George Muzinich von Muzinich & Co. „In Trümmern nach Werten suchen“

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Ja.

Muzinich: Genau das versuchen wir – Ihnen ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln. Ihnen klarzumachen, dass das, was wir tun, transparent ist. Es ist diversifiziert, und Sie sollen eine Vorstellung davon haben, dass wir Ihnen diese 7 oder 8 Prozent verschaffen können. Erinnern Sie sich daran, dass ich ursprünglich sagte, wir wollen 5 Prozent reale Rendite erzielen? Ich denke, das können wir immer noch, aber nicht auf den öffentlichen Märkten. Auf den privaten Märkten ist es allerdings möglich.

Was aber zu Lasten der Liquidität geht. Haben Anleger damit zu kämpfen?

Muzinich: Auf jeden Fall. Niemand gibt gerne Liquidität. Liquidität ist kostbar. Ich meine, es ist doch wunderbar, sie zu haben, oder? Wenn man also Liquidität aufgibt, muss man etwas dafür bekommen, eine Prämie. Aber man handelt mit einem kleinen Betrag, man hat 100 Euro und nimmt drei oder fünf Euro, zehn Euro, aber nicht 90 Euro.

Nun wollen Sie mit Icap zusammenarbeiten und dadurch die Fonds für kleinere Investments investierbarer machen.

Muzinich: Wir stehen da noch ganz am Anfang. Unserer Meinung nach ist es ein wunderbares Programm. Was Icap macht, ist schon sinnvoll, denn wenn man in private Märkte investiert, erhält man Kapitalabrufe. Das ist verwaltungstechnisch ein bisschen chaotisch. Und wenn man weiß, was man tut, ist man gut strukturiert, gut aufgestellt. Und man hat die Systeme, das macht das Leben sehr viel einfacher.

Was auf den Kapitalmärkten passiert, liegt nun einmal in der menschlichen Natur, und Menschen übertreiben.

Sie sind das große Schiff und haben so etwas wie Zubringerschiffe, die diese Investoren mitnehmen?

Muzinich: Ja, genau. Ich bin zwar kein großes Schiff, ich bin ein kleines Schiff, aber trotzdem, Sie haben völlig recht. Es ist ein Zubringer. Es macht das Leben für den Investor einfacher.

Wenn neue oder junge Anlageklassen an Privatanleger verkauft werden, entsteht häufig eine Spekulationswelle. Glauben Sie, dass das auch auf den privaten Märkten passieren kann?

Muzinich: Definitiv. Was auf den Kapitalmärkten passiert, liegt nun einmal in der menschlichen Natur, und Menschen übertreiben. Deshalb müssen sie verstehen, was sie kaufen, und sie müssen an diejenigen glauben, denen sie ihr Geld geben. Sie müssen ihnen vertrauen. Dafür ist Transparenz das Wichtigste. Zunächst einmal stellt sich also die Frage, ob man versteht, was man kauft. Ergibt es Sinn, hört es sich richtig an? Können Sie es sich leisten, etwas Geld dabei zu verlieren? Sie wissen, dass viel von unserem Geld darin steckt. Wir haben unser Leben der Sache gewidmet. Unser Kapital ist investiert, wir glauben an die Sache. Aber alles Mögliche kann schief gehen.


Glauben Sie, dass die privaten Märkte und Debt-Strukturen auf die Blockchain übertragen werden sollte?

Muzinich: Die Blockchain ist ein wunderbares Instrument für mehr Effizienz. Daran besteht gar kein Zweifel. Deshalb denke ich, dass wir mehr und mehr in diese Richtung gehen müssen.

Über den Interviewten:
George Muzinich ist ein Urgestein der Wall Street. Seit über 50 Jahren handelt er dort mit Anleihen. 1988 gründete er Muzinich & Co. Die Investmentboutique verwaltet heute über 40 Millarden US-Dollar

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