Matthias Schellenberg von der Apobank „Das Kundensegment der Apobank ist kein Private Banking, sondern Affluent“

Seite 3 / 3

Wie spiegelt sich das in den Mandaten wider?

Schellenberg: Wenn jeder von uns eine Kiste mit gleichen Bauklötzen vor sich hätte, würde jeder von uns daraus trotzdem ein anderes, individuelles Häuschen bauen. Dieses Prinzip können wir auch in Vermögensverwaltungen umsetzen und etwa durch Quant- oder Quality-Ansätze ergänzen. Das Zins-Comeback bietet uns zudem die Chance, eine sinnvolle Allokation in Staats- und Unternehmensanleihen anzubieten.

„Das Depotvolumen von 10 Milliarden Euro ist im Vergleich zu rund 500.000 Kunden und unserem Kreditbuch von 37 Milliarden Euro verhältnismäßig klein“

Das Depotvolumen von 10 Milliarden Euro soll sich bis 2028 verdoppeln. Wie ist das Ziel erreichbar, wenn Kunden erst über die Finanzierung und die Existenzgründung an die gesamte Vermögensverwaltung herangeführt werden sollen?

Schellenberg: Der Weg über die Finanzierung ermöglicht aufgrund der detaillierten Kenntnisse der finanziellen Verhältnisse unserer Kunden eine sehr passgenau abgestimmte Vermögens- und Vorsorgeplanung. Der Weg ist aber gleichzeitig keine zwingende Voraussetzung. Das Wertpapiergeschäft stand aufgrund der Historie der Bank nie gleichberechtigt neben dem Finanzierungsgeschäft.

Matthias Schellenberg von der Apobank im Interview mit dem private banking magazin.
Matthias Schellenberg.
© Robert Poorten

Wir sind mit einem Marktanteil von 60 Prozent klarer Marktführer für die Finanzierung von Heilberufler-Existenzgründungen. Das Depotvolumen von 10 Milliarden Euro ist im Vergleich zu rund 500.000 Kunden und unserem Kreditbuch von 37 Milliarden Euro aber verhältnismäßig klein. Das Ziel ist also ambitioniert, aber erreichbar. 

Vor fünf Jahren lag das Depotvolumen bei 8 Milliarden Euro. Das Wachstumstempo des Depotvolumens müsste sich also verfünffachen.

Schellenberg: Wir wollen uns ambitionierte Ziele setzen. Im besten Fall hilft uns der Kapitalmarkt. Wichtiger ist aber, dass wir unser Betreuungsmodell optimieren.

Wie soll das operativ gelingen?

Schellenberg: Der Kundenbedarf soll vom Kredit- auf der einen und dem Vermögensspezialisten auf der anderen Seite im Team erfüllt werden. In diesem dualen Betreuungsmodell begleitet ein Private Banker Kunden vom Studium bis zur Pension und über den ganzen Lebenszyklus hinweg. Bei Bedarf zieht er Experten hinzu. 

Gibt es ein Beraterdefizit bei Ihnen? Wir haben die Abgänge ganzer Teams bereits angesprochen.

Schellenberg: Nein. Wir haben unsere Vermögensberater in der Bank noch stärker spezialisiert. Sie sind nicht an einen Standort gebunden – wobei in fast jedem unserer über 80 Standorte jeweils ein Spezialist beider Couleur vor Ort ist. Wenn wir weiter und schnell wachsen, stellen wir weitere Berater ein.

Gewähren Sie uns einen Blick auf Ihre Prioritätenliste: Was steht auf der Liste ganz oben?

Schellenberg: Die Liste ist lang. Ganz oben stehen das Prozessmanagement und die IT-Thematik. Wir gehen dort Schritte nach vorne, um dann wieder das Level zu erreichen, das unsere Kunden von uns erwarten. 


Über den Interviewten:
Matthias Schellenberg ist seit März 2022 Vorstandsvorsitzender der Apobank und verantwortet seit September 2022 das Privatkundenressort. Zuvor war er unter anderem Partner von M.M. Warburg & CO, Geschäftsführer bei Merck Finck sowie Asset-Management-Vorstand der UBS Deutschland. 

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen