Ampega Infrastruktur-Chef Brian McCarthy: „Wir sehen eine gedankliche Umschichtung bei unseren Kunden“

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In Spanien divergieren beispielsweise die langfristigen Hochrechnungen für Solarenergiekapazität und inländische Nachfrage immer stärker. Man wird in vielen Bereichen selektiver und kritischer vorgehen müssen.

Was machen Sie als Ampega selbst und in welchen Bereichen verlassen Sie sich warum auf externe Manager?

McCarthy: Ich leite das Infrastucture Investments Team, das sich mit Direktanlagen in Europa im Fremdkapital- und Eigenkapitalbereich beschäftigt. Unser Alternative Investments Team ist zuständig für indirekte Anlagen in Fonds. Grundsätzlich verlassen wir uns auf externe Manager für Eigenkapitalanlagen in Segmenten, wo sie besondere regionale oder technische Expertise beziehungsweise Marktzugang aufweisen können. Abgesehen von Kosteneffizienz hat das Direktgeschäft den Vorteil, dass die einzelnen Investments den Präferenzen der Anleger angepasst werden können. Vor dem Hintergrund unserer starken Priorisierung von nachhaltigen Anlagen ist diese Transparenz und enge Abstimmung besonders vorteilhaft.

Wie sieht Ihr Risikomanagement aus? Wo ziehen Sie die Grenze und warum?

McCarthy: Wegen der Heterogenität und Komplexität der Asset-Klasse sind kategorische Ausschlusskriterien und Richtlinien schwierig in der Praxis – mit Ausnahme unserer Nachhaltigkeitskriterien. Stattdessen verlassen wir uns auf Sensitivitätsanalysen und interne Ratingmodelle, um Risikoprofile auf Projektebene möglichst systematisch zu ermitteln. Grundsätzlich müssen die strukturellen oder vertraglichen Schutzmechanismen sowie das Pricing die Risiken im Cash-Flow-Profil des Projekts kompensieren. Dabei ist es besonders wichtig, sich mit der Qualität der analytischen Inputs vertraut zu machen. Wir lehnen viele Investments ab, weil wir ihre Risiken nicht als belastbar einschätzen. Die Eignung eines gegeben Risiko-Ertrags-Profils muss letztendlich für den jeweiligen Kunden abgewogen werden.

Ihr regionaler Fokus liegt auf Deutschland und Europa. Sollte sich das ändern? Verschiedene Studien zeigen, dass ein zu hoher Home Bias Rendite kostet.

McCarthy: Die Bilanzen unserer Kunden sind maßgeblich für die Allokation an bestimmte Regionen oder Währungsräume. Da die meisten Kunden auf Euro lautende Verbindlichkeiten haben, waren wir traditionell stärker im Euroraum exponiert. Abgesicherte Investments in Fremdwährung werden in mehreren Asset-Klassen getätigt, aber die Attraktivität hängt von den Marktgegebenheiten und regulatorischen Besonderheiten ab. Für Konzernkunden mit internationalem Geschäft haben wir externe Manager mit lokaler Expertise über Fonds oder Managed Accounts mandatiert.

 

 

 

Gibt es für Sie so etwas wie eine persönliche Checkliste, die jede Investition erfüllen muss?

McCarthy: Angesichts der Komplexität der Asset-Klasse wäre das eine ziemlich umfangreiche Checkliste! Ich würde drei Aspekte hervorheben. Wir sehen Hunderte von Projektangeboten jedes Jahr und unsere Kunden investieren über das volle Anlagespektrum in den privaten und öffentlichen Märkten. Ressourcenpriorisierung ist daher extrem wichtig. Der erste Filter auf der Checkliste ist die Eignung für die Kunden mit Hinblick auf Portfoliodiversifikation, Risikoprofil und relatives Pricing.

Zweitens sind Nachhaltigkeitsaspekte maßgeblich. Wir sehen das weniger aus einer Pass-Fail-Betrachtung und eher als eine holistische Abwägung des Impacts im Vergleich zu anderen Projekten. Drittens müsste man die Checkliste auf Transaktionsebene segmentspezifisch gestalten, aber es ist fraglich, ob wir überhaupt ausreichende Informationen haben, um die Downsiderisiken eines Projekts belastbar zu beurteilen. Häufig sind qualitative Aspekte entscheidend, die man nicht einfach auf einer Liste binär abhaken kann – beispielsweise regulatorische beziehungsweise technische Riskien oder die Zuverlässigkeit eines Vertragspartners.

Welchen Stellenwert hat ESG für Sie?

McCarthy: ESG ist selbstverständlich ein Kernbestandteil jedes Investmentprozesses. Sustainable Development Goals (SDG) und Principal Adverse Impact (PAI) Überlegungen sind in unseren Analysen systematisch eingebettet. Die Nachhaltigkeitslandschaft hat allerdings an Beliebtheit gewonnen und wir stehen in Konkurrenz mit vielen Produktangeboten und Kapitalquellen unter dieser Rubrik. In der Direktanlage nehmen wir eine besondere Rolle in Anspruch: Wir finanzieren komplexe langjährige Projekte mit einem eindeutigen Impactprofil. Wir sehen zahlreiche Projekte, die Taxonomie-Kriterien erfüllen, arbeiten jedoch mit einer unabhängigen Impact-Hierarchie und sind preissensitiv.

 

 

 

Dabei haben beispielsweise Projekte mit Erneuerbaren Energien in Zentraleuropa eine größere Auswirkung als die in Skandinavien. Wir präferieren Transportprojekte mit elektrischen Energiequellen statt fossiler Brennstoffe. Greenfield-Projekte können eine höhere Bedeutung in der Wertschöpfungskette als Refinanzierungen haben. Des Weiteren begleiten wir neue Technologien und Geschäftsmodelle aktiv, die in der Energiewende entstehen.

Über den Interviewten: Brian McCarthy ist seit 2014 bei Ampega, einer Tochtergesellschaft des Versicherungskonzerns Talanx. Seit Juli 2022 leitet er das Geschäft mit Investitionen in Infrastruktur (Head of Infrastructure Investment). Bevor McCarthy bei Ampega anfing, war er in leitender Position bei Deka Investment tätig.

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