Sofia Harrschar von Universal Investment „Die letzten Jahre waren schon sehr wild“

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Was erwarten Sie von der EZB bezüglich der Inflation?

Harrschar: Die EZB hat eine große Aufgabe und muss die gesamte Eurozone im Blick behalten. Das ist eine enorme Herausforderung. Eine klare und transparente Kommunikation zu Zielen und Maßnahmen ist mein Wunsch.

Im vergangenen März gründete Universal Investment eine KVG für den größten Kunden, die Bayerische Versorgungskammer. Was bringt ein solcher Schritt mit sich?

Harrschar: Wir sind sehr stolz, dass die BVK mit uns diesen Schritt geht und die über die Jahre sehr intensive Partnerschaft nun auf ein neues Level gehoben wird. Es ist formal eine neue KVG, die da entsteht. Das bedeutet natürlich, dass wir in einem gemeinsamen Projekt dabei sind, diese entsprechend aufzubauen. Die neue KVG ist integraler Teil der UI-Gruppe, und auch die Zusammenarbeit mit unseren Kollegen bleibt genauso intensiv wie bisher.

Hätten Sie drei Wünsche beim Regulator oder der Politik frei, welche wären das?

Harrschar: Das mit den Wünschen ist ja immer so eine Sache. Aus den Märchen weiß man, dass man arg überlegen muss, was man sich wünscht, damit es nicht schiefgeht. Insofern bleibe ich mal etwas allgemeiner: Ich begrüße das Streben nach Harmonisierung auf europäischer Ebene sehr – das ist aber in manchen Bereichen, wie beispielsweise bei Vertriebszulassungen für AIF, also alternativen Investmentfonds, noch ausbaufähig. Hier eine Erleichterung zu erreichen wäre großartig.

Weiterhin würde ich mir wünschen, dass die Regulierung die Rolle von Service-KVGs positiv anerkennt. Diese sind wichtige Partner für Portfoliomanager und institutionelle Investoren, bieten diesen substanzielle Informationen und leisten einen wertvollen Beitrag zum Marktzugang und zur Sicherung der regulatorischen Standards. Häufig bedeutet Regulierung in der Praxis die Erstellung von Berichten. Sowohl bei der technischen Übermittlung dieser Berichte als auch bei der Koordination der Inhalte an die verschiedenen Adressaten ließen sich bestimmt noch Effizienzen heben.

Was mögen Sie an Ihrem Job besonders gerne?

Harrschar: Ich schätze besonders, dass es mir möglich ist, an intellektuell herausfordernden Projekten zu arbeiten mit einem sinnvollen Ziel: der Sicherstellung, dass unsere Strukturen zum Vermögensaufbau vieler Anleger – die meisten als Teil ihrer Altersvorsorge – einen guten Beitrag leisten und stabil und sinnvoll aufgesetzt sind. Besonders mag ich, dass ich das verbinden kann mit der Arbeit im Team und dem Austausch mit Kunden und Experten. Eine tolle Kombination von Herz und Verstand!

Sie tragen viel Verantwortung und haben einen vollen Terminkalender. Wie planen
Sie Ihren Tag und was hilft Ihnen beim Abschalten?

Harrschar: Ich versuche, den Morgen ruhig zu beginnen. Das bedeutet, dass ich mir erst mal Zeit nehme zu schauen, was ansteht. Zum Glück bin ich gerne früh auf und kann daher mit einem gewissen Vorsprung in den Tag starten. Abschalten geht am besten, wenn ich etwas mit den Händen mache, beispielsweise Kochen. Oder wenn ich der Frankfurter Eintracht zuschaue. Das kann auch stressig sein, aber auf eine ganz andere Art.

Über die Interviewte: Sofia Harrschar ist seit 2011 in diversen Führungspositionen bei Universal Investment tätig, unter anderem als Mitglied des Management Boards und verwaltet mit ihren Mitarbeitern derzeit rund 160 Milliarden Euro. Vor dieser Zeit war sie in leitender Funktion bei Prime Capital.

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