Infrastrukturanlagen Marke Eigenbau „Eigenkapitalinvestments machen mehr Arbeit“

Peter Brodehser verantwortet beim Versicherungskonzern Talanx die Investitionen in Infrastrukturanlagen.

Peter Brodehser verantwortet beim Versicherungskonzern Talanx die Investitionen in Infrastrukturanlagen. Foto: Talanx

pbm institutionell: Die Versicherungsgesellschaften der Talanx-Gruppe haben einem kanadischen Pensionsfonds einen dreistelligen Millionenkredit zugesagt. Die Nordamerikaner kaufen damit Anteile an riesigen Windparks vor der deutschen Küste. Wie komplex ist so ein Geschäft?

Peter Brodehser: Wir haben dem kanadischen Pensionsfonds Canada Pension Plan Investment Board, CPPIB, über eine privat platzierte Projektanleihe rund 320 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Rein technisch betrachtet handelt es sich bei der Anleihe um eine Namensschuldverschreibung. Kommerziell gesehen ist es vergleichbar mit einer klassischen Kreditvergabe.

Schlüpft die Talanx also in die Rolle einer Bank?

Brodehser: Wirtschaftlich kommt dies der Rolle einer Bank sehr nahe. Wir haben die Finanzierung über eine Namensschuldverschreibung an eine Ein-Zweck-Projektgesellschaft des Pensionsfonds ausgereicht. Diese hält die Anteile an den beiden Windparks „Hohe See“ und „Albatros“ mit insgesamt 87 Turbinen. Gleichzeitig ist sie der Schuldner in dem Finanzierungsgeschäft. CPPIB investiert mit Hilfe der Projektgesellschaft Eigenkapital in die beiden westlich von Helgoland gelegenen Windparks, um daraus langfristig Dividendenerträge zu generieren.

Diese Eigenkapitalerträge beziehungsweise die Eigenkapitalrendite kann man durch die Aufnahme von Fremdkapital steigern. Da die Investitionsrendite, das heißt die Gesamtkapitalrendite des Projektes, über dem Fremdkapitalzins liegt, erhöht sich durch eine Fremdkapitalaufnahme prozentual der verbleibende Dividendenstrom für das eingebrachte Eigenkapital. Die Eigenkapitalrendite erhöht sich folglich.

Der Pensionsfonds hält gemeinsam mit dem kanadischen Energiekonzern Enbridge 49,9 Prozent der Anteile an den beiden Windparks. Hauptanteilseigner ist der Versorger Energie Baden-Württemberg. Wie lange haben die Kreditverhandlungen gedauert?

Brodehser: Erste Gespräche für die damals noch nicht spruchreife Windparkfinanzierung haben wir vor ungefähr einem Jahr mit CPPIB geführt. Die Kreditwürdigkeitsprüfung und alle damit verbundenen Handlungen haben fast sechs Monate gedauert. Man muss sich das wie einen iterativen Prozess vorstellen, bei dem beide Seiten immer wieder ihr Finanzierungs- und Strukturierungswissen einbringen und Informationen beisteuern, um zu einer möglichst optimalen Lösung zu gelangen. 

Welche Etappen mussten Sie dabei bewältigen?

Brodehser: Zu Beginn skizziert man die Projektidee in einem Diskussions- oder auch Arbeitspapier, dem sogenannten Term Sheet, und fasst auf 20 bis 30 Seiten die wesentlichen kommerziellen Rahmenparameter der Finanzierung zusammen. Darin wird zum Beispiel fixiert, wer Kreditnehmer sein soll und wie hoch der Zinssatz ist. Ferner enthält ein solches Arbeitspapier Angaben zu Sicherheiten und Gebühren sowie eine Vielzahl einzelner Parameter, die später in den eigentlichen Kreditvertrag münden. Hieran schließen sich die Schritte der Kreditwürdigkeitsprüfung, die sogenannte Due Dilligence an. Die finalen Finanzierungsverträge umfassen in einem Fall wie diesem viele hundert Seiten und regeln alle Details.