Sofia Harrschar von Universal Investment „Die letzten Jahre waren schon sehr wild“

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Sofia Harrschar von Universal Investment
„Die letzten Jahre waren schon sehr wild“
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Sofia Harrschar ist seit 2011 bei Universal Investment und unter anderem Leiterin des Bereichs alternative Investments. Zudem ist sie seit 2021 Leiterin des Luxemburger Standorts. Mit ihren Teams verwaltet sie mehr als 160 Milliarden Euro.

Sofia Harrschar von Universal Investement: „Alternatives bieten eine große Chance für eigentlich jeden Anleger.Gleichzeitig sollte man Alternatives nicht überschätzen.“ Foto: Universal Investment

private banking magazin: Ihr Job bei Universal Investment ist es unter anderem, Strukturen für deutsche und internationale institutionelle Investoren zu schaffen. Was umfasst das alles?

Sofia Harrschar: Wir ermöglichen es Investoren, eine Plattform für ihre Investitionen aufzubauen. Sie können damit eine konkret auf ihre Bedürfnisse ausgerichtete Anlagestrategie umsetzen. Wir begleiten unsere Kunden bei der Auswahl der geeigneten rechtlichen Form, machen Vorschläge dazu und übernehmen den gesamten Aufsatz. Weiterhin betreuen wir die Investoren und deren Plattform über den gesamten Investitionszyklus – Transaktionen, Sacheinbringungen, Capital Calls, Bewertungen. Technisch gesprochen sind wir der AIFM und damit zuständig für den regulatorischen Aufsatz und die Corporate Governance.

Was ist für die reibungslose Administration eines Fonds entscheidend?

Harrschar: Sie brauchen ein ausgeprägtes Verständnis und detaillierte Kenntnisse zu den Investments, die sie in den Fonds administrieren. Das ist wichtig, um die Sachverhalte korrekt einzuschätzen, aber auch um die Prozesse ordnungsgemäß aufzubauen. Grundlage der Administration ist, stets sicherzustellen, dass die richtigen Informationen – das heißt Daten – vorhanden sind. Nur dann sind Sie in der Lage, die Investments korrekt darzustellen und zu verwalten.

Heutzutage steht überall ESG und Impact drauf, dabei ist die Umsetzung ziemlich komplex. Wie empfinden Sie diese Entwicklung?

Harrschar: Ich befürworte alle sinnvollen Maßnahmen, die sich positiv auf unser Klima, unsere Umwelt und die sozialen Bedingungen unserer Wirtschaft auswirken. ESG ist eine Regulierung, die darauf bedacht ist, dass der Investor ein klares Bild davon erhält, in was investiert wird. Damit das gut funktioniert, sind viele Daten notwendig. Das ist im Moment noch kompliziert, wird sich aber über die Zeit vereinfachen, denn das Interesse an ESG-Investments ist hoch. Wichtig ist, dass alle Marktteilnehmer die Anforderungen ernst nehmen und kein Greenwashing betreiben oder unterstützen.

Was sind ihrer Meinung nach die größten drei Trends bei Investments mit ESG-
Charakter?

Harrschar: Ich kann hier nur für die Alternatives sprechen. Dort sehe ich vor allem Investitionen in erneuerbare Energien, also Windkraft und Fotovoltaik, sowie neue Technologien rund um Infrastruktur und Transport.

Das Über- und das Unterschätzen von Alternatives ist ein Problem, sagten Sie mal. Was meinen Sie damit konkret?

Harrschar: Alternatives stellen eine hervorragende Möglichkeit dar, das Anlageportfolio zu diversifizieren und sich sowohl in Bezug auf die Haltedauer als auch die Investitionsschwerpunkte von den liquiden Märkten weitgehend unabhängige Erträge zu erwirtschaften. Dies ist eine große Chance für eigentlich jeden Anleger.

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Das wird häufig unterschätzt, auch weil die Möglichkeiten, in Alternatives zu investieren, weniger bekannt sind und scheinbar mehr Aufwand erfordern. Gleichzeitig sollte man Alternatives nicht überschätzen – es gilt auch hier, wie bei allen anderen Finanzanlagen, dass Know-how und Research sowie gute Partner über den Erfolg einer Strategie entscheiden.

Die lange Phase der niedrigen Zinsen hat viele institutionelle Investoren erstmals in Alternatives getrieben, nun ist die Zinswende angelaufen. Mit welchen Folgen rechnen Sie deshalb für den Markt?

Harrschar: Ich denke, dass sich der Markt ein Stück weit normalisieren wird. Die letzten Jahre waren schon sehr wild. Die meisten unserer Investoren haben einen klaren Blick auf die Anlageklasse und verstehen die aktuelle Entwicklung gut. Sehr kleine Investoren werden sicherlich ihre Strategie anpassen und ihr Exposure in Alternatives begrenzen. Gleichzeitig hat diese lange Phase auch dafür gesorgt, dass ein deutlich besseres Verständnis für die Anlageklasse entstanden ist. Alternatives sind aus der strategischen Anlage nicht mehr wegzudenken und sind auch jetzt bei deutschen Anlegern im internationalen Vergleich noch nicht am ganz oberen Ende. Anleger werden selektiver werden. Die Anlageklasse Alternatives insgesamt ist weiterhin interessant.