Anlageklasse im Fokus Infrastructure Debt zwischen Barnehage und Windradbau

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Die Risiko-Rendite-Profile variieren dementsprechend. „Von den genannten Segmenten sind die soziale Infrastruktur und die Versorger in der Regel von höherer Qualität, obwohl das Risiko-Rendite-Profil von Anlage zu Anlage variieren kann“, ordnet Pieter Welman, Leiter des globalen Infrastrukturgeschäfts von Barings, das Risikoprofil von Projekten wie dem Barnehage in Norwegen ein. „Erneuerbare Energien sind ein Bereich, in dem die Renditen in den vergangenen zehn Jahren erheblich gesunken sind“, meint Welman. Verkehrs- und Transportinfrastruktur, Ölspeicher und digitale Infrastruktur böten dagegen tendenziell ein höheres Risiko-Rendite-Profil.

Auch wenn die durchschnittliche Allokation in Infrastructure Debt bei vom Bundesverband Alternative Investments befragten institutionellen Investoren nur knapp über der Ein-Prozent-Marke liegt: Die Fremdkapitalfinanzierung von Infrastrukturprojekten kann willkommener Portfoliobaustein sein – laut Aussage von Welman und auch Bayerl besonders bei Lebensversicherungen und Pensionsfonds, die ohnehin lange Durationen anstreben und gleichzeitig eine einigermßen sichere Renditeprognose suchen. „In der Vergangenheit boten Infrastrukturanleihen den Anlegern eine Möglichkeit, das Risiko in einem Portfolio zu diversifizieren und gleichzeitig durch die Illiquiditätsprämie höhere Renditen für diese Anlagen zu erzielen“, ordnet Welman ein, der zudem auf Weiterentwicklungen wie Zinsprodukte verweist.

Institutionelle setzen auf externe Manager für Nischen

Ob der Fülle der Investments und der Breite der möglichen Projekte ist bei der Wahl eines passenden Produkts ein genauer Blick nötig. Das bestätigt auch Peter Brodehser, der seit 2014 das Geschäft mit Infrastructure Debt bei der Talanx-Tochter Ampega verantwortet und im Gespräch mit dem private banking magazin berichtet: „Wir tätigen kein Investment, das wir als Team nicht mit eigenen Augen gesehen haben.“ Wenn Brodehser und seine Kollegen keine Expertise in einem Bereich aufbauen konnten, setzen sie auf externe Manager. Dabei steht dann weniger das zugrunde liegende Investment im Fokus, sondern eher die Fondsstruktur und das Management. „Wer verwaltet den Fonds? Kennen wir die Personen, wie ist der Track-Record, die Strategie, das Team, die Erfahrung? Ist das Set-up realistisch im Sinne von Kostenstruktur und Deal-flow?“, fasst Brodehser die entscheidenden Fragen bei der Selektion eines externen Fonds zusammen.

Laut einer Umfrage des Bundesverbands Alternative Investments setzen über 40 Prozent der institutionellen Investoren bei Infrastrucutre Debt auf Einzelfonds. Der zweitwichtigste Zugang sind demnach aber auch schon direkte Investments, die rund ein Viertel der Großanleger tätigen. Dachfonds spielen – im Gegensatz zu Eigenkapitalinvestments in Infrastrukturprojekte – nur eine untergeordnete Rolle. Geht es nach Brodehser, könnte der Anteil der Infrastructure-Debt-Investments noch deutlich steigen. Liquidität sei genug da, allerdings mangele es am Markt an etablierten Investment Professionals. „Infrastruktur ist kein Bereich, den man nach
einem Jahr beherrscht“, mahnt er.