Private Equity „Institutionelle Investoren sollten weiterhin auf eine intensive Prüfung bestehen“

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Das Gros der Private Equity Branche setzt seit geraumer Zeit hohe ESG-Standards lässt diese in die Prüfungsprozesse von Unternehmen einfließen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Private Equity Fonds häufig nicht besonders stark darin waren, ihre „grüne und soziale“ Seite zu kommunizieren. Ich könnte aber viele Unternehmen aufzählen, bei denen erst nach dem Kauf durch einen PE Fonds vorher versäumte Maßnahmen im Umweltbereich nachgeholt wurden.

Ebenso gibt es bei Gesetzesverstößen keine Toleranz von Private Equity Fonds, und auch hier werden im Portfolio schnell notwendige Anpassungen getroffen. Dieses Verhalten ist seit jeher dem Umstand geschuldet, dass man als Private Equity Fondsmanager immer nach 3 bis 5 Jahren ein Unternehmen auch wieder verkaufen möchte. Zum Exit-Zeitpunkt will man als Verkäufer einer Unternehmensbeteiligung keinen Bewertungsabschlag aufgrund von ESG-Versäumnissen riskieren – die Branche spricht bezeichnenderweise nur dann von einem „Clean Asset“.


Aber ich will nicht nur die positiven Seiten aufzeigen. Bei manchen der größten Branchenvertretern ärgert mich auch, wie schnell aus einem Saulus ein Paulus wird: Gestern hat man noch freudig in Waffentechnologie investiert und kommt nun, nach dem Börsengang der Fondsmanagementgesellschaft, mit viel ESG-Reporting und Greenwashing um die Ecke, weil dieser Standard erst jetzt verlangt wird. Wir sehen in der Realität, dass insbesondere die kleineren und jüngeren Branchenvertreter ESG erst nehmen und wirklich leben.

Zinssätze und Inflation rücken wieder zunehmend in den Blickpunkt

Hier sehe ich aktuell noch einen regionalen Unterschied, der einfach begründbar ist. Nordamerikanische Branchenvertreter sind bereits mit steigenden Zinsen durch die Maßnahmen der Fed konfrontiert. Dies führt dort bereits zu einem Umdenken bei Bewertungen. Die Inflation steht weniger im Vordergrund, vermutlich hat dies auch historische Gründe.

In Europa steht aufgrund der aktuellen Staatsverschuldungen eine Zinssatzänderung eher erst mittel- bis langfristig ins Haus. Die EZB kann sich meines Erachtens aktuell aufgrund der notwendigen Sanierung der Staatshaushalte trotz steigender Inflationsraten eine Abkehr von der Politik des billigen Geldes nicht leisten. Niedrige Zinssätze gepaart mit Inflation sind letztendlich ein probates Mittel zur Reduzierung der Realverschuldung der Staatshaushalte.