Benjamin Alt von Schroders Capital „Demokratisierung von Private Equity braucht intensive Aufklärungsarbeit“

Benjamin Alt von Schroders Capital: „Demokratisierung bedeutet nicht, dass Private Equity sofort für jeden zugänglich ist“

Benjamin Alt von Schroders Capital: „Demokratisierung bedeutet nicht, dass Private Equity sofort für jeden zugänglich ist“ Foto: Schroders

private banking magazin: Herr Alt, Private Equity öffnet sich zunehmend einem breiteren Investorenkreis. Was ist Ihre Rolle in dieser Entwicklung? 

Benjamin Alt: Das Thema der Demokratisierung von Private Assets, insbesondere Private Equity, ist in den letzten Jahren sehr präsent in den Medien. Schlagworte wie „Demokratisierung von Private Assets“, „Liquide Fonds“ und „Evergreen-Strukturen“ prägen die Diskussion, und natürlich steht der Eltif ganz vorne bei den Veränderungen, die am Markt stattfinden. Schroders war von Anfang an dabei, weil wir zwei wichtige Aspekte vereinen: Zum einen 25 Jahre Erfahrung im Private-Equity-Bereich mit einem etablierten Track Record, der uns befähigt, sehr gute Investitionsmöglichkeiten für unsere Investoren zu finden. Zum anderen verfügen wir über einen breiten Zugang zum vermögensverwaltenden Bereich. Diese Kombination ist recht einzigartig, da viele Häuser entweder das eine oder das andere mitbringen. 

Private Equity strahlt durch Eltif 2.0 in das Kundensegment der Privatanleger. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Alt: Demokratisierung bedeutet nicht, dass Private Equity sofort für jeden zugänglich ist – und das ist auch gut so, da wir auf dem Ausbildungslevel noch nicht so weit sind. Für uns bedeutet Demokratisierung vor allem Ausbildung und das „An-die-Hand-nehmen“ der Anleger. Man kann zwar schnell argumentieren, dass Private Equity vom Renditepotenzial und der Risikogestaltung her attraktiv ist. Aber uns ist es wichtig, dass der Kunde das Liquiditätsprofil klar versteht. Das muss von Anfang an klar sein, sonst könnte diese positive Entwicklung ein schreckliches Ende nehmen, wenn zu viele Missverständnisse entstehen und die ersten Produkte nicht so funktionieren, wie sie sollen. 

 

Welche Rolle spielt dabei die Aufklärungsarbeit durch die Berater? 

Alt: Die Aufklärungsarbeit muss durch die ganze Kaskade durchgehen. Wir sind zwar primär der Fondsmanager, der die Investitionen macht, aber wir stehen auch klar in der Verantwortung, unseren Vertriebsmitarbeitern genügend Material und Wissen an die Hand zu geben. Diese arbeiten dann wiederum mit den Vermögensverwaltern zusammen, die das Wissen an ihre Kunden weitergeben. Nur so kann eine höchst qualifizierte Beratung des Endkunden gewährleistet werden. 

Welche Auswirkungen hat Private Equity auf ein breit diversifiziertes Portfolio? 

Alt: Idealerweise erreicht man einen höheren Return und insgesamt ein besseres Rendite-Profil. Auf der Return-Seite ist die Outperformance mittlerweile unumstritten – was auch nötig ist, um die geringere Liquidität zu kompensieren. Ich möchte dabei gar nicht unbedingt den Volatilitätsvergleich anstreben, weil naturgemäß im Public-Equity-Bereich aufgrund der täglichen Preisstellung immer eine höhere Volatilität vorliegen wird. Das Spannendste für Privatanleger ist aber, dass sie über Private-Equity-Investments ein Segment abdecken, das über den Public Market nicht zugänglich ist. Während Aktienmärkte von größeren, stabilen Unternehmen dominiert werden, haben wir im Private-Equity-Bereich, besonders im Small- und Mid-Cap-Segment, viele Innovationsunternehmen. Das können sehr profitable, familiengeführte Unternehmen sein – oft der deutsche Mittelstand, der Innovationstreiber schlechthin in vielen Ländern. 

Die fehlende tägliche Preisfeststellung kann ja auch Vorteile haben... 

Alt: Absolut. Neben der fundamentalen Wertschöpfung, die wir in einem Private-Equity-Portfolio haben, und der geringeren Volatilität durch die nur monatliche oder quartalsweise Bewertung, ist diese Illiquidität sehr oft ein Schutz. Wenn eine Krise kommt, aber die Unternehmen es schaffen, sich wieder top aufzustellen – und das ist bei Private Equity durch das verfügbare Kapital im Hintergrund oft möglich – dann kann man Unternehmen sehr gut positionieren. Man hat die Möglichkeit, Zukäufe zu machen und weiter zu wachsen. Das ist einer der Vorteile, wie man zu sehr guten Ergebnissen kommt.

„Das Problem der Illiquidität wurde nicht gelöst – und lässt sich auch nicht zur Gänze lösen“

Was erwarten Sie von der Eltif-2.0-Bewegung aus vertrieblicher Sicht? 

Alt: Der Schritt von der ersten in die zweite Eltif-Generation wird ein Liquiditätselement mit ins Spiel bringen. In der ersten Generation hatten wir bereits die Möglichkeit, mehr Retailinvestoren anzusprechen. Aber das Problem der Illiquidität wurde nicht gelöst – und das lässt sich auch nicht zur Gänze lösen, denn ein illiquides Asset kann man nicht liquide zaubern. Man kann aber eine Struktur schaffen, einen Mantel, der zumindest ein Liquiditätselement auf monatlicher oder quartalsweiser Basis ermöglicht, wie wir es bei vielen Eltif-2.0-Evergreen-Strukturen sehen. Das macht das Produkt verdaulicher und besser erklärbar. 

In welcher Bandbreite sind Sie bei den Private Markets unterwegs? 

Alt: Wir decken im Grunde das ganze Universum ab, gerade bei den Evergreen-Strukturen. Bei den Eltifs sind wir derzeit noch sehr auf Private Equity konzentriert – unser erster Fonds, der erfolgreich gestartet ist, ist ein reiner Private-Equity-Fonds. Aber mit der nächsten Generation kann ich mir auch ein breiteres Spielfeld vorstellen. Uns ist es wichtig, nicht nur einen Pool zu schaffen, der alles abdeckt, sondern den Kunden die Möglichkeit zu geben, ihr Portfolio selbst zusammenzustellen. Manche möchten vielleicht 60 Prozent Private Equity und 40 Prozent Infrastruktur, andere bevorzugen 70 Prozent Private Debt in Kombination mit Private Equity, und wieder andere wünschen eine höhere Venture-Quote. Wir bieten über den ganzen Unternehmenszyklus hinweg, sowohl auf der Eigen- als auch auf der Fremdkapitalseite, entsprechende Lösungen an. 

 

Welche Renditeerwartungen kann man an Eltifs im Private-Equity-Bereich haben? 

Alt: Bei Eltifs der ersten Generation, die nur direkt in Unternehmen investieren dürfen, also keine Fund-of-Funds-Lösungen, kann man eine ähnliche Performance wie bei einem Private-Equity-Investmentfonds erwarten. Wir peilen etwa das Zweifache des eingesetzten Kapitals netto über einen Zeitraum von etwa fünf Jahren an, was einer Nettoperformance von 15 bis 20 Prozent per annum entsprechen sollte. 

Wie sehen Sie die künftige Entwicklung von Private Assets im Vergleich zu Public Assets? Aktuell liegt die Verteilung etwa bei 90 zu 10 Prozent.  

Alt: Verschiedene Studien prognostizieren, dass Private Assets bis Anfang der 2030er Jahre über 30 Prozent des globalen Asset Managements ausmachen könnten – aktuell sind es etwa 10 bis 15 Prozent. Das wäre ein massiver Anstieg innerhalb von nur acht bis neun Jahren. Ich bin bei solchen Schätzungen zwar vorsichtig – in der Vergangenheit hat man in guten Zeiten oft gemerkt, dass es dann doch nicht so schnell ging. Aber die steigende Nachfrage ist deutlich zu spüren. Wichtig ist jedoch: Um solche Strukturen operativ sauber abbilden zu können, braucht es eine gewisse Größe. Wenn man sich heute den Markt für Evergreen-Strukturen anschaut – das sind alles sehr etablierte Firmen. Nicht jeder Manager mit zwei, drei Jahren Markterfahrung kann eine solche Struktur aufsetzen, da es erhebliche Investitionen in Teams, Legal und Compliance erfordert. Von daher würde ich die Wachstumszahlen etwas niedriger ansetzen, aber trotzdem von einem sehr starken Wachstum in den nächsten Jahren ausgehen. 


Über den Interviewten:

Benjamin Alt ist Leiter Global Private Equity Portfolios. Bevor er 2008 zu Schroders stieß, arbeitete er im Bereich Investment Banking bei Sal. Oppenheim in Frankfurt und Köln. 

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