private banking magazin: Sie waren für die UBS und die Deutsche Bank tätig – und arbeiten nun im genossenschaftlichen Sektor. Wo sehen sie den größten Unterschied?
Dirk Simon: In der Wahrnehmung. Die DZ Privatbank und der genossenschaftliche Verbund haben aber in der Fläche bereits einen Namen, wenn es um die Begleitung regionaler, größerer Vermögen geht – diesen bauen wir kontinuierlich weiter aus. Seit 2019 befindet sich die DZ Privatbank nach einer Neuausrichtung im Private Banking auf einem sehr dynamischen Wachstumskurs. Der entsprechende Erfolg zeigt sich nicht nur im Ergebnis vor Steuern, das deutlich auf über 80 Millionen Euro gesteigert wurde, sondern auch in der sehr stark erhöhten Wertschöpfung für die Genossenschaftsbanken.
Was sich aber auch in den Volumina widerspiegeln muss.
Simon: Das tut es auch. Und die können es in der von mir und meinem Team verantworteten Region Nord Region auch mit den Volumina aufnehmen, die ich bei den großen Universalbanken betreut habe. Das betreute Median-Vermögen im Norden liegt jetzt bereits im mittleren einstelligen Millionen-Euro-Bereich bei der DZ Privatbank. Wir sind hier vor Ort mit 3,6 Milliarden Euro verwaltetem Vermögen, das weiter anwächst, sehr konkurrenzfähig.
Die Volksbanken und Raiffeisenbanken können sich aber auch andere Partner suchen.
Simon: Ja, könnten sie, machen sie in der Regel aber nicht. Denn unser Ansatz ist sowohl von der regionalen Betreuung der Banken als auch der Kunden, der internationalen Lösungs- und Leistungskompetenz in allen Fragen des Private Bankings und Wealth Managements als auch in der gesamten Prozesskette einzigartig. Das kann kein Wettbewerber in der Form bieten. Wir können zum Beispiel über die Standorte in Luxemburg und Schweiz sowie unsere Spezialisten im Wealth Planning und Stiftungsmanagement Dienstleistungen bieten, die weit über die Lokalität hinausgehen. Gerade in der Region Nord merke ich dabei auch, dass nicht nur Kunden über die Volksbanken Raiffeisenbanken zu uns kommen, sondern auch über Empfehlungen aus dem Kundenbestand oder aus der Firmenkunden-Abteilung der DZ Bank oder DZ Hyp.
Jagen Sie den Volksbanken und Raiffeisenbanken im Norden damit nicht Kunden ab?
Simon: Nein, im Gegenteil. Die Kunden, die über Empfehlungen aus dem eigenen Netzwerk und direkt zu uns kommen, haben so überhaupt erstmals Querverbindungen zum genossenschaftlichen Sektor. Wir vergrößern also das gesamte Kundenpotenzial im Private Banking des genossenschaftlichen Sektors.
„Viele Mitarbeiter in den Regionalbanken wissen noch nicht, wie gut sie und das System sind“
Die Anzahl der Kunden der regionalen Volksbanken Regionalbanken wird dadurch aber nicht größer, wohl aber die Anzahl Ihrer Kunden bei der DZ Privatbank.
Simon: Das ist so nicht richtig, denn es steigt sowohl die Kundenanzahl bei uns als auch in den Genossenschaftsbanken, wenn diese Kunden zum Beispiel spezielle Kreditlösungen für sich oder Ihre Firmen suchen und diese von der lokalen Volksbank Raiffeisenbank angeboten bekommen.
Was kann der genossenschaftliche Sektor dennoch von den großen Universalbanken lernen?
Simon: Viele Mitarbeiter in den Regionalbanken wissen noch nicht, wie gut sie und das System sind. Kunden können im genossenschaftlichen Verbund bei der DZ Privatbank auf sehr gute Spezialisten und einen hohen Grad an Individualismus sowie Internationalität zurückgreifen und dabei bei Qualität und Konstanz vergleichen. Sie können dann entscheiden, welche Dienstleistungen sie wählen. Und auch im Bereich der Performance sind wir mittlerweile im vordersten Quartil der Vermögensverwalter. Der letzte Elite Report spricht dort eine klare Sprache.
Und eine Sache werden Kunden noch vergleichen: den Preis.
Simon: Absolut. Aber inzwischen ist die Branche so transparent, dass jeder Kunde seine Konditionen vergleichen kann. Gute Ansprechpartner vor Ort helfen dabei, den Kunden für den Preis das zu geben, was sie benötigen. Und diese Berater sitzen bei uns und in den Private-Banking-Einheiten der Volksbanken und Raiffeisenbanken.
Apropos: Wie teilt sich das Geschäft der DZ Privatbank im Norden auf?
Simon: In den Großräumen Hamburg und Hannover haben wir wegen unserer Standorte bereits ein sehr gutes Geschäft, im östlichen Teil der Region entwickelt sich das Geschäft langsam auch positiv.
In welcher Art und Weise ergibt für größere Institute wie die Braunschweiger Volksbank mit eigener Vermögensverwaltung eine Zusammenarbeit mit der DZ Privatbank überhaupt Sinn?
Simon: Immer, denn Lösungen, die wir in der Schweiz und Luxemburg anbieten oder internationale Leistungen im Family Office kann eine regional im Private Banking agierende Volksbank Raiffeisenbank nicht in der Form anbieten. Daneben sind die Herausforderungen im globalen Portfoliomanagement auch in alternativen Investmentmöglichkeiten nur über sehr viele Experten und hervorragende Prozesse erfolgreich abzubilden.
Über den Interviewten:
Dirk Simon leitet Anfang 2024 die Region Nord bei der DZ Privatbank. Simon soll das Geschäft mit den Volksbanken und Raiffeisenbanken und deren Private-Banking-Kunden als auch das Geschäft im Wealth Management der DZ Privatbank weiter vorantreiben. Er kommt von der UBS, bei der er bereits in leitender Position tätig war. 2019 hatte er bei der Schweizer Großbank die neu geschaffene Stelle des Leiters Vertriebsmanagement in Deutschland übernommen.