Jörg Hueber und Dominik von Au von der Peter-May-Gruppe „Die Schwelle, aus einem Family Office auszusteigen, ist relativ niedrig“

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Peter May hat ursprünglich Unternehmer für eine Familienverfassung beraten, um diese Situationen strategisch besser zu lösen. Nun gibt es seit über einem Jahr die Peter May Family Office Services. Wofür?

Hueber: Ein Kern unseres Leistungsspektrums ist es, inhaberstrategische Themenstellungen faktenbasiert zu unterlegen. Die Familienverfassung regelt schließlich unter anderem auch Fragestellungen mit finanzieller Implikation für eine Inhaberfamilie. Denken Sie beispielsweise an die Aufteilung von Vermögen in der Familie, an Regelungen zu Mindest- und Höchstdividenden, Entnahmemöglichkeiten oder auch zur Übertragung von Anteilen innerhalb der Familie.

Hier begleiten wir Gesellschafterfamilien etwa durch entsprechende Bewertungen sowie der Darstellung des Gesamtvermögens innerhalb des Peter-May-Vermögenscockpit. So können sie alle Vermögensklassen einschließlich der unternehmerischen Beteiligungen und dem Familienunternehmen zu aktueller Marktbewertung vergleichen. Dazu kommen Dienstleistungen bei Kapitalmaßnahmen, der Vorbereitung von Investitionsentscheidungen und M&A-Aktivitäten.

Wo kommen dabei die Family Offices ins Spiel, die der Geschäftszweig im Namen trägt?

Hueber: Wir bereiten Familien strukturell auf den Aufbau und die Organisation eines Family Office vor, helfen bei der Governance wie auch in rechtlichen und steuerlichen Fragestellungen. Dabei binden wir externe Partner ein oder geben ganz konkret Praxiserfahrung in den Bereichen Recruiting, Kosten eines Family Offices, Controlling und Reporting weiter.

„Die Bindung zwischen Familie und ihrem Unternehmen wird – in Einzelfällen – etwas lockerer. In emotionaler und wirtschaftlicher Betrachtung.“

von Au: Und um Missverständnisse zu vermeiden: Die Begleitung von Unternehmerfamilien im Erhalt ihrer Familienunternehmen ist weiterhin unsere Kerndisziplin. Wir begleiten Unternehmerfamilien tagtäglich im Generationenwechsel, in der Erstellung von Familienverfassungen, in Fragen rund um die Nachfolge in Führung und Eigentum und der Konzeption bestehender oder neuer Beiratsgremien.

Und wenn Familien nicht weiter an die Tragfähigkeit ihres Geschäftsmodell glauben?

Hueber: Hier gibt es tatsächlich – etwas pauschalisierend und allgemein betrachtet – einen Betrachtungswechsel in immer mehr Inhaberfamilien. Die Bindung zwischen Familie und ihrem Unternehmen wird – in Einzelfällen – etwas lockerer. In emotionaler und wirtschaftlicher Betrachtung. Das kann man bedauern oder begrüßen, aber wir sollten auch nicht die Augen vor der Realität verschließen. Denken Sie an Veränderungen in der Automobilbranche, Anforderungen in umweltpolitischer Hinsicht bis hin zur wachsenden Transparenz unterschiedlicher Vermögensklassen im Hinblick auf Stabilität und Rentabilität.

Welche Auswirkungen hat der Sinneswandel der Unternehmer konkret?

Hueber: Diese Faktoren können die Neigung verstärken, Anteile an einem Familienunternehmen zu veräußern und mit dem Verkaufserlös in andere Vermögensklassen zu investieren. Wahr ist zumeist aber auch: Ein Family Office wirkt in Unternehmerfamilien emotional weniger bindend, mindestens für einzelne Mitglieder. Wir unterstützen die Familien dabei, eine familieninterne Übertragung möglich zu machen oder eben auch Anteile an Dritte zu veräußern. Und hier liegt unser klarer Fokus auf investitionsbereite externe Familien, die im Rahmen ihrer Vermögensallokation Interesse haben, sich an anderen Familienunternehmen zu beteiligen.


Wir bieten unter anderem auf Grund unseres breiten belastbaren Netzwerkes zu vielen Unternehmerfamilien und Family Offices einen Austausch der Parteien innerhalb des Peter May Family Equity Pool. Jede dieser Familien hat ja beispielsweise schon Siemens- oder Daimler-Aktien – aber nicht unbedingt Minderheitsbeteiligungen an nicht-notierten Familienunternehmen.