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Vietnam auf Wachstumskurs „Infrastruktur, Innovation und Investitionen: Vietnam wird für Anleger immer attraktiver“

Mario Timpanaro, Portfoliomanager des Lumen Vietnam Fund

Mario Timpanaro, Portfoliomanager des Lumen Vietnam Fund

private banking magazin: Herr Timpanaro, die vietnamesische Regierung hat die BIP-Prognose für 2025 auf 8 Prozent angehoben. Ist das realistisch?

Mario Timpanaro: Das Wachstumsziel ist ambitioniert, aber durchaus erreichbar, insbesondere angesichts des starken Vorstoßes der Regierung für Investitionen in die Infrastruktur. Die Regierung zeigt Entschlossenheit, die Infrastrukturentwicklung zu beschleunigen, um das volle Wachstumspotenzial des Landes auszuschöpfen. Die Investitionen sollte unserer Meinung nach 1 bis 1,5 Prozent zum BIP in den nächsten Jahren beitragen.

Dazu gehören die Erweiterung des Flughafenterminals 3 im Zentrum von Ho Chi Minh City – Einweihung am 5. April –, aber auch der neue Flughafen südlich der Metropole, der im ersten Halbjahr 2026 fertiggestellt sein soll. Des Weiteren sind weitere neun Metrolinien geplant, die erste Linie wurde Ende 2024 erfolgreich in Betrieb genommen. Eine Großstadt kann ohne gut funktionierende Metro nicht gedeihen. Der Ausbau der Autobahnen wird mit großen Anstrengungen weitergeführt, was letztlich auch dem Logistiksektor und dem Tourismus zugutekommt. Zusätzlich wird das Megaprojekt der Hochgeschwindigkeitszuglinie gestemmt, welche die Hauptstad Hanoi mit der Wirtschaftsmetropole Ho Chin Minh City verbinden soll. Ein Investment von 67 Milliarden US-Dollar – bis 2035 soll die Verbindung stehen.

Während Ihres letzten Besuchs lag der Optimismus in Bezug auf das Inlandwachstum eher hinter der Markterwartung. Welche Impulse braucht es, um die Trendwende einzuleiten?

Timpanaro: Wir merken, dass die Menschen im Land vermehrt Geld sparen. Zwar nahmen die Neuwagenzulassungen im vergangenen Jahr leicht um 2.6 Prozent zu, aber beim Erwerb von langlebigen Gütern sehen wir eine gewisse Zurückhaltung. Der Verkauf von elektronischen Komponenten hinkt ebenfalls der Markterwartung hinterher, während der Export dieser Güter stark zugenommen hat. Diese zurückhaltende Haltung spiegelt sich im PMI-Index, der in den vergangenen drei Monaten unter der Schwelle von 50 Punkten – Februar: 49,2 – lag. Der Binnenkonsum trägt mit 55 Prozent stark zum Bruttoinlandprodukt bei.

Eine sehr positive Entwicklung für die Wirtschaft ist der Aufschwung des Tourismus: In den ersten zwei Monaten 2025 haben die Übernachtungszahlen um 30 Prozent zugenommen. Neben Touristen aus Südostasien beobachten wir eine große Nachfrage aus Europa, speziell aus Deutschland. Der Tourismus trägt schon jetzt rund 8 Prozent zum BIP bei.

Neben dem traditionellen Fertigungssektor scheint Vietnam auch in fortschrittliche Industrien wie Halbleiter und KI vorzudringen. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Timpanaro: Ein äußerst spannendes Thema. Vietnam hat sich nicht nur als Produktions-Hub etabliert, sondern gewinnt zunehmend auch in fortschrittlichen Industrien wie der Halbleiterfertigung und KI an Bedeutung. Große Technologieunternehmen wie Samsung, Intel, LG, Apple und Google haben Produktionsstätten in Vietnam errichtet. Das ist nicht nur ein Beweis für die Wettbewerbsfähigkeit des Landes, sondern auch für die wachsende Innovationskraft. Besonders bemerkenswert ist, dass Nvidia ein KI-Forschungszentrum in Hanoi etabliert, was Vietnams Ambitionen, zu einem der führenden KI-Zentren in Südostasien zu wachsen, stärkt.

Trotz des Optimismus sind Bedenken hinsichtlich der Zölle und Handelspolitik nach wie vor präsent. Welche Strategie verfolgt die Regierung, um mit ihnen umzugehen?

Timpanaro: Während US-Zölle weltweit für Verunsicherung sorgen, bleibt Vietnam vergleichsweise entspannt, weil sie ein paar Starke Argumente an den Verhandlungstisch, sprich Gegengeschäfte im Umfang von mehreren Milliarden USD einbringen kann. Dank seiner sogenannten „Bambuspolitik“ – flexibel, aber standhaft, gelingt es der vietnamesischen Regierung, sich geschickt zwischen geopolitischen Interessen zu bewegen. Die Zölle auf vietnamesische Exporte sind im Vergleich zu direkten Wettbewerbern wie zum Beispiel China geringen.

Welche Bedeutung hat Vietnam für Investoren im asiatischen Raum?

Timpanaro: Vietnam bietet heute eine der spannendsten Anlagemöglichkeiten im asiatischen Raum, besonders im Hinblick auf das starke Wirtschaftswachstum und die beeindruckende Erholung der Unternehmensgewinne. Wir rechnen für den Lumen Vietnam Fund mit einem Gewinn von 17 Prozent pro Aktie, bei einer KGV-Bewertung von lediglich 11,9. Das BIP dürfte in diesem Jahr 7 Prozent betragen, wovon wir in Europa nur träumen können. Vietnam bietet eine sehr gute Diversifikation für jedes Portfolio, da die Korrelation zu den meisten wichtigen Indizes weltweit sehr niedrig ist.

Wie sehen Sie die Entwicklung am vietnamesischen Aktienmarkt?

Timpanaro: Wir beobachten, dass die inländischen Investoren am Markt zurückgekommen sind. Das täglich gehandelte Volumen beträgt durchschnittlich 800 bis 900 Million US-Dollar. Nach einer längeren Seitwärtsbewegung zwischen 1.260 und 1.300 Punkten ist der Markt jüngst nach oben ausgebrochen. Für diese Entwicklung gibt es mehrere Gründe: Zum einen die Einführung des neuen Handelssystems KRX, das auch Intraday Trading erlaubt, was wiederum das Handelsvolumen beflügeln wird. Der zweite viel wichtigere Grund ist die für September 2025 geplante Hochstufung zum Emerging Market durch FTSE Vietnam. Das wird dem Markt neue Impulse verleihen. Die Hochstufung durch MSCI wird erst in ein bis zwei Jahren erwartet, was dem vietnamesischen Aktienmarkt den weit größeren Turboeffekt bringen sollte.

Wie stabil ist die Regierung in Hanoi und was macht sie, um internationale Anleger anzuziehen?

Timpanaro: Sie ist sehr stabil. Zum einen ist zu sehen, dass sie die nötigen Schritte unternimmt, um den Wohlstand im aufstrebenden Land zu gewährleisten. Das wird von der Bevölkerung wohlwollend aufgenommen. Zum anderen erarbeitet sie sich die nötige Glaubwürdigkeit und Transparenz bei den ausländischen Gesellschaften. Ob Infrastruktur, Innovation oder die ambitionierten Investitionen: Vietnam wird für Anleger immer attraktiver. Daher erstaunt es nicht, dass die ausländischen Direktinvestitionen sich so gut entwickelt haben; 2024 flossen 25,35 Milliarden US-Dollar in das Land – ein Rekordhoch. Waren es in der Vergangenheit internationale Firmen, die den Produktionsstandort von China nach Vietnam verlagerten, beobachten wir, wie bereits im letzten Quartal 2024, dass chinesische Gesellschaften diesem Trend folgen. Dies geschieht aus der Befürchtung heraus, sich aufgrund der US-Zölle neu aufstellen zu müssen. Dieser Trend wird unserer Meinung nach auch die nächsten Jahre anhalten, bevor es zu einer Konsolidierung kommen könnte. 

 

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