ESG DNA Co-Gründer im Gespräch „Die ESG-Analyse wird denselben Stellenwert wie die Kreditanalyse haben“

Alexander Fromme, Co-Gründer ESG DNA

Alexander Fromme, Co-Gründer ESG DNA: „Speziell Banken sind aufgrund wachsender regulatorischer Anforderungen gefordert, ihre Portfolios nach ESG-Gesichtspunkten zu validieren.“ Foto: ESG DNA

Welchen Mehrwert bietet Ihre Analysesoftware für Unternehmen?

Alexander Fromme: Unternehmen erstellen mit dem Starboard ESG ein digitales Self-Assessment und ESG-Profil. Die „Software-as-a-Service“-Lösung ist die Basis für Unternehmen, um ihre ESG-Daten digital zu sammeln, aufzubereiten und zu analysieren, und so ihre Nachhaltigkeitsentwicklung zu steuern. Die kollaborative Plattform ermöglicht Unternehmen, mittels personalisierter Aufgabenteilung, Daten individuell zu erfassen, und ESG-Informationen zu aggregieren. Die Daten werden mithilfe eines Fragenkatalogs mit vorgegebenen Antwortmöglichkeiten in einem geführten Prozess erfasst. Unternehmen erhalten sofort Ihre ESG-Positionierung und -Bewertung. Erforderliche Nachweise können durch „Click & Upload“ hochgeladen werden.

 

Welchen Stellenwert hat die ESG-Analyse für Unternehmen?

Fromme: Der Stellenwert der ESG-Analyse bei Unternehmen ist in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Im Mittelstand gibt es aber noch Verbesserungspotenzial. Banken und Investoren haben bereits Nachhaltigkeitsvorgaben, die von den Unternehmen erfüllt werden müssen. Der Stellenwert wird schnell steigen, denn es gibt zwei Treiber. Zum einen die regulatorische Seite durch die EU-Richtlinie zur CSR-Berichterstattung „Non-Financial Reporting Directive“ (NFRD), die durch die „Corporate Sustainability Reporting Directive“ (CSRD) ein grundlegendes Update erfahren hat. Die Richtlinie wird bis zum 01. Dezember 2022 in nationales Recht umgesetzt werden und wird damit für die Unternehmen ab dem 01.01.2024 für das Geschäftsjahr 2023 wirksam. Der andere Aspekt ist der deutlich gestiegene ESG-Informationsbedarf der Stakeholder wie Banken, Investoren, Kunden, Lieferanten, Mitarbeiter oder der Öffentlichkeit. 

Ihr Angebot richtet sich in erster Linie an Unternehmen, warum ist das für Banken und Investoren relevant?

Fromme: Banken und Investoren erhalten objektive Nachhaltigkeitsbewertungen ihrer Firmenkunden, einen umfassenden, transparenten Überblick über alle ESG-relevanten Parameter und vor allem konsistente und vergleichbare ESG-Scoring-Ergebnisse. Durch die tool-gestützte Identifikation und Bewertung von aggregierten ESG-Risiken werden die Kredit- und Ratingspezialisten entlastet. Zudem bietet die Lösung eine Informationsbasis, um Greenwashing zu verhindern. Speziell Banken sind aufgrund wachsender regulatorischer Anforderungen gefordert, ihre Portfolios nach ESG-Gesichtspunkten zu validieren. Daher haben wir unsere Starboards so entwickelt, dass sie sowohl von Unternehmen als auch von Finanzierern genutzt werden können. Insbesondere sind die Tools für den Einsatz während Due Diligences geeignet.

Welchen Stellenwert hat die ESG-Analyse von Unternehmen aus Sicht der Finanzierer?

Fromme: Der Stellenwert bei Finanzierern ist heute bereits deutlich höher als bei den Unternehmen selbst. Der Grund dafür sind wachsende regulatorische Anforderungen, nach denen die Finanzierer gefordert sind, ihre Portfolios nach ESG-Gesichtspunkten zu validieren. Unternehmen erhalten deshalb wiederum von ihren Finanzierern Vorgaben, was dazu führt, dass sie die regulatorischen Anforderungen schneller erfüllen müssen als es die CSRD definiert. Der Druck auf die Finanzierer zur Erfüllung der regulatorischen Vorgaben wird stetig zunehmen. Die ESG-Analyse wird bei Finanzierern mittelfristig denselben Stellenwert erfahren wie die Kreditanalyse und die damit verbundene Bonitätseinstufung. 

Welche Vorteile hat es, die ESG-Analyse nicht durch externe Berater oder Analysten durchführen zu lassen?

Fromme: Unternehmen erhalten eine transparente Darstellung ihrer ESG-Themen zu deutlich geringeren Kosten im Vergleich zu externen Ratingagenturen. Sie können durch den Einsatz des Starboard ESG ihre Nachhaltigkeits-Profile kontinuierlich verbessern, dank klarer Handlungsempfehlungen und einfacher Nachverfolgbarkeit ihrer Entwicklung. Sie erhalten transparente Scoring-Ergebnisse, die auf Basis aktueller methodischer Standards und Best Practices der führenden ESG-Rating-Agenturen entwickelt wurden. Basierend auf den Scoring-Ergebnissen und den Handlungsempfehlungen können Unternehmen bequem eine Roadmap für ihre Nachhaltigkeitsstrategie erstellen. 

Wie ist sichergestellt, dass die Ergebnisse von Starboard ESG stimmen, wenn Nutzer selbstständig arbeiten?

Fromme: Die Logik des Starboard ESG beruht auf der wahrheitsgemäßen Selbsteinschätzung des anwendenden Unternehmens, insofern können auch keine automatisierten Plausibilitätschecks erfolgen. Allerdings sollten die Projektleiter und Administratoren die Angaben und hochgeladenen Unterlagen der Nutzer ansehen und gegebenenfalls hinterfragen. Selbstverständlich können die Unterlagen auch bei ESG.DNA zur Qualitätssicherung und Bestätigung der Bewertung eingereicht werden. 

Wie gehen Sie sicher, dass die Analyseergebnisse stets an die aktuelle Regulierung angepasst sind?

Fromme: Wir beobachten die regulatorischen Entwicklungen sehr genau und haben ein Update-Verfahren etabliert zur regelmäßigen Überprüfung und Umsetzung der aktuellen Regularien. Zum anderen arbeiten wir bereits an einer KI-Lösung, so dass aktuelle Veränderungen der Regulierungen automatisiert erkannt und nach unserer Verifizierung in unsere Starboards integriert werden.

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