Andreas Schmidt-von Rhein und Patrick Zenz-Spitzweg von Feri „In diesem Segment ist es in der Tat schwierig, Fuß zu fassen“

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Schmidt-von Rhein: Nachhaltigkeit ist das Megathema, das uns auch bei GIPS umtreibt. Sie ist eine Querschnittdimension, die durch den ganzen Investmentprozess und die Wertschöpfungskette eines jeden Vermögensverwalters reicht. Der Druck wird größer, das Jahr 2022 ist das Jahr der Umsetzung; ab dem 2. August gelten zum Beispiel die Mifid-Anpassungen zur ESG-Präferenzabfrage. Jeder Investor muss dann auf Nachhaltigkeit proaktiv angesprochen werden.

„Gerade im UHNW-Geschäft erwarten Kunden nach wie vor die persönliche Betreuung.

Zenz-Spitzweg: Dazu kommt das Thema Digitalisierung. Alles, was intern und nicht direkt am Kunden erfolgt, versuchen Anbieter natürlich zu skalieren und zu optimieren. Nur so ist dieses Geschäft sinnvollerweise darstellbar und abbildbar – insbesondere, wenn Sie im Bereich Family Office aktiv sind. Denn gerade im UHNW-Geschäft erwarten Kunden nach wie vor die persönliche Betreuung. Digitalisierung findet dort also eher im Hintergrund statt.

Riklef von Schüssler, ehemals Geschäftsführer bei Feri Trust, hat vor einigen Jahren neu gegründeten Family Offices kaum Überlebenschancen eingeräumt. Hat sich die Situation durch die Digitalisierung verschärft?

Zenz-Spitzweg: Das kommt natürlich darauf an, wie Sie Family Office definieren. Die Art und Weise, wie wir Family Office interpretieren, ist eine ganzheitliche Betreuung sehr großer privater Vermögen über verschiedene Anlageklassen und Verwalter hinweg. Teilweise kommt noch eine rechtliche und steuerliche Unterstützung – soweit wir sie geben dürfen – hinzu. Und in diesem Segment ist es in der Tat schwierig, Fuß zu fassen.

Liegt das an den Initialkosten oder am umkämpften Markt?

Zenz-Spitzweg: Sie brauchen eine gewisse relevante Größe, um das Geschäft sinnvoll zu skalieren und abzubilden. Wenn ein Volljurist für sie arbeitet, dann müssen sie ihn für seine besondere Expertise natürlich auch entsprechend bezahlen. Und bis sie einen ganzen Apparat aufbauen können, der den Anforderungen der Kunden gerecht wird und sich gleichzeitig trägt, dauert es ziemlich lange. Dafür brauchen Sie ausreichend Kunden, die gleichzeitig entsprechend große Volumina mitbringen müssen. Es gibt gewisse Anbieter, die zunehmend auch versuchen, sich nach unten hin zu öffnen. Ob allerdings Family-Office-Dienstleistungen langfristig kostendeckend auch für Anleger mit kleineren Vermögen angeboten werden können, kann ich nicht seriös beantworten. Ich stelle es mir jedenfalls herausfordernd vor.

Schmidt-von Rhein: Und natürlich braucht es einen Track Record für die Performance. Ich muss als Anbieter ja irgendwie auch zeigen, dass ich den Kern der Dienstleistung – nämlich die Vermögensverwaltung – beherrsche. Über GIPS etwa lässt sich dieser Track Record besser nachweisen.


Zenz-Spitzweg:
Insgesamt ist der Markt in Deutschland immer noch sehr attraktiv und hart umkämpft. Man sieht es auch am Gebaren von Anbietern, die teilweise schon vom deutschen Markt verschwunden waren und nun wieder zurückkommen.

Derzeit sind allerdings auch das ökonomische und politische Umfeld sowie der Kapitalmarkt herausfordernd. Wie stellen sich darauf ein?

Zenz-Spitzweg: Das jetzige Umfeld und der Markt, in dem wir uns in den nächsten Monaten und Jahren bewegen, wird extrem spannend für Häuser wie Feri oder Anbieter, die sich mit einem Multi-Asset-Ansatz aufstellen. In Zukunft müssen alle Anlageklassen bedient werden, weil diese Diversifikation ein Vermögen durch solche Marktumfelder wie jetzt noch gut hindurchnavigieren kann. Die Frage ist: Für welchen Kunden ist welche Anlageklasse wichtiger?

Die Anmeldung und weitere Informationen zum 16. GIPS-Tag am 8. Juni in finden Sie hier.