Teil 2 Infrastruktur in Deutschland: Status quo und Ausblick – Zugangswege im Fokus

Florian Bucher vom Bundesverband Alternative Anlagen zu öffentlich privaten Partnerschaften (PPP)

Florian Bucher vom Bundesverband Alternative Anlagen zu öffentlich privaten Partnerschaften (PPP): „Es ist vielmehr wahrscheinlich, dass die Hürden für PPP weiter zunehmen werden.“ Foto: BAI

In Teil 2 der zweiteiligen Serie zu Infrastrukturinvestitionen werden Zugangswege in Infrastruktur beleuchtet. Darunter die öffentlich privaten Partnerschaften (PPP), welche theoretisch großes Potenzial bieten, das in Deutschland bislang jedoch noch nicht genutzt werden kann. Eine Analyse des Koalitionsvertrags der neuen Ampelregierung bezüglich Infrastrukturinvestitionen legt nahe, dass die Bedingungen für PPP eher noch schlechter werden, zeigt jedoch auch Chancen im Zuge der ökologischen Wende im Bereich Infrastruktur auf.

Ein demgegenüber ideales Vehikel, um Anlegern die Möglichkeit zu bieten, an den zukünftigen Entwicklungen zu partizipieren, ist der European Long Term Investment Fund (Eltif), der sich gerade im Review-Prozess befindet. Der Eltif-Rechtsrahmen soll Investitionen in Infrastruktur innerhalb der EU forcieren und entwickelt sich aktuell rasant.

Für Investitionen in Infrastruktur existieren eine Vielzahl möglicher Investitionsvehikel. In der repräsentativen BAI Investor Survey 2021 gab sowohl bei Infrastructure Equity, als auch bei Infrastructure Debt eine große Mehrheit der Investoren an, Single Funds zu nutzen. Bei Infrastructure Equity spielten auch Fund of Funds und Co-Investments eine signifikante Rolle, bei Infrastructure Debt auch Direct Investments und Co-Investments. Im Vergleich zu vorhergehenden Studien zeigt sich, dass durch die größere Etablierung von Infrastruktur in den Portfolios institutioneller Investoren zu vielfältigeren Zugangswegen führt.

Anteil an Investoren, die jeweiligen Zugangsweg für Infrastrukturinvestition benutzen. Quelle: BAI Investor Survey 2021.

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Wie sich die Anlageklasse zukünftig entwickelt, hängt auch davon ab welche Impulse von der Politik ausgehen.

Analyse des Koalitionsvertrages der Ampelregierung und öffentlich private Partnerschaften

Die Ampel-Koalition ruft in ihrem neuen Koalitionsvertrag die 2020er Jahre zum „Jahrzehnt der Zukunftsinvestitionen“ aus. Bedeutung kommt insbesondere erhöhten Investitionen in Verkehrsinfrastruktur und deren langfristiger Absicherung zu, wobei die Schiene gegenüber der Straße priorisiert werden soll. Zu einer bedeutenden Herausforderung wird es, den großen Bedarf an Investitionen in Infrastruktur mit dem hohen Angebot an privatem Kapital in Einklang zu bekommen.

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Öffentlich private Partnerschaften (PPP) haben hierfür theoretisch großes Potential. 2007 gab der damalige Bundesfinanzminister Peer Steinbrück das Ziel aus, 15 Prozent aller Infrastrukturinvestitionen an private Konsortien zu vergeben und somit die Nutzung von PPP enorm zu forcieren. Hierfür wurde 2008 die Beratungsgesellschaft ÖPP Deutschland  ins Leben gerufen. Etwa zehn Jahre später belief sich der Anteil an PPP in Deutschland jedoch lediglich auf 2 Prozent.

Die Entwicklung in Deutschland verlief seither schleppend und der Anstieg aktiver PPP nahm im Zeitablauf ab Im internationalen Vergleich besteht großer Nachholbedarf, auch wenn deutsche institutionelle Anleger in der Finanzierung der Energiewende und der Verkehrsinfrastruktur über andere Investitionsformen bereits einen zentralen Beitrag leisten.

Die Entwicklung kann insgesamt als wenig positiv angesehen werden, da Studien zeigen, dass bei stärkerem politischem Willen durch PPP in hohem Maße positive gesamtwirtschaftliche Effekte möglich wären. Insbesondere von Seiten deutscher Versicherer wird im Falle besserer Rahmenbedingungen hohes Investitionspotential ausgemacht. Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW Köln) und der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GdV) prognostizierten 2016 den Anteil der PPP in den nächsten Jahren in Deutschland auf mehr als 10 Prozent, wobei nur im Bereich des Bundesautobahnnetzes bis 2020 ein Anteil am Bundeshaushalt von 5,4 Prozent erreicht wurde.