Private Equity „Institutionelle Investoren sollten weiterhin auf eine intensive Prüfung bestehen“

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In diesem ungewöhnlichen Umfeld gab es trotz allem eine hohe Transaktionsaktivität – also viele Unternehmenskäufe und -verkäufe. Laut dem Brancheninformationsportal Pitchbook gingen im Jahr 2020 Unternehmenskäufe durch Private Equity Fonds in Europa Corona-bedingt um etwas über 10 Prozent zurück gegenüber dem Vorjahr. Letztlich befand man sich damit aber „nur“ wieder auf dem Niveau des Jahres 2017. Für das erste Halbjahr 2021 schätzt Pitchbook mit einer Transaktionsanzahl, die lediglich um circa 5 Prozent unterhalb dem Gesamtjahreswert von 2020 liegt. Sowohl Eigenkapital als auch Fremdkapital steht weiterhin sehr bereitwillig zur Verfügung, um Transaktionen zu finanzieren.

Die Private Equity Branche leidet unter Fachkräftemangel

Ähnlich wie im Handwerk und dem produzierenden Gewerbe, stellt auch für die Private Equity Branche die Anzahl guter, ausgebildeter Fachkräfte mittlerweile eine Herausforderung dar. Vieles im Transaktionsmanagement kann man durch schlaue Digitalisierung beschleunigen. Ein naheliegendes Beispiel ist die Reduzierung von Reisen durch die Nutzung von Videokonferenzen.

Aber bei vielen Entscheidungen sind dennoch physische Treffen und Menschen für die Analysen notwendig. Das hohe Transaktionsvolumen führt dementsprechend zu massiven Kapazitätsauslastungen bei Beratern, Investmentbankern und Private Equity Fondsmanagern. Dies bestätigen auch Headhunter, die sich vor Suchaufträgen momentan kaum retten können.

Auch auf der Investorenseite – bei den Limited Partners oder LPs – sieht man entsprechende Auswirkungen. Stark nachgefragte Private Equity Manager limitieren im Fundraising zum Teil bereits die verfügbare Zeit für Investorengespräche. Sie verweisen potentielle LPs im Extremfall nur noch auf Aufzeichnungen generischer Fondsmanagementpräsentationen als Hauptinstrument der „Teambefragung“. Für individuelle Fragen wird oft keine Zeit mehr eingeräumt, da ausreichend viele unkritische LPs mit hohem Anlagepotenzial bereitstehen. Diesem Druck sollte man aus meiner Sicht bei Investmententscheidungen unbedingt standhalten und weiterhin auf intensive Prüfungen bestehen, da nur hierüber eine hohe Qualität der Investments gewährleistet werden kann.

 


Der Klimawandel hat bereits jetzt auf viele Investoren eine große Auswirkung, die am Anlageverhalten ablesbar ist. Investments in negativ behaftete Branchen – wie Kohle-, Öl- und Erdgasförderung – werden durch schlechtere Bewertungen abgestraft. Andersherum wittern viele in der Branche im Bereich der erneuerbaren Energien bei einer Vielzahl von Geschäftsmodellen spannende Renditen, die durch zusätzliche Finanzmittel und Professionalisierung gehoben werden können.