Anlageklasse im Fokus Infrastructure Debt zwischen Barnehage und Windradbau

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Auch Bayerl bemerkt bei Investoren teilweise eine gewisse Zurückhaltung: „Seit Jahren beobachten wir eine aus anderen Märkten bekannte Entwicklung, nach der neu hinzukommende Investoren in vergleichsweise einfachen Segmenten unterwegs sind, während erfahrene Asset Manager sich den anspruchsvolleren Abschnitten zuwenden.“ Für Bayerl sind bei der Mandatierung eines Asset Managers für Infrastructure Debt ein starker Marktzugang sowie Risikoexpertise, ein guter Track Record mit Blick aufs Rendite-Risiko-Verhältnis und vor allem die Lieferfähigkeit entscheidend. Damit meint er die Möglichkeit eines Asset Managers, Verpflichtungen zügig am Markt zu platzieren – „und ins Geldverdienen zu bringen“, wie er sagt.

Für die Asset Manager selbst ist eine eingehende Prüfung der Investments entscheidend. „Denn gerade bei illiquiden Investments kommt Kontrolle vor Kauf“, erklärt Bayerl. Die Anlagen der Münchener Rückversicherung und anderer institutioneller Investoren werden etwa auf finanzielle und ökonomische Gesichtspunkte und auf das technische Assessement hin untersucht – wo auch auf das Risikowissen der Rückversicherungs-Mutter zurückgegriffen wird. Zudem werden auch die jeweiligen Sektoren geprüft, in die man Kredite ausreicht.

ESG-Daten sind bei Infrastructure Debt rar gesät

Nicht zuletzt spielt für Bayerl und sein Team Nachhaltigkeit eine bedeutende Rolle, ESG-Faktoren werden bei Investments berücksichtigt. In ein ähnliches Horn stößt Claus Fintzen, Investmentchef und Leiter Infrastructure Debt bei Allianz Global Investors. Er verweist auf die Regulierung der Europäischen Union und eine Studie, nach der vor allem die hohe Nachfrage die Einführung von ESG-Analysen im Fondsmanagement treibe: „Die Herausforderung bei nicht börsennotierten Unternehmen ist jedoch häufig der Zugang zu ausreichenden ESG-Informationen, während es bei gelisteten Unternehmen meist eine Fülle an Daten gibt, die zum Beispiel Einblick in das Emissionsprofil der Investitionen geben.“ Größere Investoren – wie die Allianz – könnten einfacher Informationen von Kreditnehmern eintreiben als kleinere Anleger.

Auch woher der Kreditnehmer stammt, muss geprüft werden. Während ein Großteil von Infrastructure Debt noch immer in den Regionen Europa, Nordamerika und Australien seinen Ursprung hat, rücken laut Barings-Mann Welman langsam auch andere Märkte wie Lateinamerika in den Fokus. Den höheren Zinserträgen steht allerdings nicht nur ein fehlender Track Record entgegen: „Natürlich sind diese Märkte mit zusätzlichen Risiken behaftet und neigen zu erhöhter Volatilität, Investitionen erfordern eine sorgfältige Analyse und kritische Auswahl in Bezug auf die Rechtsprechung und die jeweiligen Projekte“, fasst Welman zusammen.

Inflation und Zinsen wirken sich auch Refinanzierung aus

Bleibt die Frage nach der Inflation. Tendenziell wird Infrastrukturanlagen ja eine gewisse Inflationsresilienz zugesprochen, teilweise existieren bei Infrastructure Debt feste Preisanpassungsklauseln oder es lassen sich vertragliche Vorkehrungen treffen. Neben den Inflationsrisiken müssen zudem ihre Folgen in die Bonitätsanalyse aufgenommen werden. „Dazu gehören steigende Zinssätze, die sich auf Vermögenswerte auswirken werden, die sich nicht vollständig amortisieren“, erklärt Welman.

Allianz-Experte Fintzen warnt: „Höhere Zinsen könnten eine Hürde für viele Unternehmen – auch im Infrastrukturbereich – darstellen, die ihr Fremdkapital in einem Umfeld wesentlich höherer Zinsen refinanzieren müssen.“ So müssen die Firmen ihre Schulden bedienen und gleichzeitig ihren Investment-Grade-Status beibehalten. Einen Vorteil habe Infrastructure Debt dennoch immer noch exklusiv: „Infrastrukturprojekte sind von Natur aus langfristige, illiquide und oft nachhaltige Vermögenswerte, und ihre Illiquiditätsprämie kann höhere Renditen generieren als beispielsweise viele Staatsanleihen oder Pfandbriefe.“

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