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Interview Michael Hasenstab „Es gibt mehr Aufwärts- als Abwärtsrisiken bei der Inflation“

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Und wie sehen Sie die Entwicklung der Staatsanleihen in Deutschland, wo die zehnjährigen Papiere derzeit nur noch mit rund 0,1 Prozent rentieren?

Hasenstab: Wir haben hier keine starke Meinung. Einerseits sind die Bewertungen einfach nur extrem teuer. Andererseits verfolgt die Europäische Zentralbank einen sehr aggressiven Lockerungskurs. Und wir alle wissen, wie schwer es ist, gegen ein Quantitative-Easing-Programm zu kämpfen.

Ihr Ausblick für den Euro war bislang eher negativ. Halten Sie daran fest?

Hasenstab: Ja. Die lockere Geldpolitik hält an. In einigen Märkten kauft die EZB im Rahmen ihres Anleiheprogramms mehr Anleihen als neu emittiert werden. Das drückt die Renditen extrem nach unten. Dieser Renditeunterschied zu Anleihen in US-Dollar kommt dem Euro nicht zugute, und die divergierende Notenbankpolitik sollte den Dollar gegenüber dem Euro weiter aufwerten lassen.

Sehen Sie in Europa denn überhaupt Anlagechancen?

Hasenstab: Zum Beispiel halten wir Polen für wirtschaftlich gut aufgestellt. Das Land hat einen wettbewerbsstarken Arbeitsmarkt. Zwar hat die Politik für etwas Unruhe gesorgt, das ändert aber nichts an der grundsätzlichen Story. Auch für Serbien sind wir zuversichtlich gestimmt. Das Land hat viele fiskalische und strukturelle Reformen auf den Weg gebracht und begonnen, den staatlichen Sektor aufzuräumen. In den Anleiherenditen spiegelt sich die Aufbruchsstimmung bereits wider. Sie sind aus dem zweitstelligen in den mittleren einstelligen Bereich gefallen. Unser Ausblick bleibt hier aber positiv.

Zum Schluss ein Blick auf den breiten Markt. Wo kommt dieses Jahr der Ertrag für Anleiheinvestoren her?

Hasenstab: Ich denke, 2016 beruht der Anlageerfolg darauf, dass man kein Geld verliert – und dass man tatsächlich Geld verdient, wenn die Zinsen steigen. Aufgrund der anhaltenden exzessiven Geldpolitik seitens der EZB und der BOJ erwarten wir weiteren Rückenwind für den US-Dollar. Global betrachtet könnte die Erholung einiger der angespannten Emerging Markets Währungen, wie beispielsweise in Mexiko oder auch Brasilien, zu einer deutlichen Ertragsquelle führen. Wir können nicht sagen, wann diese stark gefallenen Märkte wieder nach oben schnellen, aber wir sind sehr zuversichtlich, dass es passieren wird und dass das Ertragspotenzial aufgrund der aktuellen Bewertungen groß sein wird.

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