Innovation, Transparenz & regulatorische Sicherheit Die Fondsstandorte Deutschland und Luxemburg im Vergleich

Angelina Pramova von der Fondsgesellschaft GAM (l.) und Timo Patrick Bernau von der Wirtschaftskanzlei GSK Stockmann + Kollegen

Angelina Pramova von der Fondsgesellschaft GAM (l.) und Timo Patrick Bernau von der Wirtschaftskanzlei GSK Stockmann + Kollegen

2016 war ein Jahr im Zeichen erratischer Marktbewegungen und geopolitischer Schocks, die die klassische fundamentale Analyse des Geschehens an den Börsen in den Hintergrund rücken ließen. Spekulationen und Überraschungen wechselten sich ab und forderten sowohl private als auch institutionelle Anleger heraus. Sich verändernde Neigungen zu aktiv oder passiv gemanagten Fondsprodukte begleiteten die Investoren weltweit.

Dennoch schien es einen klaren gemeinsamen Nenner zu geben, der die Entwicklung in der gesamten Fondsindustrie im vergangenen Jahr beeinflusste und höchstwahrscheinlich auch in den kommenden maßgeblich beeinflussen wird – die Forderung nach Innovation gepaart mit Transparenz und regulatorischer Sicherheit. Dies gilt gleichermaßen für die traditionellen als auch für die alternativen Investmentstrategien.

Der Wunsch nach schlanken Strukturen

In einer Welt, die durch die großen regulatorischen Determinanten – Ucits- sowie AIFM-Richtlinien – bestimmt wird, spielen zwei wesentliche Themen eine wichtige Rolle bei der Konzeptionierung und Umsetzung neuer Fondsprodukte. Zum einen ist die Frage nach der Standortwahl in einer regulierten Welt mit der Nutzung komparativer Vorteile und somit mehr Effizienz verbunden. Zum anderen nimmt das Thema Vertrieb durch eine zunehmende europarechtliche Harmonisierung und den hieraus resultierenden Möglichkeiten des Passportings eine bedeutende Stellung ein.

In diesem Beitrag werden wir beide Fragestellungen vor dem Hintergrund aktueller Marktentwicklungen beleuchten. Im ersten Teil werden wir primär auf die liquiden Investmentstrategien eingehen, um im zweiten Teil die zunehmende Heterogenität der Instrumente im Bereich der alternativen Investments zu analysieren.

Wenn es um die Wahl des richtigen Standortes für die Auflegung neuer Fondsprodukte deutscher Initiatoren geht, gibt es nach wie vor zwei Alternativen – Deutschland und Luxemburg. Obwohl seit der europaweiten Umsetzung beider oben genannten Richtlinien die Standortunterschiede zwischen beiden Ländern geringer geworden sind, wird die Standortentscheidung primär anhand folgender Kriterien getroffen:

  1. Strukturierungsmöglichkeiten:
    • Vielfalt verfügbarer Rechtsformen
    • Zulässigkeit und Umfang von Fremdfinanzierungsmöglichkeiten
    • Steuerliche Überlegungen
  2. Standortspezifika:
    • Infrastruktur relevanter Dienstleister: Qualität, Verfügbarkeit und Preis der angebotenen Dienstleistungen
    • Anwendung neuer gesetzlicher Bestimmungen (Praxis der Aufsichtsbehörden)
    • Dauer des Prozesses der Fondsauflegung
  3. Vertriebsstrategie:
    • An welche Investoren (private oder institutionelle Investoren) vertrieben werden soll
    • Nationaler versus internationaler Vertrieb geplant/erwünscht
    • Präferenz der Zielinvestoren für lokale versus internationale Vehikel


Möglichkeiten der Strukturierung

Eine Gegenüberstellung der Umsetzungsmöglichkeiten für Fonds nach deutschem und Luxemburger Recht zeigt eine klare Übergewichtung Luxemburgs bezüglich der Produktvielfalt – siehe die nachfolgende Tabelle.

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Fondsarten nach deutschem und Luxemburger Recht im Vergleich

 

Darüber hinaus stellt nicht nur die größere Anzahl von Optionen bei der Gestaltung des Vehikels aus unternehmensrechtlicher Sicht, sondern auch die gleichzeitige Flexibilität bei der Berücksichtigung von Präferenzen hinsichtlich der Steuertransparenz einen wichtigen Vorteil dar.

Die Einführung des Reserved Alternative Investment Funds, kurz RAIF im Sommer 2016 stellte einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung der Luxemburger Produktpalette dar. Dieses neue Fondskonstrukt vereint die wichtigen Effizienzvorteile unregulierter Vehikel mit dem entscheidenden Vorteil einer vollumfänglich regulierten Verwaltungsgesellschaft. Wir werden im zweiten Teil unseres Beitrages näher auf die Funktionalitäten und Mechanismen dieses Instruments eingehen.