Vorurteile von Investoren Das sind die fünf gängigsten Mythen über Infrastruktur-Darlehen

Chef des Bereiches Infrastruktur-Finanzierung bei AB: Gerry Jennings

Chef des Bereiches Infrastruktur-Finanzierung bei AB: Gerry Jennings

Grundsätzlich hat sich die finanzielle Situation von Infrastrukturprojekten seit der globalen Finanzkrise tiefgreifend verändert. So steht den Regierungen weniger Geld zur Verfügung, zugleich haben regulatorische Verschärfungen zu einer Einschränkung von Bankkrediten geführt. Institutionelle Investoren haben deshalb nun die Gelegenheit, Infrastrukturschuldnern private Kredite zu vergeben und damit die entstandenen Lücken zu füllen.

JJedoch führen einige hartnäckige Mythen bei Anlegern immer noch zu einem falschen Bild von Infrastrukturdarlehen. Wie sie entkräftet werden können, zeigen wir hier:

Mythos 1: Es ist eine neue und unbewährte Assetklasse

Das intensive Interesse institutioneller Investoren mag recht neu erscheinen. Aber vor allem im  Aktienbereich der Kapitalstruktur gibt es bereits seit geraumer Zeit private Aktivität in dieser Assetklasse. Insbesondere Europa hat eine lange und fest etablierte Geschichte von Privatinvestitionen in Infrastruktur. Dies sollte Vertrauen schaffen bei vielen Investoren, die ein Engagement in Infrastrukturdarlehen in Betracht ziehen.

Mythos 2: Infrastrukturdarlehen binden Geld für lange Zeiträume

Fehlannahmen bezüglich der Zeithorizonte für Infrastrukturdarlehen stammen aus der Epoche, als bankfinanzierte Infrastrukturkredite den Sektor dominierten. Diese Anlagen unterlagen einem sehr langfristigen Ansatz, bei dem Assets auf Basis von mindestens 30-jährigen Cash-Flow-Modellen bewertet wurden.

Heute ist das nicht mehr der Fall. Die Kreditvergabe für neue Projekte, die noch nicht gebaut wurden – sogenannte “Greenfield“-Projekte – kann zwar lange Zeiträume beanspruchen, oft 30 Jahre oder mehr. Aber Kredite an „Brownfield“-Projekte, also jene Projekte, die bereits existieren und Modernisierung, Reparatur oder Vergrößerung benötigen, verlangen weit weniger Geduld.

Diese Assets sind operativ und erzielen bereits Einkünfte. Somit können sie sofort Renditen generieren. Mit Investitionen in Brownfields können Investoren zudem die Risiken von Budgetüberschreitungen und Verzögerungen mindern, die so viele Greenfields belasten. 

Mythos 3: Anfällig für Zinssteigerungen

Infrastrukturdarlehen haben im Zuge der anhaltenden Niedrigzinsphase seit der Finanzkrise mehr Aufmerksamkeit erhalten. Sie offerieren eine attraktive Mehrrendite gegenüber vielen extrem niedrig verzinsten Staatsdarlehen. Die stabile und planbare Beschaffenheit der Infrastruktur-Cashflows bietet darüber hinaus einen willkommenen Diversifikationseffekt gegenüber der Volatilität von höherverzinsten Unternehmensdarlehen. 

Das heißt jedoch nicht, dass Infrastrukturdarlehen unbedingt leiden, wenn der Zinszyklus nach oben dreht und Inflationsdruck entsteht. Da diese Papiere oft variabel verzinslich sind, können sie dem Investor sogar eine gute Absicherung gegen steigende Zinsen und Inflation bieten.