Einordnung Von Krise bis ESG: Fünf Kernthemen für Infrastructure-Debt-Investoren

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In einigen Fällen wurden die Anteilseigner gebeten einzuspringen, während andere Unternehmen mit ihren Banken verhandeln mussten, um die Liquiditätslinie zu verlängern oder bestehende Kreditlinien in Anspruch zu nehmen, um diese Zeit überbrücken zu können. Daher ist die Liquiditätslage dieser Assets ein wesentlicher Faktor. Werfen wir einen Blick auf die folgenden Sektoren:

  • Flughäfen: Die Passagierzahlen werden sich wahrscheinlich wieder auf dem Niveau vor der Pandemie erholen, aber bis dahin kann es noch dauern. Anleger sollten in der Lage sein, herauszufinden, wie die Flughäfen in der Zwischenzeit ihren Kapitalbedarf decken wollen.
  • Straßenverkehr: Das Verkehrsaufkommen ging während der Lockdowns um 90 Prozent zurück. Nach Aufhebung der Beschränkungen normalisierte sich der Verkehr jedoch schnell wieder auf Vorpandemie-Niveau.
  • ÖPNV (Öffentlicher Nahverkehr). Dieser Bereich hat zwar gelitten, hat sich aber dank der Unterstützung und finanziellen Förderung durch die Kommunen sehr widerstandsfähig gezeigt. Diese wichtigen Dienstleistungen werden in welcher Form auch immer weiterbestehen, wenn die Menschen nach der Pandemie wieder zum normalen Leben zurückkehren.

Nach Covid-19 dürften sich viele Infrastrukturen allmählich erholen, aber einige werden mehr Zeit benötigen - insbesondere Flughäfen mit einem hohen Anteil an Interkontinentalverkehr. Wir gehen davon aus, dass die Auswirkungen auf Flughäfen noch drei Jahre andauern werden, bevor sie möglicherweise wieder das Niveau von 2019 erreichen werden.

3. Auf dem Weg zu einem nachhaltigen Fundament

Viele Anleger interessieren sich für grüne Anleihen und Investitionen in erneuerbare Energien, um den Weg zu einer CO2-neutralen Wirtschaft voranzutreiben. Dies spiegelt auch den immer breiteren Druck wider, ESG-Erwägungen (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) bei Investitionsentscheidungen zu berücksichtigen. Auch die momentane politische Lage untermauert das Streben, den Anteil erneuerbarer Energien signifikant auszubauen.

Ein wachsender Bereich sind grüne Anleihen, mit denen bestimmte klimarelevante Projekte und erneuerbare Energien unterstützt werden. Einige grüne Anleihen werden von der Nachfrage überrollt. Infolgedessen haben sich die Finanzierungsbedingungen aufgeweicht, so dass einige nicht mehr als Investment-Grade eingestuft werden können. Dies kann bedeuten, dass bei einigen Transaktionen, bei denen eine starke Nachfrage seitens der Anleger besteht, die Kreditgeber weniger Absicherung erhalten. Daher sollten Investoren sehr selektiv bei der Auswahl ihrer Transaktionen vorgehen.


Im Laufe der Jahre hat die Branche in ihrem Verständnis von ESG erhebliche Fortschritte gemacht. Das Investieren in  ESG-„freundliche“ Assets führt jedoch nur bis zu einem gewissen Punkt zur Nettonull. Ein Unternehmen kann beispielsweise eine grüne Anleihe begeben, um ein bestimmtes nachhaltiges Projekt zu unterstützen. Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass das gesamte Unternehmen auf dem Weg zur Klimaneutralität ist.

Nachhaltigkeitsorientierte Investoren sollten Investitionen bevorzugen, die einen ganzheitlichen Wandel des Unternehmens unterstützen, und sollten versuchen, andere Emittenten auf ihrem „grünen" Weg zu unterstützen. Besondere Chancen sehen wir dabei im Bereich neuer Energietechnologien – wie Batterien, Wasserstoff und Biokraftstoffe – da die Unternehmen in neue Bereiche investieren und somit ihre CO2-Emissionen reduzieren können. Solche Investitionen werden in der Regel fremdfinanziert, um die Eigenkapitalrendite zu optimieren.

4. Für regulatorische Änderungen gewappnet sein

Die Anlageklasse Infrastructure Debt ist von der zunehmenden Regulierung insgesamt und dem Wunsch der Regulierungsbehörden, den Anlegern mehr Transparenz und Informationen zu bieten, betroffen. So treibt die Europäische Kommission intensiv die Themen Nachhaltigkeit und Klimawandel voran.

  • Ein Ergebnis ist die "EU-Taxonomie" - ein Klassifizierungssystem, das ein gemeinsames Wording und eine klare Definition von "nachhaltige" Geschäftsaktivitäten bieten soll. Damit sollen Investitionen so gelenkt werden, dass die Klima- und Energieziele der Europäischen Union für 2030 erreicht werden.
  • In der Zwischenzeit verlangt die SFDR (die Sustainable Finance Disclosure Regulation = Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor), dass Fonds offenlegen, wie sie nachhaltige Praktiken immer stärker in ihre Aktivitäten einbeziehen, und legt klar fest, welche Strategien als nachhaltige Investitionen eingestuft werden.

 

Im Juni 2021 ergab eine Umfrage von Preqin unter Private Markets-Anlegern, dass der wichtigste Grund, warum Fondsmanager ESG einführen, die Nachfrage von Anlegern danach ist. Dies unterstreicht die entscheidende Rolle, die auch Infrastructure Debt-Investoren bei der Bewältigung der Klimakrise und der Erreichung von Klimaneutralität spielen können. Die Herausforderung bei nicht börsennotierten Unternehmen ist jedoch häufig der Zugang zu ausreichenden ESG-Informationen, während es bei gelisteten Unternehmen meist eine Fülle an Daten gibt, die zum Beispiel Einblick in das Emissionsprofil der Investitionen geben.