänger der aktiven Kapitalanlage – und die Vergangenheit hat uns mit Blick auf das Alpha, das wir erzielen konnten, Recht gegeben. Wir verfolgen aber auch passive Strategien und Smart Beta-Ansätze, zum Beispiel mit gleichgewichteten („equal-weight“) Portfolios. Es gibt Bereiche, aktuell etwa Investment-Grade-Unternehmensanleihen, die wenig Grundertrag bringen. Da machen möglichst kosteneffiziente Ansätze Sinn. Aktives Management lohnt sich dagegen in Bereichen wie Small und Mid Caps und Emerging Markets Debt beziehungsweise -Aktien.

Kommen aufgrund der Größe der BVK manche Investment-möglichkeiten schon nicht mehr infrage?

Heimrich: Wir sind bereits sehr groß und gehen davon aus, dass wir in den nächsten fünf oder sechs Jahren die 100-Milliarden-Euro-Grenze erreichen. Daher macht es keinen Sinn, in eine Anlageklasse nur ein oder zwei Milliarden Euro zu investieren. Der Aufwand ist zu hoch im Vergleich zum Nutzen und der Effekt für das Portfolio zu gering.

Wie wählen Sie Asset Manager aus?

Heimrich: Für etablierte Anlageklassen haben wir eigene Datenbanken aufgebaut. Wenn es um neue Themen geht, bedienen
wir uns für den Auswahlprozess auch mal Consultants. Ein Beispiel sind spezielle Immobilieninvestments, etwa in den USA oder Asien. 

Und wie lange geben Sie Managern, bis Sie sich von ihnen trennen?

Heimrich: Ein Manager hat in der Regel drei Jahre Zeit zu beweisen, dass er durch Erzielung von Alpha einen Mehrwert für das Portfolio liefern kann. In Ausnahmefällen, etwa bei einer defensiven Strategie in einem drei Jahre währenden Bullenmarkt, gibt es auch schon einmal eine Verlängerung. Doch nicht nur mangelnde Performance, auch ein Strategiewechsel des Asset Managers kann zu einer Trennung führen. Wir gucken auch dann besonders hin, wenn Schlüsselpersonen für die Steuerung eines Portfolios das Haus verlassen.