Asien-Experte im Interview „Es besteht ein dringender Bedarf an Investitionen in nachhaltige Infrastrukturen“

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Es besteht daher ein immenser Bedarf an privatem Kapital, die eine großartige Investitionsmöglichkeit bieten. Zudem erfahren Investitionen in die Infrastruktur für erneuerbare Energien in diesen Ländern einen starken Rückenwind durch die wachsende Bevölkerung, die massive Urbanisierung und die zunehmende Nachfrage nach einer stabilen und grünen Stromversorgung. 

Mit welchen Energietechnologien befassen Sie sich erstrangig?

Sieg: Solarenergie, Biomasse und Windkraft. Auch Wasserkraft haben wir im Blick, jedoch stehen ihr einige Umweltauswirkungen entgegen, die uns Sorgen machen. Somit ist die Wasserkraft für uns derzeit keine Option. Geothermie ist zwar sinnvoll, ist jedoch streng reguliert und stark von der Politik beeinflusst. Wenn wir jedoch das richtige Projekt mit den richtigen Rahmenbedingungen finden, schließen wir nicht aus, uns mittelfristig mit dieser Energieform zu beschäftigen.


Die Marktkapitalisierung des Trust wird nach Erfüllung bestimmter, im Prospekt dargelegter Abschlussbedingungen etwa 137,5 Millionen Euro, davon 29,6 Millionen Euro aus dem Mobilist-Programm, betragen. Weitere 32,1 Millionen Euro für die Seed-Assets wurden von der Thomas Lloyd Group beigesteuert, was eine Interessengleichheit mit unseren Aktionären gewährleistet. Wir verfügen über eine Plattform, auf der wir den Trust aufbauen und wachsen lassen können und sind zufrieden mit der Entwicklung unseres Aktienkurses und des Handels am Sekundärmarkt.

Wirkt sich Covid-19 noch immer auf Investments in Schwellenländer aus?

Sieg: Wir mussten unsere Aktivitäten zu keinem Zeitpunkt wirklich unterbrechen. Im Jahr 2020 haben wir zum Beispiel trotzdem unser größtes Solarkraftwerk in Indien bauen können. Dieses 75-MW-Kraftwerk im Bundesstaat Uttar Pradesh versorgt jetzt mehr als 93.295 Menschen in der Region mit sauberer und erneuerbarer Energie, spart dabei 103.684 Tonnen CO2 pro Jahr ein und hat während der Bauphase 390 direkte Arbeitsplätze mit einem erheblichen Multiplikatoreffekt für die lokale Wirtschaft geschaffen. Wir sind überzeugt, dass die COVID-Pandemie den kritischen Charakter nachhaltiger Infrastrukturen und die Anfälligkeit der Gesellschaft für nicht funktionierende Infrastrukturen noch deutlicher gemacht hat. Und als Anlageklasse haben erneuerbare Energien ihre Stärken unter Beweis gestellt: Sie sind widerstandsfähig, antizyklisch und unterstützen das menschliche Grundbedürfnis nach elektrischem Strom.

Wie messen Sie den Impact Ihrer Investitionen?

Sieg: Als reiner Impact-Investor setzen wir uns bewusst dafür ein, mit unseren Investitionen positive soziale und ökologische Wirkungen zu erzielen. Und wir verpflichten uns, diese Leistung regelmäßig zu messen und darüber zu berichten. Wir erstellen daher jedes Jahr detaillierte Impact Reports, die auf tatsächlichen Ergebnissen und Nachweisen beruhen. Seit 2013 tun wir dies bereits und haben eine empirische Datenbank erstellt, welche die positiven Auswirkungen unserer Investitionen in nachhaltige Energieinfrastrukturen in Asien belegt.

Welche Kennzahlen beinhaltet die Datenbank?

Sieg: Beschäftigungs-, Gesundheits- und Sicherheitsdaten, das Gender Ratio, Informationen zur CO2-Ersparnis, den Treibhausgasemissionen und Details zum Wasserverbrauch. Außerdem messen wir unsere direkten Auswirkungen anhand von vier der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, wie „Bezahlbare und saubere Energie“, „Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum“, „Nachhaltige Städte und Gemeinden“ sowie „Maßnahmen zum Klimaschutz“.

Warum können Investoren die Vorteile von Infrastrukturinvestitionen – risikoadjustierte Renditen und eine Portfoliodiversifizierung auf Basis nicht korrelierender Assets – am besten auf dem privaten Markt erzielen?

Sieg: Vielen Investoren ist es wichtig, ihre Portfolios umzugestalten und sich stärker auf Anlagen zu konzentrieren, die attraktive Renditen bieten und nicht mit den Marktbewegungen korrelieren. Gerade nachhaltige Sachwerte punkten hier mit den klassischen Vorteilen von Infrastrukturinvestitionen. Mit überdurchschnittlichen risikobereinigte Renditen und einer Portfoliodiversifizierung, die auch bei Marktabschwüngen für Stabilität sorgt. Neben dem finanziellen Ertrag und der Diversifizierung zieht auch der erzielbare Impact privater Infrastrukturinvestitionen Investoren zunehmend an.


Für diesen Erfolg bedarf es jedoch zwangsläufig einer Zuführung von neuem Geld in die Realwirtschaft. In dieser wichtigen Hinsicht unterscheidet sich die Schaffung von Sachwerten entscheidend vom Handel mit Finanzwerten. Erstere stellen neue Mittel bereit, schaffen echte Arbeitsplätze und bauen neue Infrastrukturen auf. Bei letzterem ändert sich lediglich das Eigentum an einem Aktienzertifikat, ohne dass neues Geld für Investitionen zur Verfügung steht und ohne konkrete Effekte für Beschäftigung, Wirtschaftswachstum, Klimaschutz und Gemeinwohl.

Geht ihnen die europäische Offenlegungsverordnung weit genug?

Sieg: Wir begrüßen diese Verordnung sehr, denn sie schafft einen rechtlichen Rahmen für mehr Transparenz und Vergleichbarkeit. Sie steht allerdings nicht im luftleeren Raum und muss im Rahmen des gesamten Spektrums der Gesetzgebung zu nachhaltigen Finanzierungen betrachtet werden. Auch heute noch gibt es Fragen zu den Anforderungen, und nicht wenige haben Schwierigkeiten, die Unterschiede der Terminologie von Artikel 8, der die „Merkmale“ beschreibt, und Artikel 9, der die „Ziele“ skizziert, zu entschlüsseln. Hier besteht noch Potenzial zur Nachbesserung. Der Mangel an Klarheit bedeutet auch, dass die SFDR den Anlegern möglicherweise nicht dabei hilft, fundierte Anlageentscheidungen in Bezug auf ESG und nachhaltige Finanzen zu treffen, wie es einst beabsichtigt war. Ich denke jedoch, dass dies in diesem Stadium eher ein Problem mangelnden Wissens als ein Regulierungsproblem ist. Die Branche als Ganzes muss hier die EU-Verordnung über nachhaltige Finanzen besser verstehen und ihrerseits die Investoren auf breiter Ebene aufklären.

Über den Interviewten:
Michael Sieg gründete 2003 die Thomas Lloyd Gruppe, einen Impact Investment Manager, Berater und Lösungsanbieter, der sich auf Investitionen in nachhaltige Sachwerte in wachstumsstarken und aufstrebenden Märkten fokussiert.  Die Gruppe hat ihren Hauptsitz in Zürich und hat über 1,3 Milliarden Euro eingeworben. Vor der Gründung des Unternehmens war Sieg Mitglied des Aufsichtsrates der Schnigge Wertpapierhandelsbank.

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