Zum elften Mal fand auf Schloss Bensberg die Finpro statt. Rund 300 institutionelle Investoren holten sich auf der zweitägigen Fachtagung Impulse zu unterschiedlichen Bereichen der Kapitalanlage. Ob Immobilien, Privatmärkte oder der aktuellen Weltlage – genug Themen gab es zur Genüge. Passend zur Europameisterschaft gab es sogar eine Podiumsdiskussion zu Fußball in der Kapitalanlage. Ein Überblick über die wichtigsten Themen:
Diversifikation erlebt eine Renaissance
Zum Auftakt ging es um das Thema Diversifikation. Gerald Weber, Investmentchef der Vienna Insurance Group, wollte vor allem Denkanstöße liefern. In der Vergangenheit habe Diversifikation einen eher untergeordneten Stellenwert erlebt. Seit der Corona-Pandemie habe sich die Situation wieder geändert. In Zeiten von Krisen steige der zwar der Wunsch nach Sicherheit und Diversifikation, aber grundlegende Zusammenhänge würden dabei vernachlässigt.
„Heute zählen oft nur Quartalszahlen. Schaut man auf große Projekte wie Kathedralen, zeigt sich aber, dass diese über mehrere Generationen entstehen“, sagte Weber. Und mit Blick auf eine diversifizierte Kapitalanlage zog Weber ein weiteres Bild heran: „Ein Mischwald übersteht Krisen besser als eine Monokultur.“ Für eine nachhaltig funktionierende Wirtschaft sei es zudem elementar, nicht nur Schaden zu verhindern – sondern sich der Regeneration zu widmen.
Unendliches Wachstum gebe es ohnehin nicht. Diese Ansätze würde die Vienna Insurance Group daher auch verfolgen. Im Asset Management arbeite man dezentral, verlasse sich auf Expertise der Mitarbeiter vor Ort. Diese müsse zwar zur allgemeinen Investmentphilosophie passen. Man müsse aber seinen eigenen Mitarbeitern vertrauen. „Disziplin ist und bleibt die wichtigste Eigenschaft eines Asset Managers“, fand Weber.
Wie sollten Investoren Aktien idealerweise allokieren
Eine große Krux für Investoren griff Georg Schuh, Leiter Investmentstrategien bei Multi Assets und Lösungen von der DWS, auf. Denn die Geopolitik sei bei Aktien eine der größten Risiken. Daher stelle sich die Frage: raus aus den demokratischen Märkten? Bis zum Jahr 2100 werde sich ein Ungleichgewicht zwischen Asien und Europa entwickeln. Während in Asien die Bevölkerung wohl auf 4,7 Milliarden anwachse, schrumpfe sie in Europa auf 600 Millionen Menschen.
„Wo ziehen Investoren die Grenze bei autokratischen Märkten? Will man überhaupt investieren? Wenn die Antwort nein heißt, kann man wenig diversifizieren“, sagte Schuh. In Autokratien gebe es beim Risikomanagement dafür Probleme, da der Anlegerschutz nicht so stark ausgeprägt sei.
Grundsätzlich plädiert Schuh für ein diverses Aktienportfolio, da die USA häufig ein Übergewicht haben. Der Tech-Sektor in Asien könne hier passend sein, da die Titel günstiger sind. Gerade institutionelle Investoren müssten aber in diesen Märkten auf ein Mindestmaß an Sicherheit achten.
Legen Immobilien ein Comeback hin?
Immobilien hatten in den vergangenen Jahren einen eher schweren Stand. In zwei der Impulsvorträge wurde der Sektor aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Mit dem Thema Microliving beschäftigt sich Carl-Christian Siegel, Senior Investmentmanager bei Transaktionen bei der Commerz Real. Der Ansatz bedient einen eher speziellen Teilbereich.
Gerade in Universitätsstädten gebe es einen hohen Bedarf an Mikro-Appartments. Die Wohnfläche ist sehr klein, häufig unter 20 Quadratmeter. Gemeinschaftsbereiche fangen dafür die fehlende Fläche ab. Es sei zudem eine Art Full-Service-Wohnen, beschreibt Siegel. So gibt es oft Fitnessstudios und weitere Leistungen, die in der Miete mit inbegriffen sind. Das Konzept zahle sich dafür aus, die Belegung liege bei annähernd 100 Prozent. Renditen von 6 Prozent seien durchaus erzielbar.
Uwe Krause, Leiter Immobilien Asset- und Fondsmanagement bei der Meag, beschäftigte sich mit dem Gesamtmarkt. Er rechnet durchaus mit einer Renaissance – allerdings nicht in allen Bereichen. „Einkaufszentren außerhalb der Innenstadt, also Malls, sind so gut wie tot“, erklärt Krause.
Wohnimmobilien seien aufgrund der Knappheit am Markt hingegen gefragt. Und trotz Homeoffice setzen viele Unternehmen weiter auf Büroimmobilien. Diese müssten jedoch in der Regel etwas kleiner sein und müssten auf modernere Aspekte wie geteilte Arbeitsplätze sowie eine gute Energiebilanz setzen. Logistik bleibe ebenfalls ein wachsender Markt, hier komme es aber noch stärker auf die Lage an. „25 Kilometer von einer Autobahn weg würde ich nicht empfehlen“, erklärte Krause.
So sieht die weltweite Lage aus
Einen Einblick in die weltweite Lage gab Elmar Thevesen, Leiter des ZDF-Studios in Washington. Dabei ging es nicht nur um die Wahl in den USA. Vielmehr ging Thevesen auf das schwierige Verhältnis zwischen China und den USA ein. Den unabhängig vom Wahlausgang sei klar, dass die Volksrepublik der Hauptkontrahent der Amerikaner bleibe.
Thevesen konnte den Zuhörern zudem von seinen Erfahrungen hinter den Kulissen berichten. Etwa, dass die USA durchaus bereit seien, für Taiwan die militärische Eskalation zu suchen. Möglicherweise nicht direkt auf dem Schlachtfeld, aber etwa durch die Zerstörung der wichtigen Fabriken auf Taiwan. Diese sollen so nicht den Chinesen in die Hände fallen.
Thevesen zeigte sich zum Abschluss aber optimistisch: „Trump wird nicht gewinnen, China nicht Taiwan angreifen und die Ukraine wird gewinnen.“ Für die Europäer und Deutschland stelle sich hingegen die Frage: Wie will man sich zwischen diesen Konflikten positionieren. Ein Besinnen auf die eigenen Stärken sei dabei hilfreich, meinte nicht nur Thevesen. Dazu habe bereits Ex-Präsident Barack Obama appelliert.
Wann gibt es wieder Ausschüttung bei Private Equity?
Die Privatmärkte waren ebenfalls ein Thema. Konkret ging es um die Frage, wann Investoren wieder mit mehr Ausschüttungen bei Private Equity rechnen können. Manuel Kalbreier, Leiter Alternatives bei Neuberger Berman, erklärte, welche Probleme aktuell bestehen: „Durch die gestiegenen Zinsen ist für die Unternehmen schwieriger, an frisches Geld zu kommen.“
Gleichzeitig sehen sich viele institutionelle Investoren mit einem Allokationsproblem konfrontiert. Die Private-Equity-Unternehmen gewinnen tendenziell an Wert und erhöhen dadurch das Exposure in dem Segment. Jedoch gibt es wenige Börsengänge. Also müssen Investoren tendenziell verkaufen. Was jedoch meist nur auf dem Sekundärmarkt möglich ist. Und dass Private Equity auf der Wertseite weiter gut performt, kommt es vor, dass Investoren eigentlich ungern verkaufen würden.
„Dann müsste man wieder ein neues Portfolio aufbauen“, sagt Kalbreier. Für die Private-Equity-Manager sei die Situation ebenfalls schwierig, da Investoren bereits viel Kapital bereitgestellt haben (Dry Powder). Kalbreier rechnet damit, dass die Lage sich erst 2025 wieder ändern wird. Bis dahin könnte es wieder zu mehr Börsengängen kommen. Zudem würden die Zinsen voraussichtlich sinken. Für Investoren stelle sich bis dahin aber die Frage, ob man das erhöhte Exposure im Portfolio hinnehmen kann.