Vorurteile von Investoren Das sind die fünf gängigsten Mythen über Infrastruktur-Darlehen

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Mythos 4: Höhere Zinsrenditen führen zu höheren Erträgen

Selbst ein oberflächlicher Blick auf das Feld der Infrastrukturdarlehen zeigt eine große Vielfalt an zugrundeliegenden Sektoren  und demzufolge auch ein breites Spektrum an Risiko-Rendite-Profilen. Höhere Renditen bedeuten in der Regel auch höhere Risiken, aber für eine individuelle Bewertung benötigt der Investor  ein gründliches Research, um sich durch das Dickicht der Assetklasse  – von Krankenhäusern über Gefängnisse bis hin zu Flughäfen – zu kämpfen. 

Infrastruktur-Assets aus dem Kernbereich stimmen jedoch in einigen wichtigen Merkmalen überein: Es sind langlebige, physische Investitionsgüter, die mittels der Bereitstellung von grundlegenden Dienstleistungen und Einrichtungen zum Wirtschaftswachstum beitragen und schwer ersetzbar sind. Hohe Zugangsbarrieren für Wettbewerber schaffen für die Anbieter deshalb oft Quasi-Monopolstellungen. Daher bieten diese Assets oft sichere langfristige Einnahmequellen, die entweder durch Behörden oder langfristige Lizenzverträge reguliert werden. 

Abseits dieser Kernbereiche läuft der Investor jedoch Gefahr in exotische Randsektoren abzudriften. So fühlte sich etwa die britische Regierung bemüßigt, ein Projekt für die Ausstattung von 150 öffentlichen Parkplätzen mit Energiesparlampen einzurichten. Dies führte zu einer Diskussion darüber, ob derlei Nebensächlichkeiten wirklich eine langjährige, grundlegende Infrastrukturaufgabe darstellen.

Die Anlage in Assets abseits der Kernbereiche von Infrastruktur mag zwar zunächst höhere Renditen in Aussicht stellen, aber die Investoren können sich dann auch nicht auf die langfristigen, planbaren Cashflows verlassen, derentwegen sie diese Assetklasse ursprünglich ins Auge gefasst hatten.

Mythos 5: Es fehlt an Investitionsmöglichkeiten

Fast überall auf der Welt altert und bröckelt die Infrastruktur und die Mittel zur Finanzierung sind rar. Schätzungen zufolge existiert eine Deckungslücke von circa 500 Milliarden US-Dollar bis 2030 zwischen Infrastrukturbedarf und verfügbaren öffentlichen Geldern.

Dieses enorme Defizit schafft große Chancen für langfristige Investoren im Schuldtitelbereich von Infrastrukturprojekten, denn Darlehen machen mit 65 bis 90 Prozent den Löwenanteil am Gesamtumfang aus.  Da jedoch Schuldenfälligkeiten oft kurzfristiger als die Lebensdauer der zugrundeliegenden Assets sind, erfordern einzelne Projekte mehrere Finanzierungsrunden. Ein Großteil der Basis-Versorgungsinfrastruktur in Europa wie Wasser- und Elektrizitätswerke sind rund 100 Jahre alt, weite Teile der Transportinfrastruktur wie Straßen, Flughäfen und Schienenwege ebenso.

Im Zuge der immer größeren Rolle, die privates Kapital bei der Schuldenfinanzierung von Infrastruktur einnimmt, wird sich auch die Umschlaghäufigkeit der Assets erhöhen – das investierbare Universum wird damit noch größer.


Über den Autor:
Gerry Jennings ist Global Head für Infrastructure Debt bei AB. AB ist eine weltweit führende Investmentgesellschaft mit einem verwalteten Vermögen von rund 467 Milliarden US-Dollar (Stand: Dezember 2015). Das Unternehmen bietet Research und Investmentservices für institutionelle Investoren, den Fondsvertrieb und einzelne persönliche Anleger an.

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